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Nightside 10 - Für eine Handvoll Pfund: Geschichten aus der Nightside Band 10 (German Edition)

Nightside 10 - Für eine Handvoll Pfund: Geschichten aus der Nightside Band 10 (German Edition)

Titel: Nightside 10 - Für eine Handvoll Pfund: Geschichten aus der Nightside Band 10 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green , Oliver Graute
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verstummten, Lachsalven und Tränen erstarben, und die Musikberieselung endete so schnell, dass sie kurz rückwärts lief. Köpfe drehten und reckten sich, und nicht wenige standen auf und hofften, es werde unbemerkt bleiben. Die gesamte Bar schien den Atem anzuhalten, weil Walker eingetreten war.
    Er hatte sich nicht mit seinem gewöhnlichen, gemächlichen Herabschreiten der Metalltreppe aufgehalten, um jeden wissen zu lassen, dass er kam und somit einen großen Auftritt hinlegen konnte. Er war einfach aus dem Nichts aufgetaucht, stand nun in der Mitte der Bar, stützte sich lässig auf seinen zusammengerollten Regenschirm und schmunzelte leicht. Die meisten Kunden mieden seinen Blick, wollten keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Denn wenn Walker auf der Bildfläche erschien, bedeutete das, dass jemand in Schwierigkeiten war, und angesichts der Tatsache, dass Walker sich auf mysteriöseren Wegen als die Hälfte der Wesen auf der Straße der Götter bewegte, konnte man es nur selbst sein. Walker war dafür berüchtigt, Dinge zu wissen, die er nicht wissen sollte, und schreckliche Strafen zu verhängen – pour décourager les autres – und was immer er tat: Keiner protestierte. Weil er eben Walker war.
    Aber einen gab es immer, oder? Irgendwer musste es immer auf die harte Tour lernen. In diesem Fall war es einer von Black Bettys übermuskulösen Schlägertypen. Sie hatte etwa ein halbes Dutzend oder so an der Leine, für den Fall, dass sie sich mit einem Kunden traf. Dieser spezielle Schläger entschied sich, seine Herrin beeindrucken zu wollen, deswegen trat er vor Walker hin, wobei er seine Steroide missbrauchenden Muskeln in einer Art und Weise, die er für bedrohlich hielt, spielen ließ. Walker musterte ihn nachdenklich. Ein weiser Mann hätte den Hinweis verstanden und wäre gerannt, nicht aber dieser Schläger.
    „Du verärgerst meine Herrin, kleiner Mann“, sagte der Schlägertyp. „Verschwinde.“
    Walker grinste leicht. „Verpiss dich selbst.“
    Er gebrauchte die Stimme, der jeder gehorchen musste, der sie hörte, und der Schlägertyp gab plötzlich einen tiefen Laut der Qual von sich, der schnell von weiteren, noch unangenehmeren Klängen begleitet wurde. Black Betty zog ein Gesicht und ließ seine Leine fallen. Der Schläger wandte sich vorsichtig und langsam von Walker ab und schleppte sich qualvoll zu den Toiletten. Die Leute, an denen er vorbeikam, wünschten sich, er hätte das nicht getan. Die Bar als Ganzes entschied, es sei das Sicherste, so zu tun, als sei Walker gar nicht da. Köpfe drehten sich weg, Gespräche wurden wieder aufgenommen, und die Musikberieselung setzte wieder ein. Ich merkte, dass die kräftigen Türsteher innen der Bar, Betty und Lucy Coltrane, sich im Hintergrund hielten, bereit, sich jeden Augenblick bemerkbar zu machen, aber Alex hatte mehr Verstand. Er warf Walker seinen besten stechenden Blick zu und beschäftigte sich dann damit, einige Gläser, die man nicht hätte polieren müssen, zu polieren.
    Walker schaute sich in Ruhe um, nahm sich Zeit. Niemanden hielt sein ruhiges Äußeres zum Narren. Walker war immer gefährlich, selbst wenn er freundlich war. Vielleicht besonders dann – und natürlich erblickte er am Ende mich, kam zu meiner Nische und lächelte charmant.
    „Hallo, John. Kann ich kurz mit Ihnen reden? Es ist wirklich eilig.“
    „Sie haben Nerven“, brummte ich. „Vor ein paar Stunden haben Sie noch Ihr Bestes getan, um mich umlegen zu lassen.“
    „Das ist meine Aufgabe“, sagte Walker. „Nichts Persönliches, John. Das sollten Sie langsam wissen.“
    „Ich habe bereits einen Fall“, sagte ich. „Suchen Sie sich jemand anderen, der für Sie die Drecksarbeit macht.“
    „Es geht nicht um Arbeit. Es ist persönlich.“
    Ich seufzte. Offenbar würde ich Walker nicht loswerden, ehe ich mir nicht das angehört hatte, was er zu sagen hatte. Ich sah Larry an und spreizte die Finger in einer Was-soll-ich-machen?-Geste.
    „Geh vor. Ich stoße, sobald es geht, vor der U-Bahn-Station Cheyne Walk zu dir. Das ist der letzte Ort, an dem ich Tommy lebend gesehen habe.“
    Larry nickte und stand auf. Dann sah er Walker provokativ an. „Ich bin Larry Oblivion. Haben Sie mir irgendwas zu sagen?“
    Walker sah ihn gedankenverloren an. „Ich glaube nicht. Zumindest nicht im Augenblick.“
    „Glauben Sie ja nicht, Sie könnten mich einschüchtern. Ich bin tot.“
    Walker lächelte. „Gerade Sie sollten wissen, dass der Tod nicht das Schlimmste ist, das

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