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Nightshifted

Nightshifted

Titel: Nightshifted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
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legte seine Hand auf ihre, und sie
umklammerten gemeinsam die Reling.
    Als ich aufwachte, wusste ich, dass da noch mehr
gewesen war, aber ich konnte mich nur noch daran erinnern, wie wir auf das
Furcht einflößende Meer hinausgesehen hatten.
    Â 
    Ich schlief bis ungefähr
vier Uhr nachmittags, denn meine beiden Hauptängste vor Vampiren einerseits und
dem Meer andererseits brachten keine unheimlichen Träume mehr hervor. Ich hatte
zwar die nächsten drei Tage frei, aber darüber hinaus keine Ahnung, wie diese
Tage aussehen sollten. Meine Esstischmöbel würden sich allerdings kaum von alleine
zurückkaufen. Ich war vor dieser Sache schon ziemlich knapp bei Kasse gewesen
und dank Jake und seinem Drogenproblem jetzt so richtig pleite. Also rief ich
im Krankenhaus an, um zu sehen, ob in dieser Nacht eine Schicht frei war.
    Und dann hörte ich, wie ich der Koordinationsstelle
sagte: »Klar, ich gehe auch auf die Kinderintensiv.« Ich legte auf, bevor ich
doch noch ablehnen konnte.
    Auf dem Weg zum Krankenhaus versuchte ich, dem Ganzen
etwas Positives abzugewinnen. Eine Schicht auf der Kinderintensivstation war
immerhin noch besser als in der Chirurgie mit den weinerlichen frisch
Operierten in ihren Streckbetten. Und für Y4 hatte ich eine pädiatrische Einführung bekommen, da
einige der lizenzierten Spender Kinder waren, auch wenn ich bisher noch keine
zu Gesicht gekriegt hatte. Ich war also befugt, bei Kindern lebenserhaltende
Maßnahmen durchzuführen. Das hieß allerdings nicht, dass ich mich in Gegenwart
von Kindern besonders wohlfühlte – eher das Gegenteil war der Fall, aber ich
ging davon aus, dass ich es trotzdem schaffen würde, zwei von ihnen eine Nacht
lang am Leben zu erhalten.
    Und das Allerwichtigste war, dass ich diese
Esszimmermöbel wirklich geliebt hatte. Ich konnte nur hoffen, dass sie diese
Schicht wert waren.
    Â 
    Der Pädiatrieflügel
klebte am Gebäude des County wie ein ausgestreckter Mittelfinger. Er war neuer
und schöner als der Rest der Klinik, allerdings war im Vergleich zu Y4 alles eine Verbesserung
– und wenn es nur um den Blick auf den Parkplatz ging.
    Als ich ankam, waren die Lichter schon gedimmt, was
die grellbunten Bilder an den Wänden etwas dämpfte. Die gelben Sonnen strahlten
nun grau über kleinen Dörfern, in denen sich Bauern über ihren Feldern bückten.
Vor dem Stationszimmer nahm ein menschengroßer Teddybär eine gesamte Wand ein.
Bei Tageslicht sah er bestimmt freundlich aus, aber jetzt wirkte er so, als hoffte
er, die Stationsschwester hätte irgendwo ein Steak versteckt.
    Für eine Sache war ich auf Y4 echt dankbar, und zwar
dass wir immer die grüne OP -Kleidung trugen, die im Umkleideraum vorrätig war.
Ich musste keine dämlichen Kittel mit grinsenden Katzen drauf anziehen. Auf dem
Outfit der Stationsschwester der Kinderintensiv waren zwinkernde
Betty-Boop-Figuren abgebildet, die riesige Bandagen und Lollis hochhielten. Sie
sahen irgendwie sarkastisch aus. Das hätte mir fast gefallen können.
    Â»Ich bin der Springer vom Koordinationsbüro«,
erklärte ich und winkte ihr kurz zu. Sie musterte mich von oben bis unten und
zog dann die linke Augenbraue hoch. Ich trug einen alten Satz OP -Kleidung, den ich von zuhause
mitgebracht hatte, frisch gewaschen, aber nicht faltenfrei, und mein Pferdeschwanz
war nicht gerade der ordentlichste. Ich konnte fast schon sehen, wie in ihrem
Kopf die Frage umging, ob sie mich – eine potenziell undankbare Flasche – mit
der Pflege der Kinder betrauen konnte, die sich in ihrer Obhut befanden. Wer
denkt, die Stationsschwestern normaler Intensivstationen seien überzogen
beschützend und kritisch – was ich jederzeit unterschreiben würde –, der hatte
es noch nie mit einer Schwester von der Kinderintensiv zu tun.
    Ich versuchte, meine besten »Ich-werde-heute-Nacht-niemanden-umbringen«-Vibes
auszusenden und wartete auf ihre Entscheidung über meinen Einsatz.
    Â»Sie bekommen Zweiundsechzig und Dreiundsechzig.
Sagen Sie Bescheid, wenn Sie Hilfe brauchen.«
    Ich machte mich auf den Weg und war sicher, dass ich
als Springer die einfachsten Aufgaben der Station bekommen würde. Wahrscheinlich
zwei Kinder mit gebrochenen Beinen oder ein dehydriertes Baby. Schließlich
entdeckte ich meine beiden Zimmer ganz am Ende des Flurs, direkt am Notausgang.
    Die Sichtvorhänge vor einem der beiden Betten

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