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Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand

Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand

Titel: Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Eingang auf uns. Seine edle Kleidung sah fast schäbig aus, und seine Augen waren vom Weinen gerötet. Er stürzte auf mich zu, als wolle er mich angreifen, doch hielt er inne, als Suzie ihre Schrotflinte zog und sie mit einer geübten Bewegung auf ihn richtete. Er funkelte mich erbärmlich an und rang die Hände.
    „Was haben Sie getan, Taylor? Was haben Sie getan?“
    „Ich habe herausgefunden, was hinter den Kulissen vor sich ging, und dem ein Ende gesetzt“, entgegnete ich. „Ich habe eine Menge unschuldiger Menschen vor …“
    „Die sind mir egal! Was bedeuten die schon? Was haben Sie meinen Freunden angetan?“ Für einen Moment verschlug es ihm die Sprache und er presste die Augen zu, um den Tränenfluss über sein Gesicht etwas einzudämmen. „Ich habe gesehen, wie die attraktivsten Menschen meiner Generation zu alten Vetteln und Aussätzigen verdorrten. Wie ihre bezaubernden Gesichter einfielen, aufsprangen und sich vom Schädel schälten. Wie ihr Haar ausfiel, sich ihr Rücken krümmten und sie weinten, kreischten und schrien, als sie wie toll durch die Nacht hetzten! Ich habe gesehen, wie auf ihrer Haut Geschwülste aufbrachen und Eiter und Verfall weinten! Was haben Sie ihnen angetan?“
    „Tut mir leid“, sagte ich. „Aber sie haben das verdient.“
    „Sie waren meine Freunde“, schluchzte Percy d’Arcy. „Ich kannte sie von Kindesbeinen an. Ich hätte nie gewollt, dass so etwas passiert.“
    „Percy …“, hob ich an.
    „Ihr Honorar können Sie sich sonstwohin schieben!“, sagte Percy mit fast hysterischer Würde. Dann machte er auf dem Absatz kehrt und ging immer noch weinend davon.
    Ich ließ ihn gehen. Ich konnte seinen Standpunkt irgendwie verstehen. Bei manchen Fällen geht es im Nachhinein allen dreckig. Also gingen Suzie und ich heim.
    Es gibt in der Nightside eigentlich keine Vorstädte. Aber ein paar Gegenden sind etwas sicherer als der Rest, und hier führen die Leute ein ruhiges Leben, ohne ständig belästigt zu werden. Es handelt sich nicht um Gettos, die von einer hohen Mauer mit mächtigen Toren umgeben sind, da Mauern und Tore die Jäger, die von der Nightside angezogen werden, meistens nicht einmal für einen Augenblick aufhalten. Vielmehr sind es kleine Gemeinschaften, die von einigen magischen Verteidigungen, arkanen Schilden und wirklich guten gegenseitigen Beistandsverpflichtungen geschützt werden. Außerdem sollte man, wenn man nicht auf sich selbst aufpassen kann, ohnedies nicht in der Nightside leben. Suzie und ich wohnten in einem netten, kleinen, freistehenden Haus (dritte rechts, ganz runter, zweimal links) in einer der besseren und exklusiveren Gegenden. Allein weil wir dort lebten, befanden sich die Immobilienpreise im Sinkflug, aber wir versuchten, uns darüber keine zu großen Gedanken zu machen. Ursprünglich hatte es an der Vorderseite des Hauses ein Gärtchen gegeben, aber da weder Suzie noch ich einen grünen Daumen besaßen, war das erste, was wir dort anlegten, ein Minenfeld. Wir mögen keine Gäste. Suzie hatte einen Großteil der Arbeit erledigt, während ich ein paar Fallen hinzufügte und einige unsichtbare, schwebende Flüche wob, damit es so aussah, als würde mich das Ganze interessieren.
    Unsere direkten Nachbarn waren ein zeitreisender Abenteurer namens Garth der Ewige, ein großer, skandinavischer Typ, der in einer normannischen Burg in einem etwas kleineren Maßstab hauste, komplett mit Gargylen, die uns in der Paarungszeit immer wachhielten, und eine schwarzhaarige Außerirdischenjägerin mit kaltem Gesicht, die aus der Zukunft stammte und den Namen Sarah Königreich trug. Sie wohnte in einem Konglomerat vage organischer Konstruktionen, die offensichtlich auch als ihr Raumschiff dienten, wenn sie jemals alle Ersatzteile zusammenkratzen konnte, um es zu reparieren.
    Wir hatten nie auch nur darüber geredet, eine Wohngemeinschaft zu bilden. Suzie und ich wohnten in unterschiedlichen Etagen. Sie lebte im Erdgeschoss, mir gehörte der erste Stock, und wir teilten uns die Annehmlichkeiten, die das Haus sonst so zu bieten hatte. Äußerst gepflegt. Wir verbrachten so viel Zeit in der Gegenwart des jeweils anderen, wie es uns möglich war, und das war alles andere als einfach, weil wir waren, wer wir nun mal waren. Mein Stockwerk war total altmodisch, manche hätten es sogar viktorianisch genannt. Damals verstanden die Menschen eine Menge von Komfort und Luxus. In jener Nacht lag ich flach auf dem Rücken in der Mitte meines Himmelbettes. Die

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