Nightside 10 - Für eine Handvoll Pfund: Geschichten aus der Nightside Band 10 (German Edition)
nächsten Kandidaten fragen.“
Ich hob eine Braue. „Sie haben noch jemand anderen im Sinn?“
„Natürlich.“
Ich wartete, aber er schwieg. Ich nickte langsam. „Ich muss darüber nachdenken.“
„Es ist nicht mehr viel Zeit“, sagte Walker. „Ich habe nicht mehr viel Zeit. Aber denken Sie darüber nach, John. Wir sehen uns.“
Er verschwand einfach aus dem Stuhl. Benutzte noch nicht einmal seine tragbare Zeitanomalie. Man sollte immer darauf vertrauen, dass Walker noch einen anderen Trick aus dem Ärmel schütteln konnte.
Ich dachte ehrlich über sein Angebot nach. Obwohl sicher viel mehr dahinter steckte, als er zugab. Es war einfach nicht Walkers Art, leise in die lange Nacht zu gehen. Er musste etwas planen. Aber was, wenn nicht? Was, wenn er nur ein Mann war, der bald sterben würde, und verzweifelt Dinge zu richten versuchte, solange dazu noch Zeit war? Die Erfahrung ließ vermuten, dass er mir irgendwie eine Falle stellte, aber was war, wenn das Angebot ernst gemeint war? Wen hätte ich für diese Position gewollt, wenn ich Walker wäre? Jemand musste es schließlich tun … und es war sehr verführerisch.
Ich hatte immer gedacht, Walker würde mich eines Tages töten oder ich ihn. Aber Dinge liefen in der Nightside nie, wie man es erwartete.
Ich dachte über all die Dinge nach, die ich geraderücken konnte, während die Autoritäten mir den Rücken stärkten. All die bösen Jungs, die ich zu Fall bringen und denen ich das Handwerk legen konnte … ja. Es war verführerisch. Aber konnte das nicht schon der erste Schritt auf dem Weg zur Korrumpierung durch Macht sein? Dem Weg, der zu der verwüsteten, zukünftigen Nightside führte, die ich in der Zeitanomalie gesehen hatte? Einer Welt, in der ich für den Tod der gesamten Menschheit verantwortlich war … ich dachte eigentlich, ich hätte diese Zukunft vermieden, aber die Zeit liebte Spielchen.
Der Geruch fiel mir zuerst auf. Ein bekannter, schlechter Geruch von etwas, das sich zwischen Müll und toten Dingen niederlegte und dem das völlig egal war. Ich sah resigniert auf, und natürlich saß mir Eddie Messer gegenüber. Der stinkende, verstörende Punk-Gott des Rasiermessers höchstselbst. Eine qualvoll dünne Gestalt, die in einen übergroßen grauen Mantel, der von angesammeltem Dreck und Fett zusammengehalten wurde, ge hüllt war. Eddie sah furchtbar aus, aber das tat er immer. Das gleiche abgezehrte Gesicht, kurzgeschorene Haare und fiebrige Augen. Er nuckelte an einer Flasche Designer-Wasser, während Fliegen traurig um ihn herumsurrten. Die, die ihm zu nah kamen, fielen tot zu Boden. Als er sprach, war seine Stimme tief, trocken und gespenstisch. „Es liegt etwas in der Luft, John.“
„Das habe ich bemerkt“, sagte ich. „Du solltest dir ein paar von diesen Duftbäumchen um den Hals hängen. Aber wie geht’s dir, Eddie? Schläfst du immer noch bei den Obdachlosen und bettelst?“
„Ich muss nicht betteln“, entgegnete er feierlich. „Sobald die Leute sehen, wer ich bin, werfen sie mit Geld um sich und rennen weg.“
Eddie Messer war der einzige Gott, den ich kannte, der als eine Art Buße in Hauseingängen schlief und aus Müllcontainern aß. Es hatte viel zu büßen.
„Was willst du, Eddie?“, fragte ich müde . „Scheint, als wolle heute jeder etwas von mir.“
„Du gehst zu kumpelhaft mit Walker um“, stellte Eddie Messer fest. „Wenn du nicht zu uns gehörst, gehörst du zu denen.“
„Ich gehöre zu niemandem“, sagte ich. „Außer zu Suzie. Ich gehe meinen Weg. Das weißt du.“
„Du bist den neuen Autoritäten seit dem Tag, an dem sie auftauchten, nah.“
„Ist das schlimm? Sie sagen das Richtige.“
„Der einzige Weg, nicht von der Macht korrumpiert zu werden, ist ihr den Rücken zu kehren. Das solltest du wissen. Lass dich nicht von Walker von der Richtigkeit seines Weges überzeugen. Lass dich nicht dazu bringen, zu denken, du könntest seine Macht übernehmen, ohne dass sie dich berührt. Dich verändert. Die Nightside liebt es, Helden zu brechen. Du kannst die Nightside nicht retten. Du kannst sie nicht befreien. Sie braucht keine Rettung oder Befreiung. Sie dient so, wie sie ist, einem Zweck. Oder ich hätte sie schon lange zerfetzt.“
„Das hat dich nicht daran gehindert, einen ganzen Haufen Leute zu ermorden“, sagte ich vorsichtig. „Oft in einer kreativen, grausamen Art und Weise.“
„Es gibt immer welche, die zu weit gehen. Böse Menschen, die den Tod verdient haben. Ich werde
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