Nightshifted
verfehlen.« Ich
zeigte in den Raum hinter ihr, woraufhin sie meinen Richtungsangaben folgte.
»Muss ich wegen des Prozesses noch irgendwas Bestimmtes machen?«, rief ich ihr
hinterher.
»Einfach nur auftauchen.«
Jetzt, wo ich das Ganze vielleicht tatsächlich
überleben würde, war das in Ordnung. Ich legte mich breit hingestreckt auf mein
Bett und gestattete es mir zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit, ein
wenig hoffnungsfroh zu sein, dann schlief ich ein.
Kapitel 46
Â
Wieder ein seltsamer
Traum vom Ozean. Ich stand nachts am Ufer eines schwarzen Meeres, und der Sand
unter meinen FüÃen war ständig in Bewegung, ganz egal, wie sehr ich mich
bemühte, still stehen zu bleiben. Er zwang mich, immer schneller und schneller
zu gehen, bis ich schlieÃlich rannte, und trotzdem sog er noch an meinen FüÃen.
Die Ebbe setzte ein, und ich rannte hinter die Wasserlinie, da ich hoffte, der
nasse Sand wäre weniger trügerisch, doch dann wurden die Sterne von einer
riesigen, schwarzen Welle verdeckt und ein lautes Brüllen ertönte â¦
Mein Albtraum wurde durch ein vertrautes Gewicht am
FuÃende des Bettes unterbrochen. Ich schob meine FüÃe aus dem Weg, damit Minnie
näher kommen konnte.
Doch das Gewicht nahm immer weiter zu. Es rollte an
meiner Seite entlang, und ich begann mich zu fragen, ob es Teil meines Traumes
war, oder ob ich in einem dieser Szenarien feststeckte, wo man beim Aufwachen
seine GliedmaÃen nicht bewegen kann. Die waren noch schlimmer als der Albtraum,
den ich gerade hatte, und sie waren es auch, durch die Geschichten von
Entführungen durch Aliens entstanden, so als wären Aliens das Schlimmste, was
da drauÃen rumlief. Das Gewicht kroch immer höher, dann war es neben mir und
nahm mehr Platz ein, als Minnie je gebraucht hatte. Es drückte sich an mich,
Hüfte an Hüfte, Rücken an Brust und an meine angewinkelten Beine. Krause Haare
kitzelten mich am Kinn.
Ich glaube, wenn ich nicht so erschöpft gewesen wäre,
hätte ich mich nicht so stillhalten können. Aber ich riss weder die Augen auf,
noch schrie ich oder rutschte im Bett herum. Mein einziger Gedanke war: Was, wenn sie mich beiÃt?, aber selbst der machte
mir keine Angst, sondern löste nur eine abgrundtiefe Müdigkeit bei mir aus,
weil ich dann ja wieder Angst haben müsste.
Dann drehte sie sich um, nahm meinen Arm, den ich
gegen die Brust gedrückt hatte, legte ihn sich um die Schultern und schmiegte
meine Hand an ihre Wange. Kurz glaubte ich, ihren Herzschlag zu spüren, doch
dann wurde mir klar, wie dumm das war und dass es wohl mein eigener sein
musste. Völlig erschöpft atmete ich den süÃ-säuerlichen Geruch von Annas immer
noch ungewaschenen Haaren ein, seufzte, und schlief wieder ein.
Â
Als ich aufwachte, war
mein Körper verkrampft, und im Zimmer war es stockfinster. Erst tastete ich auf
meinem Gesicht nach einer Schlafmaske, doch dann fiel mir wieder ein, dass ich
ja über meinen Jalousien noch die Verdunkelungsplane angebracht hatte. Ich
durchsuchte meine Taschen und fand mein Handy.
Fünf vor acht. Jetzt war es drauÃen sicher schon
dunkel, und ich war kein bisschen ausgeruht. Ich setzte mich im Bett auf,
schaltete die Nachttischlampe ein und bemerkte dann, dass ich dank meines
akuten Erschöpfungszustands nicht nur selbst immer noch völlig verdreckt war,
sondern mein Bettzeug auch. Ich drehte mich zum Kleiderschrank um und entdeckte
dabei, dass seine Tür offen stand.
»Ladys?«, fragte ich. Dann: »Minnie?«
Aus dem Wohnzimmer kam keine Antwort, aber ich hörte
ein verschrecktes Miauen unter dem Bett. Also kniete ich mich auf den Boden und
streckte Minnie eine Hand entgegen.
»Minnie, ich verspreche dir, wenn ich mit all dem
durch bin, wirst du dich nie wieder verstecken müssen.«
Minnie leckte an meinem Finger, als würde sie so
einen Pakt mit mir besiegeln, woraufhin ich aufstand und ins Wohnzimmer ging.
Als ich in meinem kleinen Flur stand, fiel mir auf,
dass mir aus dem Wohnzimmer ein gewisser Gestank entgegenschlug. Nicht der
Geruch von frischer Erde oder altem Sex, sondern mehr eine Note aus der
Kategorie Blut und Körperflüssigkeiten. Die letzten paar Schritte rannte ich,
und als ich mich zur Couch umdrehte, sah ich Sike, die wie ein Mordopfer reglos
auf den Polstern lag, während von Anna nichts zu sehen war.
»Sike?« Ich lieà mich neben ihr
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