Night World - Prinz des Schattenreichs - Night World - Black Dawn
Mensch am Herzen gelegen. Du wolltest dich um mich kümmern.«
»Es sollte dir gar nicht gestattet sein, von mir zu träumen«, entgegnete er. Seine Stimme klang angespannter und feindseliger denn je, aber als Maggie ihm näher kam und direkt ins Gesicht blickte, tat er etwas, das sie erstaunte. Er trat einen Schritt zurück.
»Warum nicht? Weil ich eine Sklavin bin? Ich bin eine Person.« Sie trat einen weiteren Schritt vor und sah ihn immer noch herausfordernd an. »Und ich glaube nicht, dass du so schlecht bist, wie du zu sein behauptest. Ich denke, ich habe in meinem Traum gesehen, wie du wirklich bist.«
»Du bist verrückt«, sagte er. Er wich nicht weiter vor ihr zurück; er hatte keinen Platz mehr. Aber sein ganzer Körper stand unter Spannung. »Warum sollte ich mich um dich kümmern wollen?«, fügte er mit kalter, verächtlicher Stimme hinzu. »Was ist so Besonderes an dir?«
Das war eine gute Frage, und einen Moment lang war Maggie erschüttert. Tränen schossen ihr in die Augen.
»Ich weiß es nicht«, antwortete sie aufrichtig. »Ich bin niemand Besonderes. Es gibt keinen Grund, warum du dich um mich kümmern solltest. Aber es spielt keine Rolle. Du hast mir das Leben gerettet, als Bern mich töten wollte, und du hast mir Wasser gegeben, als du wusstest, dass ich es brauche. Du kannst reden, soviel du willst, aber das sind die Tatsachen. Vielleicht bedeuten sie dir ja doch etwas, unter der Oberfläche. Oder...«
Sie kam nicht dazu, den letzten Satz zu beenden.
Während sie mit ihm gesprochen hatte, hatte sie etwas getan, das sie immer tat, wenn sie von einem starken Gefühl erfüllt war. Sie hatte es bei P. J. getan und bei Jeanne und Cady.
Sie hatte die Hand nach ihm ausgestreckt, um ihn zu berühren. Und obwohl ihr nur vage bewusst war, dass er ihr auszuweichen versuchte, passte sie ihre Bewegungen automatisch an und umfasste seine Handgelenke...
Und das war der Moment, in dem sie die Stimme verlor, und das, was sie sagen wollte, aus ihrem Kopf herausflog. Denn etwas geschah. Etwas, das sie nicht erklären konnte, etwas, das noch seltsamer war als geheime Königreiche, Vampire oder Hexerei.
Es geschah genau in dem Moment, als sie die Finger um seine Hände schloss. Es war das erste Mal, dass sie einander so berührten, Haut auf Haut. Als er zuvor ihr Handgelenk gepackt hatte, war der Ärmel ihrer Jacke zwischen ihnen gewesen.
Es begann als ein beinahe schmerzhafter Ruck, ein pulsierendes Kribbeln, das ihren Arm hinaufschoss und dann
durch ihren ganzen Körper prickelte. Maggie sog scharf die Luft ein, doch sie konnte seine Hand nicht loslassen. Wie jemand, der von einem tödlichen elektrischen Schlag getroffen worden war, erstarrte sie.
Das blaue Feuer, dachte sie wild. Er macht mit mir dasselbe, was er mit Bern gemacht hat.
Aber im nächsten Augenblick wusste sie, dass das ein Irrtum war. Dies war nicht die brutale Energie, die Bern getötet hatte, und es war nichts, was der Junge mit ihr machte. Es war etwas, das zwischen ihnen beiden geschah, durch eine unglaublich mächtige Quelle, die in keinem von ihnen ihren Ursprung hatte.
Und dieses Etwas versuchte... einen Kanal zu öffnen. Das war die einzige Beschreibung, die Maggie dafür einfiel. Es brannte einen Pfad in ihrem Geist frei und verband ihn mit seinem.
Sie hatte das Gefühl, als hätte sie sich umgedreht und fände sich plötzlich der Seele einer anderen Person gegenüber. Einer Seele, die schutzlos dort hing und bereits in hilfloser Kommunikation mit der ihren stand.
Es war das mit Abstand Intensivste, das ihr je widerfahren war. Maggie sog abermals die Luft ein, sie sah Sterne, und dann schienen ihre Beine einfach zu zerschmelzen, und sie kippte nach vorn.
Er fing sie auf, aber auch er konnte nicht stehen bleiben. Maggie wusste das, ebenso gut wie sie wusste, was mit ihrem eigenen Körper geschah. Er sank auf die Knie, ohne sie loszulassen.
Was machst du mit mir?
Es war ein Gedanke, aber es war nicht Maggies Gedanke. Es war seiner.
Ich weiß es nicht... ich mache es nicht... ich verstehe es nicht! Maggie hatte keine Ahnung, wie sie einer anderen Person ihre Gedanken schicken konnte. Aber sie brauchte es auch nicht zu wissen, es geschah einfach. Eine unsichtbare Leitung hatte sich zwischen ihnen geöffnet. Es war wild und schrecklich, ein wenig so, als seien sie durch einen Blitz miteinander verschmolzen worden, aber es war auch so wunderbar, dass Maggies Haut von oben bis unten kribbelte und sich eine ehrfürchtige
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