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Nightshifted

Nightshifted

Titel: Nightshifted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
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fort. Er hatte Anna wie
einen Fußball mit einem Tritt gegen die Straßenlaterne befördert, die am
Bordstein stand. Obwohl sie einen sichtbaren Abdruck in dem Laternenpfahl
hinterließ, kam sie schnell wieder auf die Beine, aber dann stürzten sich fünf
Männer gleichzeitig auf sie.
    Â»Hilfe, bitte! Irgendjemand muss uns helfen!«, brüllte
ich, rannte los und versuchte, den letzten Mann von ihr runterzuziehen. Er
schleuderte mich mit einem Schlag beiseite. Ich landete auf meinem Hintern im
Schnee.
    Er hätte mich töten können – jeder von ihnen
eigentlich. Aber ich war für sie nicht wichtig, warum auch? Wenn ich ohne sie
bei dem Tribunal erschien, war ich sowieso so gut wie tot, und was sollten sie
auch mit mir anfangen?
    Ein Auto kam angefahren, und sofort bewegten sie sich
in seine Richtung und zerrten Anna zu der sich öffnenden Wagentür. Von meiner
Position aus konnte ich auf den Rücksitz sehen – und erkannte das Gesicht, das
mir entgegenblickte. Steingraue Augen und ein spöttisches Grinsen. Einen kurzen
Moment lang war dort der Vampir zu sehen, der Anna gefangen gehalten hatte,
bevor er sich wie eine Spinne in die Dunkelheit des Wagens zurückzog. Die
verbliebenen Anzugträger schoben Anna in das Auto. Der Wagen fuhr an, während
die Überlebenden die Beine in die Hand nahmen und in der Nacht verschwanden.
    Ich stand auf, klopfte mir das Eis vom Hintern und
sah mich um. In der gesamten Straße war kein einziges Fenster geöffnet, nicht
eine Jalousie oder ein Vorhang angehoben worden, und es waren auch keine
Sirenen zu hören. Die ganze Auseinandersetzung war von niemandem bemerkt
worden.
    Die verbeulte Straßenlaterne sah genauso aus wie jede
andere, die mal von einem betrunkenen Autofahrer gerammt worden war. Der
Vampirstaub wirkte wie normaler Straßenschmutz im Schnee. Yuris Hemden hatten
dunkle Flecken, wo sie den Schnee aufgesogen hatten und sich wie Blut
ausbreiteten. Und ich war wieder allein. Frustriert stopfte ich das letzte
Hemd, das Anna mir gegeben hatte, tiefer in meine Tasche und ging so schnell
ich konnte zurück zur Schnellbahn.

Kapitel 29
    Â 
    Was sollte ich jetzt
tun? Wohin sollte ich gehen? Wo hatten sie Anna hingebracht? Mir tat alles weh,
ich fror, und ich war extrem frustriert. Der Mond wurde von Wolken verdeckt,
aber ich musste ihn nicht sehen, um zu wissen, dass mir die Zeit davonlief. Ich
hockte in einem ähnlichen Zug wie vorhin, vor der gleichen Uhrenwerbung, nur
bei der hier hatte jemand »Vollarsch« neben das Gesicht des Models gekritzelt.
Das Graffiti passte zu meiner Stimmung. Ich war total im Arsch. Und was noch
schlimmer war, Anna war auch total im Arsch. Gott, da war sie nach hundert
Jahren endlich frei, und jetzt saß sie wieder in der Falle! Wie grauenhaft war
das denn, bitte schön? Obwohl ich in meiner Jacke langsam anfing zu schwitzen,
zitterte ich. Während ich weiter auf die Werbeanzeige starrte, bekam ich das
Gefühl, dass ich nur genau genug hinsehen musste, um auf den Zifferblättern der
ganzen Armbanduhren erkennen zu können, wie meine verbliebene Lebenszeit
verrann.
    Ein paar junge Männer stiegen ein. Technisch gesehen
war es inzwischen spätnachts. Ich gab vor, sie zu ignorieren, während ich sie
aus dem Augenwinkel genau beobachtete. Offenbar waren sie in irgendeine
aufregende Diskussion vertieft, weshalb ich versuchte, mal großzügig zu sein
und sie als ausgelassen statt gefährlich einzustufen.
    Einer von ihnen entdeckte mich und löste sich aus dem
Rudel. Als er auf mich zukam, verkrampfte ich mich.
    Â»Miss?« Ich antwortete nicht. Mein Mund war plötzlich
völlig ausgetrocknet. »Hey, Miss?«, wiederholte er und wedelte mit einer Hand
vor meinem Gesicht herum.
    Mit finsterer Miene schaute ich hoch. »Was willst
du?«, fragte ich in einem Tonfall, der jede weitere Interaktion unterbinden
sollte.
    Â»Sie bluten«, meinte er und zeigte auf meinen Schoß.
»Alles in Ordnung mit Ihnen?«
    Ich schaute runter und sah, dass an dem Ärmel von
Yuris Hemd, mit dem Anna sich die Augen abgewischt hatte, Blut klebte. Dann
bewegte sich die Hand des Jungen, und er zeigte auf meine Schulter, wo sogar
noch mehr Blut an meinem Mantel haftete; das stammte wahrscheinlich von unserer
Umarmung. Ungläubig starrte ich einen Moment auf meine eigene Schulter, bevor
ich wieder zu dem Jungen aufsah, den ich so vollkommen falsch

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