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Nightshifted

Nightshifted

Titel: Nightshifted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
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eingeschätzt
hatte. Hier hatte eine Mutter mal gute Erziehungsarbeit geleistet.
    Â»Ist schon okay, das ist nicht meines.«
    Er zog die Augenbrauen hoch, nickte dann aber und
ging wieder zu seinen Freunden zurück. Ich stieg vorsichtshalber an der
nächsten Haltestelle aus.
    Â 
    Den Rest des Heimwegs
legte ich zu Fuß zurück, mit Annas blutähnlichen Tränen oder tränenähnlichem
Blut an meiner Schulter und auf Yuris Hemd. Was passierte jetzt wohl mit Anna?
Was taten sie ihr in diesem Moment an? Ich konnte sie nicht tatenlos ihrem
Schicksal überlassen. Das konnte ich einfach nicht.
    Als ich zuhause ankam, suchte ich die Nummer des
Anwalts heraus. Er hatte gesagt, ich sollte ihn nicht wieder anrufen, bis ich
sie gefunden hatte – aber das hatte ich ja, und dann hatte ich sie wieder
verloren, und irgendjemand musste mir helfen.
    Es klingelte viermal. Gleich würde der
Anrufbeantworter anspringen, aber vielleicht hatten Vampire ja auch
Rufnummernerkennung. Immerhin war jetzt Nacht, es war kurz vor zwei Uhr
morgens. Unruhig wanderte ich durch meine Küche, während es immer
weiterklingelte. Wen könnte ich sonst noch anrufen?
    Â»Hallo«, meldete sich die Stimme, an die ich mich vom
letzten Mal noch erinnern konnte. Anscheinend war nun doch der Anrufbeantworter
angesprungen, denn die Stimme klang leise und formell. Aber dann folgte eine
Pause. »Hallo?«
    Â»Sie sind wach!«, rief ich erleichtert.
    Â»Selbstverständlich.«
    Â»Hier spricht Edie Spence. Wir haben neulich
miteinander telefoniert, wegen des Mordes und des Mädchens.«
    Wieder eine Pause. »Fahren Sie fort.«
    Â»Ich habe sie gefunden.« Dann zögerte ich und
überlegte, was ich als Nächstes sagen sollte. Wie konnte ich am besten die
Ereignisse der Nacht zusammenfassen, ohne total irre zu wirken?
    Â»Aber?«, fragte die anonyme Stimme am anderen Ende
der Leitung spöttisch.
    Â»Sie wurde entführt.«
    Â»Ach, wirklich?« Die zwei Worte strotzten nur so vor
übertriebener Ungläubigkeit.
    Â»Wirklich. Davor hat sie geschworen, mir zu helfen,
aber …« Ich stand vor der elfenbeinfarbenen Tür meines Kühlschrank, der genauso
leer war wie mein Hirn.
    Â»Sie erzählen wirklich spannende Geschichten, Miss
Spence.«
    Â»Das ist keine Geschichte.« Ich lehnte mich vor und
drückte die Stirn gegen die Kühlschranktür. Das billige Metall beulte sich
knallend nach innen aus. »Sie braucht unsere Hilfe, die haben sie weggebracht …
Sie verstehen das nicht.«
    Â»Sie hat also versprochen, dass sie erscheinen wird?«
    Â»Ja, hat sie.«
    Â»Nun denn.« Im Hintergrund hörte ich das Rascheln von
Papier. »Mein Terminkalender ist bis zum Morgengrauen bereits voll. Aber
eventuell könnte ich Sie morgen früh, kurz vor Sonnenaufgang, noch empfangen.«
    Â»Sie … Sie übernehmen also meinen Fall?«
    Â»Wenn sie geschworen hat, dass sie erscheinen wird,
wird sie es versuchen.«
    Â»Sie … glauben mir also?« Ich richtete mich
kerzengerade auf, und die Kühlschranktür sprang in ihre ursprüngliche Form
zurück.
    Â»Ich bin Ihr Anwalt. Es spielt keine Rolle, was ich
glaube. Wichtig ist nur, dass sie nicht geschworen hätte, Ihnen zu helfen, wenn
sie nicht vorhätte, es auch zu tun. Im Gegensatz zu den Menschen sind Vampire
Wesen, die zu ihrem Wort stehen.«
    Ich rollte gereizt mit den Augen. »Meine Schicht
endet morgen früh um halb acht …«
    Â»Dann also um acht Uhr.« Er leierte eine Adresse
herunter, die ich hastig aufschrieb. »Seien Sie pünktlich.«
    Â»Sie werden mir doch dabei helfen, sie zu retten,
oder?«
    Die Stimme am anderen Ende der Leitung zögerte. »Sie
sollten sich in erster Linie um ihr eigenes Schicksal Gedanken machen, Miss
Spence. Morgen um acht«, wiederholte er noch einmal, dann war die Leitung tot.
    Ich lehnte mich wieder gegen meinen billigen
Kühlschrank und spürte, wie er zum zweiten Mal hinter mir einknickte. Mir in
erster Linie um mein eigenes Schicksal Gedanken machen – aber wie konnte ich
mit mir selbst leben, solange ich nicht wusste, wie Annas Schicksal aussah?
    Â 
    Die Adresse, die der
Anwalt mir gegeben hatte, konnte man mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nur
schwer erreichen, also fuhr ich an diesem Abend mit dem Auto zur Arbeit.
Irgendwie war es unfair, dass ich trotz der Dramen in meinem Leben weiterhin
zur

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