Night World - Prinz des Schattenreichs - Night World - Black Dawn
Cady eine bessere Orientierung zu haben als sie, und am Anfang murmelte sie immer wieder: »In diese Richtung, denke ich.« Aber nach einer Weile hörte sie auf zu reden, und einige Zeit danach hörte sie sogar auf, Maggies Fragen zu beantworten.
Schließlich blieb sie taumelnd stehen.
»Cady...«
Es hatte keinen Sinn. Das größere Mädchen erzitterte einmal und erschlaffte dann. Maggie konnte nicht mehr tun, als ihren Fall zu bremsen.
Und dann saß sie allein auf einer kleinen Lichtung, eingehüllt in den würzigen Duft einer roten Zeder, mit einem bewusstlosen Mädchen auf dem Schoß. Maggie verharrte reglos und lauschte auf die Stille.
Die durch das plötzliche Knirschen von Schritten durchbrochen wurde.
Von Schritten, die auf sie zukamen.
Es konnte ein Hirsch sein. Aber das Geräusch hatte etwas Stockendes, Verstohlenes. Auf jedes Knirschen folgte eine Pause, bevor sie den nächsten Schritt hören konnte. Die feinen Härchen in Maggies Nacken stellten sich auf.
Sie hielt den Atem an und tastete nach einem Stein oder einem Stock - nach irgendeiner Waffe. Cady lag schwer auf ihrem Schoß.
Etwas regte sich in den Scheinbeerensträuchern zwischen zwei Bäumen. Maggie spannte alle Muskeln an und versuchte, etwas zu sehen.
»Wer ist da?«
KAPITEL ELF
Wieder regte sich etwas in den Sträuchern. Maggies suchende Finger fanden nur Eicheln und Farn, daher ballte sie stattdessen eine Faust, rutschte unter Cady weg und hielt sich bereit. Eine Gestalt trat aus dem Unterholz. Maggie strengte ihre Augen so sehr an, dass sie graue Punkte sah, aber sie konnte nichts Konkretes erkennen.
Es folgte ein langer, angstvoller Moment, dann erklang eine Stimme.
»Ich hab dir doch gesagt, dass du es niemals schaffen würdest.«
Maggie wäre vor Erleichterung beinahe ohnmächtig geworden.
Im gleichen Augenblick kam der Mond hinter einer Wolke hervor. Er schien auf die Lichtung und auf die schlanke Gestalt, die dastand, eine Hand in die Hüfte gestemmt. Das bleiche, silbrige Licht färbte rotes Haar beinahe schwarz, aber das kantige Gesicht und die schmalen, skeptischen Augen waren unverkennbar. Ganz zu schweigen von der säuerlichen Miene.
Maggie stieß einen langen, bebenden Atemzug aus. »Jeanne!«
»Sehr weit seid ihr ja nicht gekommen, oder? Die Straße ist gleich dort drüben. Was ist passiert? Ist sie tot umgefallen?«
Es war erstaunlich, wie gut diese gereizte, schneidende Stimme in Maggies Ohren klang. Sie lachte zittrig. »Nein, Cady ist nicht tot. Bern ist tot - du weißt schon, der große Sklavenhändler. Aber...«
»Du machst Witze.« In Jeannes Stimme schwang Respekt mit, und sie trat vor. »Du hast ihn getötet?«
»Nein. Es war - hör mal, ich erkläre es später. Kannst du mir zuerst helfen, sie an eine geschütztere Stelle zu bringen? Es wird wirklich eiskalt hier draußen, und sie ist vollkommen weggetreten.«
Jeanne beugte sich vor und betrachtete Arcadia. »Ich habe dir doch gesagt, dass ich dir nicht helfen würde, wenn du in Schwierigkeiten gerätst.«
»Ich weiß«, erwiderte Maggie. »Kannst du sie von deiner Seite aus anheben? Wenn wir ihr beide einen Arm unter die Schultern legen, könnte sie vielleicht ein kleines Stück gehen.«
»Verdammt«, sagte Jeanne knapp. »Wir sollten sie besser zwischen uns tragen. Wir fassen uns an den Händen, dann kriegen wir sie hoch.«
Maggie umklammerte eine kalte, schlanke Hand mit Schwielen und einem überraschend festen Griff. Sie schoben die Hände unter Cady und trugen dann das bewusstlose Mädchen.
»Du bist stark«, ächzte sie.
»Ja, hm, das ist eine der Nebenwirkungen des Sklavendaseins. Die Straße liegt in dieser Richtung.«
Es war eine mühsame, langsame Angelegenheit, aber auch Maggie war stark, und Jeanne war in der Lage, sie
um die schlimmsten Stellen des Unterholzes herumzuführen. Und es tat so gut, einfach mit einem anderen menschlichen Wesen zusammen zu sein, das gesund und klar im Kopf war und sie nicht umbringen wollte, dass Maggie sich beinahe unbeschwert fühlte.
»Was ist mit P.J.? Ist sie okay?«
»Ihr geht es gut. Sie ist an einer Stelle, die ich kenne - es ist nichts Besonderes, aber es ist eine gewisse Zuflucht. Und genau dort gehen wir auch hin.«
»Du hast dich um sie gekümmert«, bemerkte Maggie. Sie schüttelte in der Dunkelheit den Kopf und lachte.
»Was gibt es da zu kichern?« Jeanne hielt inne, und sie verbrachten einige Sekunden damit, um einem am Boden liegenden, mit Flechten bedeckten Baumstamm
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