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Nightshifted

Nightshifted

Titel: Nightshifted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
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und ab zu
tigern. »Während der letzten Wochen hatte ich extreme Probleme, high zu
werden.«
    Â»Und das ist schlecht, weil …?«
    Â»Hör mir doch einfach zu, Edie, okay?«
    Während er so in meinem Wohnzimmer auf und ab lief,
sah er aus wie der große Bruder aus meiner Erinnerung, wenn er Angst vor einem
Mathetest hatte oder einen Rat brauchte, weil er ein Mädchen auf den Schulball
einladen wollte.
    Â»Ich habe alles versucht. Und ich meine wirklich
alles. Jede Menge davon. Und ich kann einfach nicht high werden . Nicht so wie früher.
Für kurze Zeit spüre ich es, klar. Aber nicht lange genug, dass es zählt.«
    Â»Was hat das mit meinem Tisch zu tun? Und mit meinen
Stühlen?« Ich zeigte auf die Stelle, wo sie gestanden hatten.
    Â»Ich musste sie verkaufen, um meinen letzten Test
finanzieren zu können.«
    Â»Was?« Abrupt stand ich auf. »Du hast sie verkauft?«
    Â»Versetzt. Zusammen mit der Kamera. Du kannst sie dir
immer noch zurückholen.« Er blieb am äußersten Rand seiner Laufrunde stehen und
schnaubte. »Sie waren nicht gerade viel wert.«
    Â»Jake – du hast mich bestohlen!«
    Â»Versetzt, ich habe sie versetzt. Das ist ein
Unterschied.«
    Â»Nein, ist es nicht!«
    Jake packte mich an den Armen. Er war so dürr, dass
ich die Ansatz- und Endpunkte all seiner Muskeln sehen konnte und die beginnende
Narbenbildung in seinen Armbeugen, wo er sich zu viele Spritzen gesetzt hatte.
»Ich habe mir zwei Gramm Heroin gespritzt, Edie. Und ich lebe noch. Mit so viel
Heroin könnte man ein Pferd umbringen.«
    Und das war der Grund, warum ich auf Y4 arbeitete. Ich war mir
nicht sicher, wie die Schatten es schafften, Jake clean zu halten, aber solange
er seine Leber wie ein Chemielabor behandelte, hatte ich keine andere Wahl.
Wenn er sich wirklich so viel Heroin gespritzt hatte, wie er behauptete … ich
riss mich von ihm los. »Vielleicht hast du auch beschissenen Stoff von einem
beschissenen Dealer gekauft und dir schon längst einen dauerhaften Hirnschaden
eingehandelt, sodass du den Unterschied nicht mehr erkennst.«
    Â»Oh, das wüsste ich. Das wüsste ich sicher«,
erwiderte Jake, allerdings mehr zu sich selbst.
    Â»Du hast mich bestohlen, Jake.« Ich verschränkte die
Arme vor der Brust.
    Â»Aber ich bin wie Superman!«
    Â»Superman spritzt sich kein H, Jake.«
    Â»Du kapierst es einfach nicht, Edie …«
    Ich wedelte mit meiner frisch genähten Hand, um ihm
das Wort abzuschneiden. »Was ich sehr wohl kapiere, ist die Tatsache, dass du
meine Möbel gestohlen hast.«
    Â»Doch nur versetzt. Mit deinem nächsten Gehaltsscheck
kannst du dir die Sachen zurückholen. Krankenschwestern verdienen doch einen
Haufen Kohle.«
    Â»Jake …« Ich zeigte mit dem linken Arm zur Tür. Meine
Hand zitterte, entweder durch die Anstrengung oder vor Wut.
    Â»Ich gehe ja, bin schon weg. Lass mich nur noch meine
Sachen holen.« Er drehte sich um und lief durch den Flur.
    Â» Du hast wenigstens noch Sachen!«, rief ich ihm
hinterher.
    Â»Ich habe dir doch die Couch gelassen!«, brüllte er
zurück.
    Â»Aber nur, weil du sie nicht alleine tragen
konntest!«
    Er kehrte mit einem kleinen Rucksack und meinem
Schlüsselbund an einer Kette zurück. »Das Katzenfutter ist fast alle. Das Kind
deines Nachbarn ist total unheimlich. Und du hast einen beschissenen
Musikgeschmack.«
    Mit einer heftigen Bewegung nahm ich ihm die
Schlüssel weg. »Halt die Klappe.«
    Â»Heutzutage hört niemand mehr Merle Haggard.«
    Â»Verschwinde, Jake.«
    Er deutete einen militärischen Gruß an. »Bis bald,
Sissy.«
    Ich sah zu, wie er meine Wohnung verließ, und stellte
mich dann in die Tür, um zu beobachten, wie er sich langsam entfernte, den
Rucksack auf den Rücken geschnallt.
    Â»Jake – Weihnachten?«, rief ich ihm hinterher.
    Â»Ja.« Er winkte, ohne sich umzudrehen.
    Es war ein kalter Morgen, in der Nacht würde die
Temperatur sicher unter den Gefrierpunkt fallen. Ich hoffte, dass er es rechtzeitig
ins Obdachlosenasyl schaffen würde. Ich sah ihm nach, bis er am Ende des Parkplatzes,
der zu meinem Apartmentkomplex gehörte, abbog. Meine verheilende Hand pochte in
der Kälte.
    Â 
    Der erste
Tagesordnungspunkt betraf mich und eine ausgiebige Dusche. Während ich in der
Klinik war, hatte ich nicht zugelassen, dass mich jemand wusch

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