Nightside 10 - Für eine Handvoll Pfund: Geschichten aus der Nightside Band 10 (German Edition)
gerade dann eine Zigarette darin ausdrückt.“
Ich wartete, dass er Luft holen musste, um meinerseits ein paar übertriebene Behauptungen aufstellen zu können, als ich über seine Schulter hinweg sah, wie ein sehr hübsches Mädchen eintrat. Jung, frisch und vor Ausgelassenheit übersprudelnd marschierte sie in die Bar, als marschiere sie an der Spitze ihres höchst eigenen Triumphzugs. Sie trug ein enges T-Shirt und noch engere Jeans, mit Cowboystiefeln und Armreifen und Perlen aller Arten. Die Haut so rein, dass sie fast leuchtete, große, dunkle Augen, ein scharlachroter Mund und kurzgeschnittenes, platinblondes Haar. Ohne Anstrengung nahm sie mir den Atem. Nun waren attraktive Mädchen in der Nightside immer wie Sand am Meer zu finden, aber sie … war anders.
Gespräche erstarben allerorten, als sie in der Mitte der Bar stehen blieb und sich umsah. Alle jungen Typen wurden munter, bereit, ihr ins Auge zu fallen, nur um völlig vergessen zu sein, als ihr Blick auf mich fiel. Glücklich schwebte sie zu mir herüber, und der Strandguträuber erlaubte sich einen kleinen, enttäuschten Seufzer. Er entfernte sich höflich, um jemand anderen zu finden, dem er ein Loch in den Bauch erzählen konnte. Ich war eindeutig vergeben. Das Mädchen blieb strahlend lächelnd und mit elegantem Hüftschwung vor mir stehen. Aus der Nähe sah ich, dass ihr T-Shirt die legendäre Aufschrift „Wenn du nach dem Preis fragen musst, kannst du es dir sowieso nicht leisten“ trug und sie keinen BH darunter. Ich lächelte entspannt zurück, als passierten mir solche Dinge jeden Tag, und bedeutete ihr, ihren süßen, kleinen Hintern auf den verlassenen Barhocker neben mir zu pflanzen. Sie ließ sich mit einem glücklichen Quietschen darauf fallen und fixierte mich mit ihren riesigen Augen.
„Mach ’ s dir hier nicht gemütlich, meine Liebe, du bleibst nicht“, sagte Miss Fritton in einem kalten Ton, den ich nie zuvor von ihr gehört hatte. „Wir bedienen deinesgleichen nicht. Oh ja, ich habe dich durchschaut; bei mir bist du an die Falsche geraten.“
Das Fräulein schmollte herzallerliebst und sah mich mit einem Augenaufschlag ihrer schweren Wimpern an. „Ich kann bleiben, Süßer, oder?“
„Natürlich“, entgegnete ich.
Miss Fritton schnaubte laut. „Keiner ist so blind“, sagte sie. „Es wird alles in Tränen enden, aber niemand hört je auf mich.“ Sie bedachte das Mädchen mit einem drakonischen Blick. „Mach keine Schwierigkeiten in dieser Bar, junge Dame, oder ich hetze die Hunde auf dich.“
Sie entfernte sich ans andere Ende der Bar. Ich war leicht verärgert. Ich hatte noch nie erlebt, dass Miss Fritton sich von jemandem abwandte, wenn er noch Geld in den Taschen hatte.
„Hat sie wirklich Hunde?“, fragte das Mädchen.
„Nur bildlich gesprochen“, entgegnete ich.
„Hi!“, sagte das Mädchen strahlend und tat Miss Fritton mit einem gleichgültigen Achselzucken ab. „Du bist Larry Oblivion, ich bin Polly Perkins, und du bist erfreut, mich zu treffen! Weil ich dich nämlich reicher machen werde, als du es dir in deinen kühnsten Träumen erträumt hast.“
„Ah“, sagte ich. „Es geht also um ein Geschäft?“
Mein Missvergnügen musste sich in meinem Gesicht gespiegelt haben, denn sie lachte entzückend und drückte meinen linken Oberschenkel mit einem erstaunlich starken Griff.
„Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. So funktioniert die Welt, Süßer.“
„Wie genau willst du mich reich machen?“, fragte ich und bemühte mich dabei, hart und erfahren zu wirken.
„Du bist Schatzjäger“, sagte Polly schnell. „Jeder weiß das, und ich kenne einen Ort mit einem Schatz, der so strahlend ist, dass nur das Flüstern seines Namens in dein Ohr Freudentränen in deine Augen und eine eindeutige Beule in deine Hose zaubern würde.“
„Was glaubst du, gefunden zu haben?“, fragte ich höflich. „Hat jemand dir vielleicht eine alte Karte oder ein Buch mit einem versiegelten Bereich verkauft? Du darfst nicht allem trauen, was du in der Nightside kaufst. Einige dieser Gauner sind hier schon lange zugange. Oh, schon gut, sprich weiter, verblüff mich. Was hast du gefunden, Polly?“
„Gerüchten zufolge hast du ein spezielles Interesse an arthurianischen Artefakten“, sagte sie.
Unwillkürlich besserte sich meine Stimmung. „Was ist es – das Schwert im Stein?“
„Noch besser“, sagte sie. „Der ehemalige Eigentümer des Schwertes. Ah, ich dachte mir schon, dass dich das aufhorchen
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