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Night World - Prinz des Schattenreichs - Night World - Black Dawn

Titel: Night World - Prinz des Schattenreichs - Night World - Black Dawn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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alte Delos zuckte nicht zusammen und gab auch keinen Laut von sich. Der Blick seiner goldenen
Augen war auf das Gesicht seines Vaters gerichtet, während Blut auf den Boden tropfte.
    »Ich denke nicht, dass das eine gute Idee ist«, wandte der alte Lehrer ein. »Das blaue Feuer ist nicht dazu bestimmt, auf solche Weise benutzt zu werden, und es beschädigt seinen Arm, wann immer er es tut...«
    »Jetzt«, unterbrach der König ihn. Er ignorierte den Alten und wandte sich zum ersten Mal an das Kind. »Zeig mir, wie stark du bist, Sohn. Richte das blaue Feuer gegen...« Er blickte bedächtig zu dem Lehrer hin. »Sagen wir - gegen ihn.«
    »Majestät!« Der alte Mann keuchte auf und wich gegen die Wand zurück.
    Die goldenen Augen waren groß und angstvoll.
    »Tu es!«, befahl der König scharf, und als der kleine Junge stumm den Kopf schüttelte, legte er ihm eine Hand auf die schmale Schulter. Magie konnte sehen, wie der Griff seiner Finger sich schmerzhaft schloss. »Tu, was ich dir sage. Sofort!«
    Delos schaute den alten Mann an, der jetzt zu schrumpfen schien und Unverständliches murmelte, die zitternden Hände erhoben, als wollte er einen Schlag abwehren.
    Der König veränderte seinen Griff und hob den Arm des Jungen an.
    »Sofort, Balg! Jetzt!«
    Blaues Feuer explodierte. Es quoll in einem stetigen Strom wie Wasser aus einem unter hohem Druck stehenden Feuerwehrschlauch. Es traf den alten Mann und
schleuderte ihn gegen die Wand; seine Augen und sein Mund waren vor Entsetzen weit geöffnet. Und dann gab es keinen alten Mann mehr. Es gab nur noch eine schattenhafte Silhouette aus Asche.
    »Interessant«, bemerkte der König und ließ den Arm des Jungen fallen. Sein Ärger zerstreute sich so schnell, wie er gekommen war. »Tatsächlich dachte ich, da wäre mehr Macht. Ich dachte, er würde vielleicht die Wand wegsprengen.«
    »Gebt ihm Zeit.« Die Stimme der Frau klang leicht belegt, und sie schluckte wieder und wieder.
    »Nun, so oder so, er wird nützlich sein.« Der König wandte sich den anderen Anwesenden im Raum zu. »Vergesst es nicht - ihr alle. Eine Zeit der Dunkelheit kommt. Das Ende des Jahrtausends bedeutet das Ende der Welt. Aber was immer auch draußen geschieht, dieses Königreich wird überleben.«
    Währenddessen saß der kleine Junge nur da und starrte die Stelle an, an der der alte Mann gestanden war. Seine Augen waren groß, die Pupillen riesig und starr. Sein Gesicht war weiß, doch ohne jeden Ausdruck.
    Maggie hatte Mühe, zu atmen.
    Das - das ist das Schrecklichste, was ich je gesehen habe. Sie bekam die Worte in ihren Gedanken kaum heraus. Sie haben dich dazu gezwungen, deinen Lehrer zu töten. Er hat dich dazu gezwungen. Dein Vater. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie drehte sich blind um, versuchte, Delos in dieser fremdartigen Landschaft zu finden, versuchte, direkt zu ihm zu sprechen. Sie wollte ihn ansehen, wollte
ihn in die Arme nehmen. Ihn trösten. Es tut mir so leid. Es tut mir so leid, dass du so aufwachsen musstest.
    Sei nicht dumm , sagte er. Ich bin aufgewachsen, um stark zu sein. Das ist es, was zählt.
    Du bist ohne jemaudeu aufgewachsen, der dich liebte, wandte Maggie ein.
    Er sandte ihr einen eisigen Gedanken. Liebe ist etwas für Schwache. Sie ist eine Illusion. Und sie kann tödlich sein.
    Maggie wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. Sie wollte ihn schütteln. All dieses Gerede über das Ende des Jahrtausends und das Ende der Welt - was bedeutet das?
    Genau das, wonach es klingt, erwiderte Delos knapp. Die Prophezeiungen erfüllen sich. Die Welt der Menschen steht kurz davor, in Blut und Dunkelheit zu enden. Und dann werden die Geschöpfe der Nachtwelt wieder regieren.
    Und das ist der Grund dafür, warum sie einen Fünf jährigen in eine tödliche Waffe verwandelt haben?, fragte sich Maggie. Der Gedanke war nicht für Delos bestimmt, aber sie konnte spüren, dass er ihn hörte.
    Ich bin, was mir zu sein bestimmt ist, stellte er fest. Und ich will überhaupt nichts anderes sein.
    Bist du dir sicher? Maggie sah sich um. Obwohl sie nicht hätte beschreiben können, was sie tat, wusste sie, was es war. Sie suchte nach etwas... etwas, um ihm beweisen zu können...
    Eine Szene blitzte in dem Kristall auf.
    Der Knabe Delos war acht. Er stand vor einem Haufen Geröll, Felsen von der Größe kleiner Autos. Sein Vater stand neben ihm.

    »Jetzt!«
    Als der König sprach, hob der Junge den Arm. Blaues Feuer blitzte auf. Ein Gesteinsbrocken explodierte und zerfiel

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