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Nightshifted

Nightshifted

Titel: Nightshifted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
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schien mit diesem
Spezialblick zwar nicht weniger mürrisch zu sein als vorher, aber seine rechte
Hand leuchtete.
    Dieses Leuchten kannte ich. Mein Dienstausweis glühte
immer so, wenn mir irgendeine Gefahr aus der Y4 -Welt drohte. Ich
drückte meine freie Hand gegen die Brust und spürte, wie sich die Kanten des
Ausweises in meine Haut bohrten. Offenbar hatten mir die Schatten ein weiteres
eigennütziges Geschenk gemacht.
    Â»Hey, du …« Ich machte das Auge wieder auf und
musterte den Jungen mit meinem normalen Blick. Seine Hände waren beide leer.
»Hast du hier irgendjemanden gesehen? Vor ein paar Tagen, nachts? Dunkle
Anzüge, Sonnenbrillen trotz Dunkelheit?«
    Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Hier gibt es
jede Menge Dealer.«
    Â»Aber du hast mit einem von ihnen geredet. Und ihm
etwas gegeben. Ihn berührt …«
    Â»Sind Sie ’n Medium, oder was?«, fragte er und wich
so heftig zurück, dass er gegen den Pick-up prallte. Jimmie knurrte.
    Â»Klar doch.« Ich zeigte auf seine Hände. »Ich bin
Handleserin. Und mit dieser Hand da hast du einen von ihnen berührt. Wo sind
sie hergekommen? Wo sind sie hingegangen? Was hast du ihnen verkauft?«
    Der Junge musterte seine Hand, als wäre immer noch
ein Fleck darauf. Ti und Madigan schauten stumm zwischen uns hin und her,
während die Hunde die Köpfe geneigt hatten, als würden sie aufmerksam lauschen.
    Â»Er wollte wissen, wo man hier in der Gegend ein paar
Mädchen finden kann.« Der Junge rieb sich die Hand an der Hose ab, als wollte
er sie säubern. »Hat mir ’nen Zwanziger gegeben. Ich habe ihm aber keine Drogen
verkauft.«
    Â»Wo hast du ihn hingeschickt?«
    Â»Weiß doch jeder, wo man hier Mädchen kriegen kann.
Ich habe mich nur von ihm bezahlen lassen, weil er so aussah, als könnte er
sich’s leisten.« Auffordernd musterte er erst Madigan, dann mich. Ich wollte
gerade nach meinem Portemonnaie greifen, als …
    Â»Schon kapiert.« Ti zog einen Zwanziger aus der
Tasche und hielt ihn sich vors Gesicht. Der Junge schaute kurz zu Ti hoch,
schnappte sich blitzschnell das Geld, und wandte den Blick dann wieder ab.
    Â»Was ist denn mit Ihnen passiert, Mann?«, fragte er
noch, während er krampfhaft versuchte, Ti bloß nicht anzusehen.
    Â»Feuer. Diejenigen, die mir das angetan haben, werden
dafür bezahlen.« Ti trat einen Schritt vor. Durch seinen Mantel wirkten seine
Schultern noch breiter, als sie wirklich waren, und auch seine Brust erschien
stämmiger. »Was für Mädchen?«, fragte er, während er gleichzeitig einen
Hundertdollarschein aus der Tasche zog und ihn dem Teenie unter die Nase hielt.
    Â»Die Mädchen sind alle an der Kreuzung Siebzehnte und
F Street. Also, nach Einbruch der Dunkelheit zumindest.« Der Junge griff
ruckartig nach dem Schein, bekam ihn aber nicht zu fassen, woraufhin Ti ihn auf
den Boden fallen ließ. Unruhig trat der Teenie auf der Stelle, da er sich wohl
einerseits bücken wollte, um sich den Schein zu schnappen, dadurch aber
andererseits in Tretreichweite von Ti geraten wäre.
    Â»Hier.« Ich kniete mich hin, hob das Geld auf und
reichte es ihm, ohne Ti dabei anzusehen. Dann wühlte ich in meinen Taschen, bis
ich einen Zettel und einen Stift gefunden hatte. »Das ist meine Nummer. Falls
du je wieder einen von den Typen siehst, ruf mich an.« Da ich wusste, dass Ti
ihn hinter meinem Rücken wahrscheinlich finster anstarrte, schenkte ich dem
Jungen ein verlegenes Lächeln.
    Â»Wenn’s sein muss.« Er riss mir den Zettel aus der
Hand.
    Die Hunde versperrten dem Jungen den Weg, wichen nun
aber zur Seite, als hätten sie einen unsichtbaren Befehl erhalten. Der Teenager
machte kehrt und schlich davon. Erst als er einen halben Block weiter war,
drehte er sich noch einmal um und brüllte aus vollem Hals: »Freak!«, bevor er
hastig in einer Gasse verschwand.
    Â»Einsteigen«, befahl Madigan und öffnete die
Ladeklappe des Pick-ups. Jack und Jenny sprangen hinein, wo sie von Jimmie mit
einem Nasenstüber begrüßt wurden. Auf dem linken Auge war meine Sicht noch
etwas getrübt, aber als Madigan um den Wagen herum nach vorne ging, wandte ich
mich trotzdem an Ti: »Was war das denn gerade? Ich dachte, du wärst bei einem
Unfall als Feuerwehrmann verbrannt worden?«
    Â»So war es ja auch. Aber manchmal ist es ganz
praktisch, dem Stereotyp zu

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