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Nightside 10 - Für eine Handvoll Pfund: Geschichten aus der Nightside Band 10 (German Edition)

Nightside 10 - Für eine Handvoll Pfund: Geschichten aus der Nightside Band 10 (German Edition)

Titel: Nightside 10 - Für eine Handvoll Pfund: Geschichten aus der Nightside Band 10 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green , Oliver Graute
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hat! Ich will nicht in etwas Kleines, Feuchtes mit darin schwimmenden Augen verwandelt werden. Aber ich habe gesagt, ich bin dabei, also bin ich dabei. Wo ist der Stab?“
    Sie grinste und sah mich unter ihren Wimpern hervor geziert an. „Was hältst du von einem kleinen Grabraub?“
    „Nenn mich einfach Indy“, erwiderte ich resigniert. Manche Dinge musste man einfach bis zum Ende durchziehen.
    Sie brachte mich zur Straße der Götter, und wir bummelten auf der Straßenmitte entlang, wobei wir all den Kirchen und Tempeln, ihren Wesen und ihren Anhängern großräumig aus dem Weg gingen. Es gab einen leichten Fischregen, einen kurzen Fall von spontaner Selbstentzündung unter den Gargylen und einen Kugelblitz, der wie ein Steppenläufer über die Straße rollte. Typisches Wetter für die Straße der Götter. Ein ausgewiesener Gott saß kläglich auf dem Bürgersteig vor dem Gebäude, das sonst seine Kirche war, und umklammerte seine wenigen Habseligkeiten. Die Gesetze der Straße sind streng: Wenn man nicht genug Verehrer auftreiben konnte, musste man Platz für jemanden machen, dem es gelang. Nun würde der kleine, graue Mann mit dem flackernden Heiligenschein als irgendetwas anderes seinen Lebensunterhalt verdienen müssen. Kein Gott mehr. Viele seiner Art endeten in Talkshows, wo sie weinend ihre Geschichten erzählten, und noch mehr endeten in der Rattengasse, wo sie in Pappkisten schliefen und an den Straßenecken um Kleingeld bettelten. Wer stehenblieb, um etwas in ihre ausgestreckten Hände fallen zu lassen, war ein weiser Mann, weil sich das Rad des Schicksals für uns alle drehte – und kosmische Vergeltung konnte wirklich scheiße sein.
    „Ich erkenne ihn nicht“, sagte Polly, als wir vorbeigingen. „Ich weiß noch nicht mal seinen Namen. Ist das nicht schlimm?“
    „Die Hälfte der Wesen in dieser Straße sind himmlische Betrüger, Hochstapler und Poser“, meinte ich mit jugendlicher Bestimmtheit und Arroganz. „Hier wird mehr ausgebeutet als angebetet.“
    „Sie können nicht alle Gauner sein“, antwortete Polly. „Einige von ihnen müssen wirklich sein.“
    „Das sind die, von denen man ausreichend Abstand hält. Vorsichtshalber.“
    Sie lachte. „Gehe ich recht in der Annahme, dass du kein bisschen gläubig bist?“
    „Ich beschäftigte mich mit Fakten, nicht mit Glauben“, sagte ich. „Ich jage Schätze, nicht Wunder. Es gibt genug im Diesseits, was mich interessiert, ohne dass ich mich um das Jenseits kümmern muss. Wo gehen wir hin?“
    „Die ägyptischen Pharaonen ließen sich in Pyramiden begraben, um sicher zu sein, dass ihre Überreste in den künftigen Jahren beschützt und verehrt werden würden“, antwortete Polly lebhaft. „Wir wissen alle, wie gut das funktionierte. Aber ein Pharao ging noch ein wenig weiter und benutzte alte ägyptische Magie, um sein Grabmal durch Raum und Zeit zu befördern und ihn dorthin zu versetzen, wo er für alle Ewigkeiten sicher wäre. Er endete hier, in der Straße der Götter, wo Jahrhunderte angesammelten Glaubens all jener, die den Gott in der Pyramide anbeteten seine ursprünglichen Schutzvorkehrungen himmelhoch verstärkten. Da dies die Nightside ist, haben im Laufe der Jahrhunderte viele Leute versucht, dort einzubrechen, was auch einige Wesen einschließt, die auf seinen Platz hier in der Straße scharf waren. Niemand hat je einen Weg hinein gefunden.“
    „Warte mal“, sagte ich. „Was hat all das mit einem Elfenstab zu tun?“
    Sie starrte mich bedauernd an. „Wo, denkst du, hatte der Pharao Magie gefunden, die mächtig genug war, all das zu vollbringen? Die Elfen kamen damals viel herum.“
    „Cool“, sagte ich. „Ich wollte schon immer eine Mumie treffen und ihr alles entwenden bis auf ihre Unterwäsche.“
    „Das Grabmal steht dieser Tage allein, unverehrt und vernachlässigt, beinah schon vergessen. Man nimmt es als gegeben hin, eine Sehenswürdigkeit wie tausend andere. Touristen machen Fotos und begeben sich dann zu interessanteren Dingen, und niemand hat bemerkt, dass die magischen Schutzvorkehrungen des Grabmals ebenso wie die Verehrung langsam schwanden. Wir können jetzt hinein, vorausgesetzt, wir sind sehr, sehr vorsichtig.“
    „Woher weißt du das?“, frage ich unverblümt.
    „Du bist nicht der Einzige, der in Bibliotheken recherchiert. Ich habe diese Informationen gefunden, während ich nach etwas anderem gesucht habe, wie so oft. Dann habe ich einen Spiegel im Trödelladen des seltsamen Harald gefunden.“

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