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Nightschool. Du darfst keinem trauen

Nightschool. Du darfst keinem trauen

Titel: Nightschool. Du darfst keinem trauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Daugherty
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war.
    »Dein Kumpel hat mich gebeten, dir das zu geben«, flüsterte Lucas sarkastisch.
    »Was? Wo ist er denn?«, fragte Allie, setzte sich auf und schaute sich um.
    Lucas zuckte mit den Achseln. »Keine Ahnung. Ich bin ihm vor ein paar Minuten auf dem Flur begegnet. Ich muss jetzt los. Wir spielen gleich Kricket.«
    Allie sah sich um, ob jemand sie beobachtete. Dann faltete sie den Zettel auseinander und erkannte sofort Carters ordentliche Handschrift. Er hatte nur ein paar wenige Zeilen in die Mitte des Blattes geschrieben.
    Allie,
    wir müssen reden.
    Komm um 21:30 Uhr in die Bibliothek. Ich warte hinten links in der Ecke bei den lateinischen Büchern. Pass auf, dass Sylvain dich nicht sieht.
    C
    Allies Herz schlug schneller. Sobald sie die Nachricht gelesen hatte, faltete sie den Zettel einmal, damit man den Text nicht sehen konnte, und steckte ihn zwischen die Seiten ihres Buches.
    Die nächsten zwanzig Minuten vergingen im Schneckentempo. Sie versuchte zu lesen, doch es war ihr unmöglich, sich zu konzentrieren. Um fünf vor halb zehn packte sie schließlich ihre Sachen zusammen, streckte sich theatralisch, damit jeder, der sie zufällig beobachtete, sah, wie müde sie war, und erhob sich aus ihrem Sessel.
    »Ich glaub, ich geh dann mal ins Bett«, sagte sie zu niemand bestimmtem und ging.
    Im Flur blieb sie stehen, kramte in ihren Papieren und wartete, ob ihr irgendwer folgte. Als niemand kam, ging sie Richtung Bibliothek. Dort angekommen, warf sie noch einmal einen Blick über die Schulter, dann öffnete sie die Tür.
    Drinnen war es voll, aber still. Während Allie über die weichen Teppiche lief, blätterte sie ihr Schreibheft durch, als würde sie etwas suchen. Ab und an blickte sie prüfend auf die Signaturen der Bücher und ging dann weiter, als hätte sie nicht gefunden, was sie suchte.
    Ich hätte Schauspielerin werden sollen , dachte sie. So überzeugend, wie ich das mache.
    Vorbei an den aufwendigen Vertäfelungen, hinter denen sich die Studierzellen der älteren Schüler mit den seltsam grausamen Wandmalereien befanden, drang sie allmählich in die Abteilung für alte Sprachen vor. Je weiter sie kam, desto weniger Schüler traf sie an. Als sie die Regale ganz hinten an der Wand erreicht hatte, war niemand mehr in der Nähe.
    Da sie nicht genau wusste, wo die lateinischen Bücher aufbewahrt wurden, arbeitete sie sich Gang für Gang vorwärts. Ab und zu zog sie ein schweres Buch aus dem Regal, um festzustellen, in welcher Sprache es geschrieben war. Sie fand reihenweise verstaubte Lederfolianten in griechischer Sprache und ganze Stapel arabischer Bücher – aber keine lateinischen Schriften.
    »Wieso verstecken die denn die Lateinbücher?«, murmelte sie. »Ist das irgend so ein Schlaumeierscherz? Muss man, wenn man lateinische Bücher lesen will, erst mal …«
    »Allie!«, unterbrach ein Flüstern ihre Gedanken. Es kam aus der hintersten Ecke des Raums.
    »Carter?« In diesem Teil der Bibliothek war das Licht äußerst funzelig. Mit zusammengekniffenen Augen versuchte Allie zu erkennen, wer da gesprochen hatte – als aus dem Dämmer eine Hand nach ihr griff und sie zwischen zwei hohe Büchergestelle zerrte.
    »Meine Güte«, sagte Allie. »Ein einfaches ›Hallo‹ hätte es auch getan.«
    Carter lächelte nicht. »Tut mir leid. Ich wollte dich nur aus dem Verkehr ziehen, bevor die ganze Bibliothek sich fragt, wieso du dich eigentlich dahinten bei den alten Sprachen rumtreibst und Selbstgespräche führst.«
    »Ich schreibe eine Hausarbeit in römischer Geschichte«, erwiderte Allie, stolz auf ihren Einfall.
    Carter schien nicht besonders beeindruckt. »Wir nehmen gerade Oliver Cromwell durch.«
    »Ich arbeite eben schon mal vor«, verteidigte sie sich. »Irgendwann kommt Rom auf jeden Fall dran.«
    »Sehr überzeugend.«
    Carters humorloses Gesicht nahm ihr jeden Mut. »Was ist denn los, Carter? Was soll diese Heimlichtuerei? Wieso haben wir uns nicht einfach im Aufenthaltsraum verabredet?«
    »Wir haben ein Problem.« Carter verschränkte die Arme und lehnte sich gegen das Regal, wie um Abstand zwischen ihnen zu schaffen.
    »Aha«, sagte sie. »Und was ist unser Problem?«
    »Falls dich jemand fragt, was du am Freitagabend gesehen hast, dann sagst du ab sofort, dass Ruth sich umgebracht hat, okay? Sie hat sich umgebracht.«
    Still dachte sie über seine Worte nach. »Aber ich weiß doch, dass das nicht stimmt«, sagte sie dann.
    »Ach ja?«, sagte Carter. »Und woher? Bist du vielleicht

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