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Night World - Retter der Nacht

Titel: Night World - Retter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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schwammen ihre Augen in Tränen.
    »Oh nein - Schatz!«, rief ihre Mutter. Mit zwei Schritten war sie beim Bett und nahm Poppy in die Arme. »Ihr Jungs geht jetzt besser.«
    Der wilde Ausdruck wich aus James’ Gesicht und er ließ Phillip los. »Okay, tut mir leid. Poppy, ich muss noch bleiben …«
    Phillip stieß ihm den Ellbogen in den Magen.
    Das tat James wahrscheinlich nicht so weh wie einem Menschen, aber Poppy sah die Wut in seinem Gesicht, als er sich wieder aufrichtete. Er hob Phil hoch und warf ihn mit dem Kopf voran quer durchs Zimmer auf ihren Frisiertisch.
    Poppys Mutter schrie auf. Cliff sprang zwischen Phil und James.
    »Das reicht! Seid ihr alle verrückt geworden?«, brüllte er. Dann sagte er an Phil gewandt: »Bist du in Ordnung?« Und zu James: »Was soll das alles?«

    Phil rieb sich benommen den Kopf. James schwieg. Poppy brachte keinen Ton heraus.
    »Na gut, ist auch egal«, lenkte Cliff ein. »Wir sind im Moment alle etwas nervös. Aber du gehst jetzt wohl besser nach Hause, James.«
    James sah Poppy an.
    Ihr ganzer Körper schmerzte. Sie wandte James den Rücken zu und verbarg ihr Gesicht an der Schulter ihrer Mutter.
    »Ich komme wieder«, sagte James leise. Es war vielleicht als Versprechen gemeint, klang jedoch wie eine Drohung.
    »In nächster Zeit nicht«, antwortete Cliff in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. Poppy schaute über den Arm ihrer Mutter hinweg und sah, dass Phils blondes Haar blutverklebt war. »Ich glaube, wir brauchen alle ein bisschen Abstand, um uns abzukühlen. Nun komm schon.«
    Er führte James hinaus. Poppy schniefte und zitterte. Sie versuchte, die Wellen von Schwindel zu ignorieren, die sie überliefen, und die aufgeregt murmelnden Stimmen in ihrem Kopf zum Schweigen zu bringen. Inzwischen dröhnte laute Technomusik durch das Zimmer.
     
    In den nächsten zwei Tagen rief James achtmal an.
    Poppy nahm beim ersten Mal tatsächlich den Hörer ab. Es war nach Mitternacht, als ihr privates Telefon
klingelte, und sie antwortete im Halbschlaf wie automatisch.
    »Leg nicht wieder auf, Poppy«, sagte James.
    Poppy legte den Hörer auf. Einen Moment später klingelte das Telefon wieder.
    »Wenn du nicht sterben willst, Poppy, dann musst du mir zuhören.«
    »Das ist Erpressung. Du bist ja krank.« Sie umklammerte den Hörer. Ihre Zunge fühlte sich geschwollen an und sie hatte schreckliche Kopfschmerzen.
    »Es ist die Wahrheit. Poppy, hör mir zu. Du hast heute kein Blut getrunken. Ich habe dich geschwächt und du hast nichts als Ausgleich bekommen. Das könnte dich töten.«
    Poppy hörte die Worte, aber sie schienen nicht real zu sein. Sie ignorierte sie und zog sich in einen Dämmerzustand zurück, in dem klares Denken unmöglich war. »Ist mir egal.«
    »Es ist dir nicht egal, und wenn du vernünftig denken könntest, wüsstest du das. Es ist die Umstellung, die das bewirkt. Du bist mental völlig von der Rolle. Du bist zu paranoid, unlogisch und verrückt, um zu erkennen, dass du paranoid, unlogisch und verrückt bist.«
    Das war verdächtig nah an dem dran, was Poppy bereits vermutet hatte. Verschwommen war sie sich bewusst, dass sie sich benahm wie Marissa Schaffer, nachdem diese auf einer Party sechs Flaschen Bier getrunken
hatte. Nämlich wie eine schwafelnde Irre. Aber sie konnte nichts daran ändern.
    »Ich will nur noch eines wissen. Ist es wahr, dass du diese Dinge zu Phil gesagt hast?«
    Sie hörte, wie James heftig ausatmete. »Okay, die Worte habe ich gesagt. Aber der Inhalt war gelogen. Ich wollte ihn damit nur loswerden.«
    Aber inzwischen war Poppy zu erregt, um sich noch beruhigen zu lassen.
    »Warum sollte ich jemandem glauben, dessen ganzes Leben eine Lüge ist?«, fragte sie und knallte den Hörer auf, als die ersten Tränen kamen.
    Den ganzen nächsten Tag verbrachte sie in ihrem dämmrigen Zustand der totalen Verweigerung. Nichts schien wirklich zu sein: weder ihr Streit mit James noch seine Warnung und auch nicht ihre Krankheit. Ihr Verstand fand einen Weg, die besondere Behandlung, die sie von jedem empfing, zu akzeptieren, ohne über den Grund dafür nachzudenken.
    Es gelang ihr sogar, die geflüsterten Bemerkungen zu überhören, die ihre Mutter zu Phil machte. Darüber, wie schnell es mit der armen Poppy bergab ging. Wie sie immer blasser und schwächer wurde. Und wie es ihr immer schlechter ging. Niemand außer Poppy wusste, dass sie die Gespräche auf dem Flur so klar verstehen konnte, als fänden sie in ihrem Zimmer statt.
    Alle

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