Nightshifted
entsprechen.« Er schenkte mir ein verschlagenes
Grinsen und riss die Beifahrertür auf. Ein echter Wolf im Schafspelz. Seufzend
kletterte ich in den Wagen.
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»Also, wie wäre es, wenn
du vor der Arbeit zu uns zum Essen kommst?«, fragte Madigan, als wir uns dem
Parkplatz näherten. »Wir essen relativ spät, und meine Frau macht heute Eintopf
â¦Â«
Ich schaute auf die Uhr am Armaturenbrett. Nach
meinem Termin mit Geoffrey hatte ich heute Vormittag höchstens vier Stunden
geschlafen, bevor ich mich mit Ti getroffen hatte. Eigentlich hatte ich
geplant, zwischen jetzt und Arbeitsbeginn noch ein ausgedehntes Nickerchen
einzulegen. Andererseits ⦠meiner Einschätzung nach würde ich bei der Arbeit
einfach nur anwesend sein müssen. Meaty würde mir bestimmt irgendeine »Armes
Mädchen, stirbt ja bald«-Aufgabe zuteilen. Und ⦠Ti drückte kurz mein Knie.
»Klar«, antwortete ich.
»Klingt gut«, meinte auch Ti. »Das heiÃt, falls die
Einladung für uns beide gilt, natürlich.«
»Sonst wäre es jawohl eine ziemlich schäbige
Einladung, oder?«, erwiderte Madigan grinsend, bevor er scharf links abbog.
Auf dem Parkplatz lieà Madigan uns raus. Ti
begleitete mich zu meinem Wagen. Ich schloss auf die altmodische Art â also mit
dem Schlüssel â die Fahrertür auf und warf Yuris Hemd auf den Beifahrersitz.
Dann gab ich Ti meine Adresse, sah zu, wie er zu seinem roten Auto ging â wer
zur Hölle fährt heutzutage schon noch einen El Camino? â, und machte mich mit
dem Handy im Freisprechmodus auf den Heimweg.
Während ich fuhr, wählte ich Sikes Nummer, was man am
Steuer ja eigentlich nicht tun sollte. Sie ging sofort dran.
»Hallo?«
»Hi ⦠äh â¦Â« Was sollte ich überhaupt sagen? Tut mir
leid, dass ich so ein Idiot war, haben Sie schon irgendwelche Fortschritte
gemacht, was die Rettung meines Lebens angeht?
Sike schnaubte. »Wir haben bisher noch nichts herausgefunden«,
sagte sie knapp und legte auf.
Na toll.
Während ich einparkte, versuchte ich es noch bei
Jake, konnte ihm aber nur ein Nachricht hinterlassen: »Jake, ich binâs. Ruf
mich an.« Seit Wochen war immer ich diejenige gewesen, die sich gemeldet hatte,
aber so lief das bei uns nun einmal. Als ich ihn noch einmal anrief, sprang
sofort die Mailbox an. »Ich meine es ernst, ruf mich zurück. Es ist wirklich
wichtig.«
Was, wenn er tot war? Darüber wollte ich gar nicht
nachdenken â aber wenn ich es schon tat, schuldete ich ihm noch etwas. Wieder
rief ich bei ihm an. »AuÃerdem: Hab dich lieb.«
Er rief mich zurück, als ich gerade ins Bett kroch,
um traurigerweise nur noch ein kurzes Nickerchen zu halten.
»Sissy?« Er klang ungefähr so erschöpft, wie ich mich
fühlte.
»Brüderchen! Sag mal ⦠hast du morgen schon was vor?
Oder übermorgen?«
»Kommt auf die Tageszeit an.« Ich hörte, wie er
gähnte.
»Wann immer es dir am besten passt. Sag mir einfach
Bescheid, dann komme ich. Ich muss mit dir reden.«
»Sieht ganz so aus.« Jetzt war fast hörbar, dass er
langsam wach wurde. »Ich ruf dich an ⦠übermorgen.«
»Und du wirst es auch nicht vergessen?«
»Ich schreibâs mir in den Terminkalender. Jetzt
gleich. Hab dich lieb.« Damit legte er auf. Ich überlegte kurz, wie die Chancen
standen, dass er tatsächlich daran denken würde, dann schlief ich ein.
Kapitel 35
Â
Ich wachte erst auf, als
Ti an meiner Tür klingelte. Als ich durch die Jalousie spähte, sah ich ihn
drauÃen auf der Schwelle stehen. Ganz sicher hatte ich mir den Wecker gestellt
â und anscheinend munter weitergeschlafen. Das war völlig untypisch für mich.
»Komme!«, brüllte ich, ohne mich aus dem Bett zu
erheben. Zunächst probierte ich noch mal mein Sehvermögen aus, immer ein Auge
abdecken und wieder aufmachen. Wenn ich beide Augen benutzte, verschwand das
Leuchten, aber sobald ich eines zuhielt und nur mit dem zweiten hinsah â und
jetzt war auch egal, welches von beiden es war â, kehrte es zurück.
Irgendwie kam ich mir schlecht dabei vor, ihn drauÃen
warten zu lassen, während ich mir die Zähne putzte und noch ein paar andere
MaÃnahmen ergriff, um präsentabel auszusehen. Andererseits war er schlieÃlich
ein Untoter, da würde es ihm wohl kaum etwas ausmachen. Ich
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