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Night World - Retter der Nacht

Titel: Night World - Retter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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entfernt und voller Magie war.
    Die Welt der Nacht, dachte sie und hob ihr Kinn, als James sie in seine Arme nahm.
    Diesmal schmerzte der doppelte Stich in ihren Hals auf angenehme Weise.
    Aber das Beste war wieder, wie James mit seinem Verstand den ihren berührte. Dieses Gefühl, eins zu sein, plötzlich ein Ganzes zu bilden, erfüllte sie wie ein goldenes, warmes Licht.
    Wieder schienen sie zu verschmelzen, sich aufzulösen und sich zu vermengen, wo immer sie sich berührten. Sie fühlte ihren eigenen Herzschlag durch seinen Körper pulsieren.
    Näher und näher - und dann fühlte sie, wie er sich zurückzog.
    James? Was ist los?
    Nichts, beruhigte er sie, aber Poppy spürte, dass das nicht ganz stimmte. Er versuchte, das immer fester werdende Band zwischen ihnen abzuschwächen. Aber warum?
    Poppy, ich möchte dich zu nichts zwingen. Was wir fühlen - ist künstlich.
    Künstlich? Sie hatte noch nie etwas gespürt, das so real gewesen war. In ihre Freude mischte sich verletzter Ärger auf James.

    So habe ich es nicht gemeint, sagte er, ohne laut zu sprechen. Er klang leicht verzweifelt. Es ist nur, dass man dem Band des Blutes nicht widerstehen kann. Du könntest nicht widerstehen, selbst wenn du mich hassen würdest. Es ist nicht fair …
    Fair oder nicht, das war Poppy total egal. Wenn du nicht widerstehen kannst, warum versuchst du es dann überhaupt?, fragte sie triumphierend.
    Sie hörte etwas wie ein mentales Lachen, und dann klammerten sie sich aneinander, als eine Welle puren Glücks sie durchflutete.
    Das Band des Blutes, dachte Poppy, als James endlich seinen Kopf hob. Es macht nichts, wenn er mir nicht sagen will, dass er mich liebt. Wir sind jetzt miteinander verbunden. Nichts kann das ändern.
    Und schon bald würde sie das Band endgültig damit besiegeln, dass sie sein Blut trank. Versuch dann noch zu widerstehen, dachte sie trotzig und war überrascht, als James leise lachte.
    »Liest du wieder meine Gedanken?«
    »Nicht direkt. Du hast etwas ausgestrahlt und du warst sehr gut darin. Du wirst eine starke Telepathin werden.«
    Interessant. Aber im Moment fühlte Poppy sich gar nicht stark, sondern eher schwach wie ein neugeborenes Kätzchen. Oder schlaff wie eine welke Blume. Sie brauchte …

    »Ich weiß«, flüsterte James. Er stützte sie immer noch, während er sein Handgelenk an den Mund hob.
    Poppy hielt ihn zurück. »James? Wie oft müssen wir das tun, bevor ich mich - verändere?«
    »Noch einmal, denke ich«, antwortete er leise. »Ich habe diesmal viel von dir getrunken, und ich möchte, dass du dasselbe tust. Und nächstes Mal, wenn wir es machen …«
    Werde ich sterben, dachte sie. Jedenfalls weiß ich jetzt, wie viel Zeit mir noch als Mensch bleibt.
    James zog die Lippen zurück und enthüllte seine langen, rasiermesserscharfen Eckzähne, die er in sein Handgelenk stieß.
    Etwas Schlangenhaftes lag in seiner Bewegung. Blut, rot wie Kirschsaft, quoll hervor.
    Gerade als Poppy sich mit geöffneten Lippen nach vorn beugte, klopfte es an der Tür.
    Poppy und James erstarrten schuldbewusst.
    Es klopfte wieder. Schwach und benommen, wie sie war, konnte Poppy sich nicht bewegen. Sie konnte nur einen einzigen Gedanken fassen: Bitte nicht, bitte lass es nicht …
    Die Tür ging auf.
     
    Es war Phil.
    »Poppy, bist du wach?«, begann er, als er den Kopf ins Zimmer steckte. »Mom sagt …«

    Er brach abrupt ab und schaltete schnell das Licht ein. Plötzlich war der Raum taghell.
    Na toll, dachte Poppy frustriert. Phil spähte durch die dünnen Vorhänge um das Bett. Poppy blinzelte ihn an.
    »Was ist da los?«, donnerte er mit einer Stimme, die ihm die Hauptrolle in dem Film »Die zehn Gebote« beschert hätte. Bevor Poppy einen klaren Gedanken fassen konnte, um zu antworten, lehnte er sich vor und packte James grob am Arm.
    »Phil, nicht«, versuchte Poppy einzulenken. »Phil, du Idiot.«
    »Wir hatten eine Abmachung«, fuhr er James an. »Und du hast sie gebrochen.«
    James packte Phil genauso grob am Arm. Poppy hatte das ungute Gefühl, dass sie sich die Köpfe einschlagen wollten.
    Wenn sie doch nur klar denken könnte! In ihrem Kopf drehte sich alles.
    »Du siehst das völlig falsch«, stieß James hervor.
    »Falsch? Dass ich nicht lache! Ich komme rein, finde euch beide in inniger Umarmung bei geschlossenen Vorhängen im Himmelbett, und du willst mir weismachen, dass ich etwas falsch sehe?«
    » Auf dem Bett, nicht im Bett«, warf Poppy ein. Phil ignorierte sie.
    James schüttelte Phil.

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