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Night World - Retter der Nacht

Titel: Night World - Retter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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gemacht …« Er brach den Satz ab und schaltete Poppys CD-Player ein. Technomusik vibrierte durchs Zimmer.
    »Ich hatte mir Sorgen gemacht, dass du letzte Nacht nicht genug Blut bekommen hast.« Er setzte sich wieder. »Du musst dieses Mal mehr trinken - und ich auch.«
    Poppy fühlte, wie sie innerlich zitterte. Ihre Abscheu
war weg. Sie hatte immer noch Angst, aber nur wegen der Folgen, die sich ergeben würden. Schließlich war das Bluttrinken nicht nur dazu da, um James ganz nah zu sein oder ihm Nahrung zu spenden. Sie taten es, um Poppy in ein anderes Wesen zu verwandeln.
    »Warum hast du mich noch nie vorher gebissen? Das ist das Einzige, was ich nicht verstehe.« Ihr Tonfall war leicht, aber es steckte eine ernste Frage dahinter. »Ich meine«, fuhr sie langsam fort, »mit Marylyn und Jackie hast du das doch auch gemacht, nicht? Oder mit anderen Mädchen.«
    Er wandte den Blick ab, seine Stimme blieb jedoch ruhig. »Ich habe kein Blut mit ihnen ausgetauscht. Aber ich habe ihr Blut getrunken, das stimmt.«
    »Aber meines nicht.«
    »Nein. Wie kann ich das erklären?« Er sah sie an. »Blut zu trinken kann viele verschiedene Bedeutungen haben. Die Ältesten wollen, dass es nichts anderes ist als reine Nahrungsaufnahme. Sie sagen, dass man einzig und allein die Freude an der Jagd spüren soll. Und das ist tatsächlich alles, was ich empfunden habe - bisher.«
    Poppy nickte und versuchte, damit zufrieden zu sein. Sie fragte nicht, wer die Ältesten waren.
    »Außerdem kann es gefährlich sein«, erklärte James. »Es kann voller Hass geschehen und es kann tödlich sein. Ich meine damit, wirklich tödlich.«

    Poppy war leicht amüsiert darüber. »Du würdest doch nicht töten, James.«
    Er starrte sie an. Draußen war es bewölkt. Im fahlen Licht, das hereinfiel, wirkte sein Gesicht bleich und seine Augen glänzten silbern.
    »Aber das habe ich getan.« Seine Stimme klang düster und hart. »Ich habe getötet, ohne genug Blut ausgetauscht zu haben, und dieser Mensch ist nicht als Vampir zurückgekommen.«

KAPTITEL SIEBEN
    »Dann musst du einen Grund dafür gehabt haben«, sagte Poppy fest. Als er sie ansah, zuckte sie mit den Schultern. »Ich kenne dich eben.« Ich kenne dich auf eine Art und Weise, wie ich noch nie jemanden gekannt habe, fügte sie in Gedanken hinzu.
    James wandte wieder den Blick ab. »Ich hatte keinen Grund, aber es waren sehr außergewöhnliche Umstände. Man könnte sagen, dass man mich reingelegt hat. Trotzdem habe ich immer noch Albträume deswegen.«
    Er klang so müde - so traurig. Es ist eine einsame Welt voller Geheimnisse, dachte Poppy. Und er hatte das größte Geheimnis vor allen anderen verbergen müssen, auch vor ihr.
    »Das muss schrecklich für dich gewesen sein.« Sie merkte kaum, dass sie laut sprach. »Ich meine, dein Leben lang so etwas mit dir herumzutragen. Nie mit jemandem sprechen zu können. So zu tun …«
    »Poppy, nicht.« Er erschauderte vor unterdrückten Gefühlen.
    »Ich soll nicht mit dir fühlen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Niemand hat das je zuvor
verstanden.« Nach einer Pause fuhr er fort. »Wie kannst du dir Sorgen wegen mir machen? Bei all dem, was dir bevorsteht?«
    »Ich glaube, weil - weil du mir sehr am Herzen liegst.«
    »Und ich glaube, das ist auch der Grund, warum ich dich nicht wie Marylyn oder Jackie behandelt habe«, flüsterte er.
    Poppy sah in sein attraktives Gesicht, auf die seidige schwarze Locke, die ihm in die Stirn fiel - und hielt den Atem an. Sag endlich ›Ich liebe dich‹, befahl sie ihm in Gedanken. Sag es schon, du Dickkopf.
    Aber sie waren nicht miteinander verbunden, und James machte nicht das geringste Anzeichen, dass er sie verstanden hatte. Stattdessen wurde er kühl und sachlich. »Wir fangen besser an.« Er stand auf und zog die Vorhänge zu. »Sonnenlicht verringert alle Fähigkeiten der Vampire«, sagte er in belehrendem Tonfall.
    Poppy nutzte die Pause, um zum CD-Player zu gehen. Der Technobeat war eher zum Tanzen geeignet und nicht gerade romantisch. Sie drückte einen Knopf und ein sanftes portugiesisches Liebeslied erklang.
    Dann schloss sie die leichten Vorhänge um ihr Himmelbett. Als sie sich setzte, waren James und sie in ihrer eigenen kleinen Welt eingeschlossen, die dämmrig und abgeschieden war wie in einem Kokon.
    »Ich bin bereit«, sagte sie leise, und James lehnte sich tief über sie. Selbst im Halbdunkel war Poppy wie
gebannt von seinen Augen. Sie waren wie Fenster zu einer anderen Welt, die weit

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