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Nightshifted

Nightshifted

Titel: Nightshifted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
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schlang die Arme um sie, bevor
ich es mir wieder anders überlegen konnte.
    Sie versteifte sich und verstummte, und gerade als
ich dachte, ich wäre einen schrecklichen Schritt zu weit gegangen und hätte alles
ruiniert, lehnte sie sich an mich und begann hemmungslos und laut zu weinen,
wobei sie mich fest umklammerte. Jetzt war ich froh um jede Kleidungsschicht,
die ich unter meinem Mantel trug, und betete stumm, dass meine Rippen nicht
brechen würden. Ich erwiderte ihre Umarmung, bis sie mich freiwillig losließ,
zurückwich und sich abwandte, um sich wieder mit Yuris Hemdsärmeln die Augen
abzutupfen.
    Â»Du bist ein dummer Mensch. Ein größerer Narr als
alle, denen ich je begegnet bin. Yuri hätte dich gemocht.« Sie zog den
Reißverschluss ihrer Jacke auf und stopfte einige von Yuris Hemden hinein. Dann
wischte sie sich mit dem Handrücken die Nase ab, griff nach dem letzten
verbliebenen Hemd – dem, das sie vollgeweint hatte –, und streckte es mir
entgegen. »Ich werde dir helfen.«
    Ich nahm das Hemd, als würde ich ihr die Hand
schütteln. »Vielen Dank.«
    Â»Gern geschehen«, erwiderte sie ernst, dann ging sie
hinaus. Ich schob das Hemd in meine Manteltasche und folgte ihr.
    Â 
    Wir gingen zusammen die
Treppen hinunter. Abgesehen vom Echo unserer Schritte war alles ruhig. Für
solche Häuser war es absolut untypisch, so still zu sein. Bestimmt schlief hier
doch jemand mit laufendem Fernseher – und ganz sicher waren die Wände hier so
erbärmlich schlecht isoliert, dass wir das eigentlich mitbekommen müssten.
    Â»Hörst du das?«, fragte Anna, als ich mich gerade
davon überzeugt hatte, dass ich überhaupt nichts hörte. Blitzartig ging sie in
die Hocke und schoss dann die Stufen hinunter.
    Â»Warte!«, rief ich noch, bevor ich hinter ihr herrannte.
    Unten auf der Straße erwartete uns eine Gruppe von
zehn Männern, deren dunkle Börsenmakleranzüge sich deutlich vom hellen Schnee
abhoben. Sie brauchten keine Winterkleidung; weder spürten sie die Kälte noch
kümmerte es sie, ob irgendjemand sie bemerkte. Da waren sie alle gleich, egal
ob Vampire oder Tageslichtagenten.
    Â»Hilfe!«, schrie ich. »Irgendjemand … Hilfe!« Ich
wusste, dass so etwas in dieser Art von Gegend nicht funktionierte. Niemand
hier kannte uns, es ging sie alles nichts an, und außerdem war ich mir sicher,
dass einer dieser Vampire über die Fähigkeit verfügte, die menschliche
Aufmerksamkeit von sich abzulenken, wie es so viele von ihnen konnten. Trotzdem
… »Ruft die Polizei!«
    Einer der Männer kam auf uns zu.
    Â»Ich bin eine Nichtkombattantin! Und sie steht unter
meinem Schutz!«, schrie ich ihn an und schob mich zwischen Anna und ihn. Meinen
Dienstausweis hatte ich zwar nicht dabei, aber …
    Sie flitzte an mir vorbei die Straße hinauf und
schälte sich dabei schichtweise aus ihrer Kleidung. An einem Hauseingang nahm
sie drei Stufen gleichzeitig, katapultierte sich horizontal in die Luft und
stürzte sich auf einen Mann im Anzug, der damit definitiv nicht gerechnet
hatte.
    Vielleicht waren sie so an den Gedanken gewöhnt, dass
Anna geschwächt war, dass sie sich nicht richtig vorbereitet hatten. Oder
vielleicht hatte sie sich auch schneller erholt, als sie es sich vorstellen
konnten. Sie flog mit ausgestreckter Hand auf ihren Gegner zu und riss ihm,
während sie ihn streifte, den Hals auf. Sein Kopf flog zur Seite, und man
konnte deutlich den Ansatz seiner Wirbelsäule sehen, bevor Staub aus dem Loch
herausströmte, das Anna hinterlassen hatte.
    Beim nächsten ging es sogar noch schneller – nach
einer Sekunde waren seine Innereien verstreut, woraufhin er sich geräuschvoll
in einen Anzug voller Staub verwandelte.
    Es waren so viele, und sie war so unglaublich schnell
– ich fragte mich jetzt ernsthaft, was sie eigentlich war. Bisher hatte ich
noch nie einen Vampir in Aktion gesehen, vielleicht waren sie ja alle so?
Während sie einen nach dem anderen auseinandernahm, wurde mir plötzlich
bewusst, dass sie langsamer wurde. Egal, welche Superkräfte ihr das Blut der
Obdachlosen, eine fast leere Blutkonserve und ein Jahrhundert angestauter Wut
verliehen hatten, jetzt ließen sie deutlich nach. Irgendwann wehrte sich einer
der Männer und schleuderte sie rücklings in den Schnee. Sofort rannte ich zu
der Stelle, wo sie gelandet war, aber sie war schon

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