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Nightshifted

Nightshifted

Titel: Nightshifted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
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Laternenlicht
von draußen eingehend musterte. Vielleicht hatte er mich bis jetzt noch gar
nicht richtig angesehen. Ich zog die Arme runter, die jetzt etwas wehtaten, und
legte eine Hand an meine Wange, die andere auf die Brust.
    Â»Du solltest auch kommen …«, begann er und wollte die
Hand zwischen meine Beine legen.
    Â»Nein, schon okay.« Ich fing seine Hand ab. »Heute
ist einfach eine dieser Nächte.«
    Er nahm meine frisch vernarbte linke Hand in seine
und untersuchte sie in dem Licht, das durch die Jalousie drang. »Was ist das?
Habe ich dich verletzt?«
    Er meinte Mr. Novembers Mal, Annas Biss und die Fäden
vom Nähen der Wunden. All das, was ich heute Nacht hatte abschütteln wollen und
was mir doch nach Hause gefolgt war. Ich schüttelte den Kopf. »Das war ein
Unfall.« Ich ballte die Hand zur Faust. Er drehte sie und küsste sanft die
geschlossenen Finger, bevor er sie wieder freigab.
    Dann setzte er sich schwungvoll auf und stand
plötzlich neben dem Bett. Alle seine Bewegungen waren unheimlich geschmeidig –
ich fragte mich unwillkürlich, ob seine Bemerkung über das Tanzen eine Lüge
gewesen war.
    Â»Ich muss jetzt gehen.«
    Ich lachte und tat so, als müsste ich ein Gähnen
unterdrücken. »Alles klar, Aschenputtel. Ich wollte dich sowieso gerade rausschmeißen.«
    Er unterbrach seine Bemühungen, seinen Gürtel wieder
zu schließen, und sah mich an. »Weißt du, du bist das erste Mädchen, dem ich
wirklich glaube, wenn es das sagt. Wie heißt du?«
    Ich schüttelte wieder den Kopf. »Keine Namen. Du
weißt ja, wo die Tür ist. Und vergiss meine Adresse, wenn du gehst.«
    Â»Wow. Ein toughes Mädchen, wie?«
    Â»Ziemlich«, erwiderte ich und zeigte Richtung Flur.
    Er legte den Kopf schief wie ein neugieriger Hund.
Die ganze Nacht lang war er am Drücker gewesen, aber jetzt lag ich wie eine
griechische Göttin auf meinem eigenen Bett, splitternackt im Licht der
Straßenlaterne, während er herumkroch, um auf meinem Boden seine Klamotten zusammenzusuchen.
    Â»Alles klar. Na dann, ich hoffe, man sieht sich.«
Sein Akzent war immer noch genauso schön wie der gesamte Mann. Ich musste mir
alle Mühe geben, um meinen Vorteil nicht zu verspielen, und schenkte ihm ein
sinnliches Lächeln.
    Â»Vielleicht.«
    Er steckte sich das Hemd in die Hose und warf mir
noch ein freches Grinsen zu, bevor er Richtung Flur verschwand. Ich wartete,
bis ich den Motor seines Wagens anspringen hörte, erst dann stand ich auf und
schloss die Wohnungstür ab. Anschließend kehrte ich ins Schlafzimmer zurück, wo
es nach Sex roch und das Fenster leicht beschlagen war.
    Ich legte mich ins Bett und inspizierte im Licht der
Straßenlaterne meine Hand. Auch wenn ich das alles nicht lange hatte verbannen
können, fiel ich wenigstens schnell in einen tiefen Schlaf. Selbst ohne
Orgasmus kann Sex noch einen ziemlich guten Exorzismus darstellen.

Kapitel 11
    Â 
    Ich träumte, ich sei auf
einem Schiff. Das war der erste Hinweis darauf, dass ich träumte, denn
eigentlich hatte ich panische Angst vor offenem Wasser, seit ich Titanic und die Hai-Dokus auf
dem Discovery Channel gesehen hatte.
    Es war eine klare Nacht,
und die Sterne strahlten über mir. An der Reling des Oberdecks standen zwei
Gestalten und starrten auf die schwarze See hinaus. Sie sahen Richtung Heck, so
als würden sie ihre Vergangenheit betrachten.
    Als ich mich konzentrierte, veränderte sich mein
Blickwinkel, und ich war plötzlich näher an ihnen dran. Von hier aus – wo auch
immer dieses Traum-Hier war – erkannte ich, dass die beiden noch Kinder waren.
Sie schienen seltsam altmodisch gekleidet, wie kleine Erwachsene. Sie standen
nah beieinander, dick eingepackt gegen die Kälte, und hielten sich an der
Reling fest. Und das kleine Mädchen kannte ich.
    Es war Anna, das Vampirmädchen, das mich gebissen
hatte. Unter ihrem Hut ringelten sich ein paar blonde Strähnen hervor, und ich
konnte mir gut vorstellen, wie ihre Mutter sie zum Abschied auf die Stirn
geküsst hatte. Anscheinend war sie gesund, sah aber unglücklich aus, denn sie
starrte auf die Wellen hinaus, als würde sie dem Ozean genauso wenig vertrauen
wie ich.
    Â»Keine Sorge, ich werde dich beschützen«, sagte der
Junge in einer Sprache, die ich eigentlich nicht verstand, doch die Bedeutung
der Worte erschloss sich mir instinktiv. Er

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