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Nightside 10 - Für eine Handvoll Pfund: Geschichten aus der Nightside Band 10 (German Edition)

Nightside 10 - Für eine Handvoll Pfund: Geschichten aus der Nightside Band 10 (German Edition)

Titel: Nightside 10 - Für eine Handvoll Pfund: Geschichten aus der Nightside Band 10 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green , Oliver Graute
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er sie auch vor den unvermeidlichen Sprengfallen und Einstürzen warnen. Die alten Ägypter waren in dieser Hinsicht für ihren unerhörten Sinn für Humor bekannt gewesen.
    Die Tunnel verursachten mir Gänsehaut. Ich war als Schatzjäger schon an schlimmeren Orten gewesen – ekligeren, schleimigeren und gefährlicheren Orten –, war hüfttief durch Schlamm gewatet und durch Erdtunnel, die gerade groß genug für mich waren, gekrabbelt; aber das hier war etwas anderes. Dies war ein Ort des Todes. Die Luft war trocken und staubig, und ich musste tief einatmen, um genug Sauerstoff zu bekommen. Die Decke war so niedrig, dass ich gebückt laufen musste, und die Wände zu meinen Seiten waren mit Hieroglyphen übersät , von denen ich keine einzige lesen konnte. Ich hatte mich nicht damit aufgehalten, sie zu lernen, hatte ich doch nicht erwartet, dass ich mich irgendwann in einer echten ägyptischen Pyramide befinden würde.
    Die Luft wurde immer kälter, je tiefer wir vordrangen und die Straße der Götter hinter uns ließen. Die Stille war beklemmend – kein Geräusch außer meinem rauen Atem und dem leisen Treten unserer Füße auf dem nackten Steinboden. Ich zitterte vor Kälte, aber das schien Polly nicht zu kümmern. Selbst im Inneren des Grabmals zu sein, schien sie nicht zu stören; ihr Griff um den Spiegel war felsenfest. Ich hätte sie wirklich mehr Dinge fragen müssen.
    Wir drangen immer tiefer vor, nahmen Biegung um Biegung und folgten dem Licht des Spiegels, der uns wie ein Scheinwerfer den Weg wies. Die Hieroglyphen schienen sich zu krümmen und zu winden, als das Licht über sie glitt, als versuchten sie verzweifelt, uns vor etwas zu warnen, und unsere Fußschritte hallten länger wider, als sie es eigentlich bei so stiller Luft hätten tun sollen. Polly ging schneller, durchschritt selbstbewusst einen Steingang nach dem anderen, und ich musste mich beeilen, um mit ihr mithalten zu können. Meine Lunge brannte, und ich umarmte mich selbst, um mich gegen die Kälte zu schützen. Aber ein Teil von mir begann, aufgeregt zu werden. So sollten sich Grabmäler anfühlen.
    Endlich kamen wir zur Hauptkammer. Keine Warnung, keine Andeutungen: Wir bogen um eine Ecke, und da war sie. Polly blieb so unerwartet stehen, dass ich beinahe in sie hinein gerannt wäre. Sie bewegte den Spiegel vor und zurück, das blendende Licht beleuchtete klar und deutlich jedes Detail. Die Kammer sah nach nichts aus. Nur ein quadratischer Kasten im Herzen der Pyramide. Die Hieroglyphen bedeckten den Boden und die Decke, ebenso alle vier Wände, und höchstwahrscheinlich war es nur meine Einbildung, die schreckliche Warnungen in den tief eingeritzten Bildern las. Polly kniete nieder, um einige davon zu untersuchen, runzelte konzentriert die Stirn und fuhr sie mit der Spitze ihres langen, dünnen Fingers nach. Es gab kein Anzeichen mehr, das auf die mädchenhafte Abenteurerin hindeutete, die mich in der Humbug-Bar aufgelesen hatte. Sie sah … älter aus, erfahrener, und zwar nicht gerade auf gute Art und Weise.
    Sie richtete sich hastig auf und warf mir ein schnelles Lächeln zu. „Kein Grund zur Sorge. Nur die üblichen, typischen Warnungen und Flüche. Echte Amateurmacht. Die Magie hat vom alten Ägypten hierher einen weiten Weg zurückgelegt. Jedes der halben Dutzend Schutzamulette, die ich trage, könnte diesen Ramsch bannen.“
    „Werd mal nicht übermütig“, meinte ich vorsichtig. „Wer weiß, wie viel mehr Kraft der Stab in all den Jahren in der Straße der Götter aufgesaugt hat?“
    „Oh, sei still, du Riesenbaby! Wir sind total sicher. Sieh dich an: Du bebst ja geradezu aus Angst vor dem Fluch einer Mumie.“
    „Es ist kalt“, widersprach ich mit einiger Würde.
    „Ja? Hatte ich gar nicht bemerkt. Auf heißer Spur und so. Trotzdem, Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste, schätze ich.“
    Sie nahm ein Knochenamulett aus der Jeanstasche und schwang es energisch. Wir warteten, aber nichts geschah. Die Stille blieb ungebrochen, und nichts Widerliches tauchte aus den Schatten, die außerhalb des Lichts des Spiegels lauerten, auf. Polly warf mir einen gönnerhaften Blick zu.
    „Hat es funktioniert?“, fragte ich, nur um sicher zu gehen.
    „Na ja, das Amulett ist nicht explodiert – und wir auch nicht –, und das ist für gewöhnlich ein gutes Zeichen, also … natürlich hat es funktioniert! Vertrau mir, Süßer. Ich weiß, was ich tue.“
    „Ja“, sagte ich. „Ich vertraue darauf, dass du weißt, was du

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