Nightside 10 - Für eine Handvoll Pfund: Geschichten aus der Nightside Band 10 (German Edition)
Walker und ich vor einem Tisch, der viel zu nah an der Küche war, ein Hinweis darauf, dass die Leute, die hier saßen, angesehene Mitglieder waren, die aber noch am unteren Ende der Hackordnung des Londinium-Clubs standen. Erstaunlicherweise sahen der alte Mann und seine Frau nicht nur erfreut aus, uns zu sehen, sondern gaben sich keine Mühe, es zu verstecken. Walker zog seine Melone vor beiden.
„John Taylor, erlauben Sie mir, dir Dash Oblivion, den vertraulichen Ermittler, und seine Frau, Shirley den Adel, einst die kostümierte Abenteurerin, die als Lady Phantasma bekannt war, vorzustellen.“
„Oh, bitte“, sagte die grauhaarige Dame im Perlen-Twinset. „Nennen Sie mich Shirley.“
Dash grunzte nur etwas, während er sich auf sein Essen konzentrierte. Es war dampfend heißes Curry, und der Geruch ließ meinen Magen knurren. Dash war eine dünne Person in einem eleganten blauen Blazer und weißen Hosen. Er war kahl, und eine Adlernase und buschige, weiße Augenbrauen dominierten sein Gesicht. Er musste in den Achtzigern sein, aber seine kalten, blauen Augen waren noch immer stechend scharf. Er saß aufrecht auf seinem Stuhl, und seine mit blauen Adern durchzogenen, leberfleckigen Hände zitterten nicht ein einziges Mal, als er sich das Essen in den Mund schaufelte.
Shirley bedachte ihren Ehemann mit einem halb verzweifelten, halb amüsiertem Blick. „Lassen Sie sich durch ihn nicht stören, Mister Taylor. Er hasst es, beim Abendessen gestört zu werden. Er glaubte schon immer daran, dass Unterhaltungen nach dem Essen zu kommen haben und es nicht unterbrechen sollten. Du wirst dich für niemanden ändern, Schatz, oder?“
Dash grunzte erneut, und sie lachte still. Shirley den Adel war eine noch immer gutaussehende Frau Mitte siebzig und hatte einen schwachen europäischen Akzent, den ich nicht einzuordnen vermochte. Ihr Blick und ihre Stimme waren beide recht fest, und ihr einfaches Verhalten konnte die Wahrnehmung gewohnter Macht und Autorität nicht verbergen.
„Es ist schön, Sie zu treffen, Mister Taylor“, sagte sie mit etwas, das sich wie echte Wärme anhörte. „Tommy hat immer gut von Ihnen geredet.“
„Tommy konnte seinen Arsch nicht von seinem Ellbogen unterscheiden“, widersprach Dash, dessen Stimme noch immer ein scharfes Chicago-Näseln dominierte. Er schob seinen leeren Teller zurück und fixierte mich mit einem harten Blick. „Er hätte nie Privatdetektiv werden sollen. Das ist nichts für Jedermann.“ Er fixierte Walker. „Halten Sie sich von dem da fern. Er bedeutet Ärger.“
„Du verletzt mich, Dash“, brummte Walker. „Schließlich war es immer noch dein Sohn Hadleigh, der mich alles, was ich weiß, gelehrt hat. Ehe er … zurücktrat.“
„Ehe er verrückt wurde und sich der Dunklen Akademie anschloss“, zürnte Dash. „Das Amt brach ihn, wie es jeden bricht.“
„Er ging, um seine Seele zu retten“, sagte Shirley energisch.
„Oder das, was davon übrig war“, sagte Dash.
„Nicht jedermann ist für das Amt geschaffen“, sagte Walker. „Mir kam es immer sehr zupass.“
Er sah beide provokativ an, und sie sahen lieber weg, als seinen Blick zu erwidern. Walker sah mich an, um sicherzugehen, dass ich gesehen hatte, wie sie sich seiner Autorität unterwarfen.
„Also“, sagte Walker leichthin. „Was tust du dieser Tage, Dash?“
Dash knurrte ihn an, offenbar ganz in die Dessertkarte vertieft, also antwortete Shirley für ihn. Ich hatte das Gefühl, das geschah oft.
„Dash hat sich zur Ruhe gesetzt. Wir beide. Er gärtnert, und ich arbeite an unseren Memoiren. Oh, was haben wir nicht alles zu erzählen! Sie werden natürlich erst veröffentlicht, wenn wir tot sind. Nicht jeder war in den Dreißigern und Vierzigern ein Held und hatte in den Siebzigern und Achtzigern ein noch erfolgreiches Comeback! Wir hätten weitermachen können … aber wir beide waren der Meinung, wir hätten unser Bestes getan. Jetzt beraten wir nur noch dann und wann und lassen die J üngeren die harte Arbeit machen. Stimmt’s, Dash?“
„Haben sogar mal heimlich für dich gearbeitet, Walker“, grinste Dash schmutzig. „Ich kann diesen Kindern immer noch zeigen, wie es geht.“
„Aber nicht zu oft“, sagte Shirley. „Wir haben uns unseren geruhsamen Lebensabend verdient.“
„Vermissen Sie nie die alten Zeiten?“, fragte ich.
„Manchmal“, sagte Shirley etwas melancholisch. „Wir hatten wirklich einen guten Krieg, haben Saboteure und die fünften Kolonnen quer durch
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