Nightschool. Du darfst keinem trauen
Zweifel von letzter Nacht schwirrten ihr immer noch im Kopf herum. Doch wenn sie sich jetzt nicht zu Rachel setzte, würde es auch komisch aussehen.
Niemand an der Schule kriegt so viel Klatsch mit. Wenn sie nichts zu den Gerüchten über mich sagt, weiß ich, dass sie es ist.
Sie setzte ihr Tablett auf Rachels Tisch ab. »Ich dachte schon, ich müsste alleine frühstücken.«
»Ich frühstücke immer in aller Herrgottsfrühe«, sagte Rachel. »Das hat Dad mir beigebracht, als ich noch klein war, und jetzt komm ich davon nicht mehr los. Kindesmisshandlung ist das, einfach gemein!«
Rachel hatte sich ein Käse-Ei-Sandwich gemacht, und während Allie sich Milch über die Flocken goss, konnte sie nicht umhin zu bewundern, wie Rachel ihr Frühstück systematisch vertilgte. »Dein Frühstück sieht viel besser aus als meins«, bemerkte sie.
»Ist ja auch die wichtigste Mahlzeit des Tages, liebste Freundin«, sagte Rachel kauend. »Hey, weißt du schon, dass die Leute ein wirklich übles Gerücht über dich verbreiten?«
Allie hatte den Löffel auf halbem Weg zum Mund geführt und erstarrte. »Ich hab so was läuten hören«, sagte sie vorsichtig. »Muss irgendwas total Verrücktes sein.«
Rachel nickte. »Diese ganze ›Allie-ist-’ne-psychopathische-Mörderin‹-Nummer. Das war jedenfalls, was ich aufgeschnappt habe. Von Sharon McInnon. Kennst du die?«
Allie schüttelte den Kopf.
»Na ja«, sagte Rachel und biss in ihr Sandwich. »Ich hab ihr gesagt, sie soll sich ins Knie ficken.«
Allie fiel ein Stein vom Herzen. Es war doch nicht Rachel. Wusste ich’s doch.
»Und wie hat sie das aufgenommen?«, fragte sie.
»Hat ihr nichts ausgemacht«, sagte Rachel. »Sie ist von mir nichts anderes gewohnt, weil sie so eine blöde Zicke ist.«
Sie fingen beide zu kichern an, doch schon bald gewannen Allies Sorgen die Oberhand.
»Wer sagt so was, Rachel?«, fragte sie. »Diese grässlichen Lügen – wer tut denn so was?«
»Darüber denke ich schon den ganzen Morgen nach«, sagte Rachel finster. »Keine Angst. Ich werde der Sache auf den Grund gehen.«
Allie hob ihre Tasse. »Jetzt, wo ich dich auf meiner Seite habe, haben die keine Chance.«
Aber aus irgendeinem Grund war ihr immer noch nicht ganz wohl.
Als sie nach dem Frühstück über den Gang lief, war sie ganz in ihre Grübeleien versunken.
Ich kann Rachel jetzt doch trauen – oder?
Sie hatte es beinahe bis zur Treppe geschafft, als Katies rasiermesserscharfe Stimme die beschauliche Samstagmorgenruhe durchschnitt.
»Hallo, Killer! Wie geht’s uns so heute Morgen?«
Allie wirbelte herum. » Fuck off , Katie.«
»Was ist denn das für eine Ausdrucksweise?« Katies perfekte Lippen formten sich zu einem boshaften Lächeln. »Wir hätten es ja wissen müssen, dass hier alles den Bach runtergeht, wenn sie dich reinlassen.«
Ihre gestylten Jüngerinnen umringten sie kichernd und warteten tuschelnd auf Allies Antwort.
»Wovon redest du, Katie?« Obwohl sie innerlich vor Wut tobte, bemühte sich Allie um eine feste Stimme. Sie überlegte, wie sie mit der Situation umgehen sollte, doch der Wunsch, Katie ins Gesicht zu schlagen, war stärker. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten.
Während Allie ihren inneren Kampf focht, trat Katie einen Schritt auf sie zu. »Ich hab gehört, du hast dich öfter nicht unter Kontrolle«, sagte sie in einem leisen, hinterhältigen Tonfall. »War das auch bei Ruth so? Hat sie dich auf die Palme gebracht? Bist du deswegen ausgerastet?«
Unwillkürlich schnellte Allies Faust nach oben. Doch bevor sie Katies freche Nase treffen konnte, wurde Allie von hinten gepackt und so blitzartig zurückgerissen, dass ihre Füße kurzzeitig in der Luft waren.
»Wolltest du nicht gerade deine Bulimie pflegen gehen, Katie?«, fragte Sylvain mit samtener Stimme, während Allie in seinen Armen zappelte.
Katie starrte ihn fassungslos an. »Das kann jetzt nicht dein Ernst sein, Sylvain. Was soll das? Wieso verteidigst du diese absolute Null? Ich verstehe wirklich nicht, was du an der findest.«
Allie hatte aufgehört, sich zu wehren, doch Sylvain hielt sie weiter fest. Sein warmer Körper an ihrem – das weckte unwillkommene Erinnerungen.
»Allie hat mehr Klasse, als du in deinem erbärmlichen Leben je haben wirst.« Sylvains klare, blaue Augen streiften über ihre Clique. »Und das gilt für euch alle. Und jetzt kümmert euch bitte um euren eigenen Kram.«
Die Mädchen standen erst unschlüssig herum und trollten sich dann Richtung
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