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Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand

Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand

Titel: Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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gegen seine bloße Anwesenheit auf. Sie rochen das Blut und den Tod, die an ihm klebten. Rastlos warfen sie sich in ihren Zwingern hin und her, ganz aufgeregt, als er näher kam. Manche wichen von seiner schieren Präsenz verstört zurück, während andere sich gegen den Maschendraht ihres Zwingers warfen und geifernd und bellend versuchten, sich auf ihn zu stürzen. Vor allen Türen hingen dicke Vorhängeschlösser. Die Hunde stellten keine Gefahr für den wandelnden Mann dar. Er tötete sie dennoch bis zum letzten Tier. Er ging langsam von einem Zwinger zum nächsten und schoss jeder Dogge in den Kopf. Manche trotzten ihm bis zuletzt, andere versuchten, mit zwischen den Beinen eingeklemmten Schwänzen zu entkommen. Die paar letzten kauerten sich unterwürfig nieder, bepissten sich und wedelten hoffnungsvoll mit dem Schwanz. Er tötete jede einzelne.
    Dann drehte er sich zu uns um und sah uns vom Bildschirm aus an, als könne er genau sehen, wie wir drei ihn betrachteten. Vielleicht konnte er das auch. Es dauerte einen Augenblick, bis ich bemerkte, dass er nicht länger lächelte. Er steckte seine Pistolen weg und sagte: „Das ist der Grund.“
    Die Kamera glitt an ihm vorbei, vorüber an den toten Hunden in ihren Zwingern, um uns eine gute Sicht auf den ganzen Keller zu ermöglichen. Dieser war voller Käfige, Reihen um Reihen, höchstens eins zwanzig breit, einfacher Stahlmaschendraht in Stahlrahmen, und in jedem Käfig befand sich ein Kind. Pudelnackt, voller blauer Flecken, geprügelt und zitternd, mit hoffnungslosen Gesichtern und leeren Augen. Eine Schale Wasser und etwas Stroh auf dem Boden, um die Ausscheidungen aufzusaugen, das war alles. Nicht einmal ein Kübel für die Scheiße und Pisse. Kinder, die man wie Tiere hielt. Schlechter als Tiere. Kleine Kinder, nicht älter als neun oder zehn. Das jüngste war ein Mädchen von etwa vier Jahren. Kein einziges weinte oder bat um Hilfe, da sie auf die harte Tour gelernt hatten, dass ihnen das nichts nutzen würde. Sie starrten den Wanderer mit der unbeholfenen Neugier von Tieren an. Sie erwarteten nicht, dass er sie rettete. Man hatte alle Hoffnung systematisch aus ihnen herausgeprügelt. Die Zwinger waren nicht groß genug, dass sie aufstehen konnten. So saßen oder kauerten sie apathisch im eigenen Dreck und warteten ab, was dieser Mann von ihnen wollte.
    „Diese Kinder hat man auf den Straßen Londons entführt“, sagte der Wanderer, „und in die Nightside gebracht, um sie zu vergewaltigen, zu foltern, zu verstümmeln und am Ende zu ermorden. Nur um diese Erfahrung auf einen Erinnerungskristall zu prägen und an die, die sich daran ergötzen, zu verkaufen. Eine echte Liveerfahrung für den höchsten Bieter. Das war das Produkt, das Kostbare Erinnerungen an seine äußerst ausgesuchte Klientel verkaufte. Völlige Entwürdigung aus sicherer Entfernung. Sie haben ja schließlich nichts getan. Sie haben nur zugeschaut. Immer wieder, bis der Nervenkitzel nicht mehr aufregend genug war. Lange noch, nachdem das Kind tot und vergessen war. Das ist der Grund, warum jeder hier sterben musste. Sie alle hatten davon profitiert. Sie waren alle verantwortlich. Nachdem die Kinder einen langsamen, schrecklichen Tod gestorben waren, hat man ihre Leichen an die Hunde verfüttert, um die Körper zu entsorgen, und deswegen mussten auch diese sterben.“
    Er trat wieder ins Bild und sperrte einen Zwinger nach dem anderen auf. Keines der Kinder versuchte zu entfliehen. Sie zogen sich aus lauter Furcht vor dem Wanderer weiter zurück, weil sie vor jedem Mann Todesangst hatten. Auch wenn die Türen offen waren, würden und konnten sie nicht einfach gehen. Als der Wanderer sein Werk beendet hatte, drehte er sich um, um uns anzusehen.
    „Helft ihnen“, sagte er. „Schafft sie hier raus. Bringt sie in Sicherheit, spendet ihnen Trost und heilt die, bei denen es noch geht. Bringt sie heim. Ich kann nicht bleiben. Ich habe ein Werk zu vollbringen. Ich werde jeden einzelnen, der auf der Kundenliste von Kostbare Erinnerungen stand, ausfindig machen. Ich werde sie alle töten.“
    Der Bildschirm verschwand und ließ uns in einem Foyer voller toter Menschen zurück. Ich riss meine Hand von dem Erinnerungskristall zurück. Ich zitterte so, dass ich nicht sprechen konnte. Suzie trat ganz nah zu mir und tröstete mich allein durch ihre Gegenwart, so gut sie konnte. Ich sah mich um und ließ meinen Blick über die toten Männer und Frauen schweifen. Ich konnte nicht glauben, dass sie mir

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