NIGHT WORLD - Jägerin der Dunkelheit
-wahrscheinlich niemals wissen. Rashel wollte das Thema nicht vertiefen. Sie wollte der dunklen Seite Quinns keine Nahrung geben; sie wollte mehr von dem schimmernden Licht sehen. Sie wollte das Licht wachsen lassen, bis die Dunkelheit verschwand.
Rashel, das ist vielleicht nicht möglich. Quinns Gedanke war jedoch nicht verbittert; er war ernsthaft und sanft. Durchdrungen von unendlichem Bedauern. Ich bin vielleicht nicht in der Lage, zu etwas Besserem zu werden...
Natürlich bist du in der Lage dazu. Das sind wir alle. Rashel unterbrach ihn mit absoluter Entschlossenheit. Sie konnte die knochentiefe Kälte spüren, die vor Jahren Einzug in sein Wesen gehalten hatte, die Kälte, der er Raum gegeben hatte. Ich werde nicht zulassen, dass du kalt bist, sagte sie, dann stöberte sie in seinem Geist, küsste Dinge und blies Wärme in sie hinein, erdachte sich überall Sonnenlicht und Trost.
Bitte, hör auf; ich glaube, du bringst mich um. Quinns Gedanke zitterte - halb ernst und halb hysterisch, wie das hilflose Keuchen eines Menschen, der zu Tode gekitzelt wurde.
Rashels ganzes Wesen sang vor Jubel. Sie war jung - wie seltsam, dass sie sich bis jetzt niemals wirklich jung gefühlt hatte -, und sie war verliebt und stärker als je zuvor. Sie hatte es fertiggebracht, dass John Quinn, der Vampir, sich halb hysterisch wand. Sie war unaufhaltsam.
Alles war möglich.
Ich werde alles gut machen, sagte sie zu Quinn, und sie war glücklich zu sehen, dass sie seinen Zweifel und seine Traurigkeit vertrieben hatte, zumindest für den Augenblick. Willst du wirklich, dass ich aufhöre?
Nein. Quinn klang jetzt benommen -und verwundert. Ich habe beschlossen, dass ich es genießen werde, so zu sterben, aber....
Dem Rest seines Gedankens konnte Rashel nicht folgen, aber sie nahm eine neue Kälte wahr, etwas, das sich wie ein Wind von draußen anfühlte.
Von draußen.
Sie hatte vergessen, dass es so etwas wie ein Draußen gab. Hier drinnen, in dem privaten Kokon ihres Geistes, gab es nichts außer ihr und Quinn. Es war beinahe so, als existierte nichts anderes mehr.
Aber...
Da draußen war eine ganze Welt. Andere Leute. Dinge, die geschahen. Dinge, die Rashel verhindern musste...
»Oh Gott, Quinn - die Vampire.«
Kapitel Fünfzehn
Der Klang ihrer eigenen Stimme katapultierte Rashel aus dem Licht hinaus.
Es war, als tauchte sie aus tiefem Wasser auf - von der einen Welt in eine andere. Oder als kehrte sie zurück in ihren eigenen Körper. Einen Moment lang herrschte nur Verwirrung, und Rashel war sich nicht sicher, wo sie war oder in welcher Position sie sich befand... Und dann spürte sie ihre Arme und Beine wieder und sah gelbes Licht. Lampenlicht. Sie war in einem der oberen Räume in einer Villa auf einer privaten Insel, und Quinn hielt sie in den Armen.
Sie waren irgendwie auf dem Boden gelandet, wobei sie halb knieten, halb von der Wand gestützt wurden; sie hatten die Arme umeinander gelegt, und Rashels Kopf lag an seiner Schulter. Sie hatte keine Ahnung, wann er aufgehört hatte, sie zu beißen. Und sie hatte auch keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war.
Sie hüstelte ein wenig, erschüttert von dem, was soeben geschehen war.
Jener andere Ort - der Ort des Lichts -erschien ihr noch immer realer als die harten, glänzenden Bretter des Bodens unter ihr und die weißen Wände des Raums. Aber er schien auch in seiner eigenen Realität eingesperrt zu sein. Wie ein Traum. Sie wusste nicht, ob sie jemals in der Lage sein würde, dorthin zurückzukehren.
»Quinn?« Er war wieder Quinn. Nicht John.
»Ja.«
»Weißt du, was geschehen ist? Ich meine, verstehst du es?«
»Ich denke, ja«, antwortete er, und seine Stimme klang sanft und präzise, »der Austausch von Blut kann ein telepathisches Band stärken. Bisher konnte ich es immer ausblenden, wenn ich getrunken habe, aber...« Er beendete seinen Satz nicht.
»Aber damals ist es geschehen. Oder etwas in der Art ist geschehen. Als ich dir das erste Mal begegnet bin.«
»Ja. Hm. Nun, ich denke, es ist... es gibt da etwas, das...«
Er gab es auf und suchte wieder Zuflucht bei ihrer geistigen Kommunikation. Es gibt da etwas, das man das Seelengefährtenprinzip nennt. Ich habe nie daran geglaubt. Ich habe Leute ausgelacht, die darüber redeten. Ich hätte mein Leben darauf verwettet, dass...
»Was besagt dieses Prinzip, Quinn?« Rashel hatte ebenfalls davon gehört, gerade in letzter Zeit. Aber es war nichts aus ihrer Welt, und sie wollte, dass ein Geschöpf der
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