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Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand

Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand

Titel: Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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je leidgetan hatten. Nach allem, was sie getan hatten … hatte ihnen der Wanderer mehr Gnade erwiesen, als ich es getan hätte. Er hatte ihnen einen schnellen, sauberen Tod geschenkt. Mir war kalt, bitterkalt, bis tief in die Seele. Schlimme Dinge geschahen dauernd in der Nightside. Dafür ist sie schließlich da. Aber diese … systematische, geschäftsmäßige Brutalität, nur um die schlimmsten menschlichen Gelüste zu befriedigen … ein Konzentrationslager für Kinder … er hatte recht. Der Wanderer hatte absolut recht gehabt, jeden einzelnen hier umzulegen.
    Ich musste einiges davon laut ausgesprochen haben, da Chandra rasch nickte. Als er zu sprechen anfing, bebte seine Stimme vor Zorn.
    „Vielleicht … habe ich all die Jahre die falsche Art von Ungeheuern gejagt.“
    „Wir müssen da hinunter“, sagte Suzie. „In den Keller. Wir müssen den Kindern helfen.“
    „Auf jeden Fall“, sagte ich.
    Wir gingen in den Keller. Manchmal schritten wir über Leichen, manchmal mussten wir sie aus dem Weg treten. Auf der untersten Ebene schlug uns der Gestank entgegen. Er waberte aus der zerstörten Stahltür wie ein Windstoß aus der Hölle. Ein abscheulicher Geruch, der Tod und Entsetzen, menschlichen Schmutz und das Leid von Kindern in sich trug. Pisse und Scheiße, Schweiß und Blut. Schreckliche Dinge, die an dunklen Orten geschehen waren. Ein durchdringender, würgender, tierischer Geruch.
    Die Kinder waren noch in ihren Zwingern, gefangen in der kleinen Welt, in der man sie eingepfercht hatte. Suzie und Chandra näherten sich langsam und vorsichtig den Käfigen und sprachen sanft zu den Kindern, versuchten, ihn gut zuzureden, um sie zum Herauskommen zu bewegen. Ich telefonierte mit Walker. Ich berichtete ihm, was geschehen war, und bat ihn, Hilfe zu schicken. Alle Hilfe, die diese Kinder benötigen würden. Irgendetwas musste wohl in meiner Stimme gewesen sein, da Walker kein einziges Mal widersprach oder meine Zeit mit unnötigen Fragen vergeudete. Er versprach, Hilfe sei auf dem Weg, und ich legte auf.
    Chandra hatte bedingten Erfolg dabei, mit seinem strahlenden Lächeln und seiner warmen, freundlichen Stimme zu den Kindern durchzudringen. Vielleicht auch, weil er so ganz anders gekleidet war, als sie es gewohnt waren. Suzie hatte es noch leichter. Die Kinder hatten keine große Angst vor einer Frau. Auch ich versuchte zu helfen, aber ich war dem zu ähnlich, wovor sie sich zu fürchten gelernt hatten. Eine Ewigkeit schien zu vergehen, bis Walkers Leute eintrafen. Dort unten in der Hölle. Als die Ärzte, Pflegerinnen und Psychoheinis endlich auftauchten, hatten wir es nur geschafft, sieben Kinder zu überreden, aus ihren Zwingern zu kommen. Fünf Buben und zwei Mädchen. Sie starrten uns mit geweiteten, traumatisierten Augen an, immer noch viel zu verstört, um zu sprechen, als sie langsam zu hoffen begannen, dass dieser lange Alptraum endlich vorbei war.
    Eines der Mädchen, ein kleines Kind von vielleicht fünf oder sechs Jahren, das über und über mit blauen Flecken übersät war, fiel spontan Suzie um den Hals, die vor ihr kniete. Sie schloss langsam die Arme um das Mädchen und erwiderte die Umarmung. Das Kind kuschelte sich, endlich in Sicherheit, an Suzies Brust. Suzie sah mich an.
    „Es ist in Ordnung, John. Ich kann das. Ich kann sie halten. Es ist, als hielte ich mich selbst.“
    Ich glaube, Missbrauchsopfer erkennen einander.
    Die Mediziner, Schwestern und Psychologen taten, was ihnen möglich war. Ich hatte den Eindruck, sie machten so etwas nicht zum ersten Mal. Es schien, als wüssten sie ganz genau, was sie in dieser Situation zu sagen hatten. Eins nach dem anderen kamen die Kinder aus ihren Zwingern. Einige konnten uns sogar ihre Namen verraten. Auch Walker tauchte endlich auf und sah sich die Szenerie an. Sein Ausdruck änderte sich keine Sekunde, doch seine Augen waren noch eisiger, als ich sie jemals gesehen hatte.
    „Wir haben keine sozialen Einrichtungen in der Nightside“, erklärte er schließlich. „Zumindest nichts, was sich dergleichen schimpfen könnte. Ich habe von überall her Leute kommen lassen, darunter auch einige Telepathen und Empathen. Sie werden die Kinder stabilisieren, bis wir ihren Rücktransport nach London abwickeln können. Hoffentlich können wir sie in ihr ursprüngliches Zuhause zurückbringen. Die Kinder werden alles bekommen, was sie brauchen, mein Wort darauf.“
    „Durchsuchen Sie die Computer hier“, grollte ich. „Irgendwo muss es eine

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