Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand
zwischen uns und ihren Herren auf. Die schweren Jungs ließen verteufelt viel Geld für ihren Schutz springen. Ich sah mich grüblerisch um, und viele der schwer bewaffneten Damen und Herren zuckten zusammen, doch niemand wich zurück. Das ist das Problem mit echten Profis; man braucht mehr als einen schlechten Ruf, ums sie sich vom Hals zu halten. Chandra hatte sein langes Krummschwert gezogen und baute sich hinter uns auf, um uns den Rücken zu decken.
„Was soll ich tun, John Taylor?“, flüsterte er mir ins Ohr. „Ich kann nicht mit Frauen kämpfen! Das wäre so … ungehörig.“
„Dann werden Sie in den Unannehmlichkeiten, die da auf uns zukommen, einen ziemlichen Nachteil haben“, sagte ich. „Diese Frauen werden Sie nämlich töten, wenn sie auch nur die geringste Möglichkeit dazu haben.“
„Wirklich?“, sagte Chandra, zupfte sich an seinem langen, schwarzen Bart und begann zu lächeln. „Wie überaus … exotisch.“
Der Wanderer trat vor und warf sich in eine dramatische Pose, und es schien, als falle plötzlich ein grelles Scheinwerferlicht auf ihn. Chandra und ich waren auf einmal vollkommen vergessen, als sich sämtliche Aufmerksamkeit dem Wanderer zuwandte. Ich glaube, niemand hätte seinen Blick abwenden können, selbst wenn er es gewollt hätte. Plötzlich war er der bedeutsamste, wichtigste und gefährlichste Mann im ganzen Raum.
„Hallo Jungs und Mädels, und falls sich irgendwer nicht angesprochen fühlt, kann er sich später bei mir beschweren“, sagte er laut und strahlte übers ganze Gesicht. Seine Hände waren nicht einmal in der Nähe seiner Revolver, aber seine Haltung allein war einen Herausforderung, irgendetwas Dummes zu probieren. „Tut mir leid, euch die Feier zu vermiesen, aber ich fürchte, die Party ist vorbei. Schluss mit der tollen Zeit für schlimme kleine Jungs und Mädchen!“
Er hielt inne, blickte auf den Tisch neben sich herab, packte den Rand des Tischtuchs mit einem festen Griff und riss es mit einer dramatischen Bewegung von der Tischplatte. Alles auf dem Tisch segelte durch die Luft und fiel klappernd zu Boden. Der Wanderer grinste von einem Ohr zum anderen, als er das Tischtuch fallen ließ.
„Das wollte ich schon immer mal tun. Wo war ich?“
Er schlenderte zwischen den Tischen umher und die Leibwächter wichen gegen ihren Willen vor ihm zurück, um ihm allen Platz der Welt zu schaffen, ganz wie er es wollte. Aus jeder seiner Bewegungen ließ sich herauslesen, dass er damit gerechnet hatte. Die bloße Selbstsicherheit dieses Mannes war sehr beunruhigend, ja geradezu verstörend. Er hielt an jedem einzelnen Tisch inne, um mit jedem einzelnen der schweren Jungs zu sprechen, und er hatte ihnen immer etwas zu sagen.
„Ich bin der Wanderer“, gab er großspurig bekannt. „Der letzte in einer langen Reihe totaler Schweinehunde, deren einziges Ziel es ist, Schurken und Abschaum zu verprügeln und die Gottlosen übers Knie zu legen. Ich bin der Zorn Gottes in der Welt der Menschen, ich wandle auf geraden Pfaden, um die Schuldigen zu bestrafen, wo immer ich sie auch finde, und heute Nacht sehe ich auf so vielen Gesichtern Schuld! Fangen wir doch gleich mit dir an, großer Jake Rackham.“
Er blieb genau vor dem hünenhaften Mann stehen und schüttelte traurig den Kopf wie ein Lehrer, der von einem Schüler enttäuscht ist, der weit hinter den in ihn gesteckten Erwartungen zurückgeblieben ist.
„Der große Jake. Hat sich von ganz unten an die Spitze gekämpft und ist stolz darauf. Jeder weiß, dass er den Sexhandel in der Nightside kontrolliert und bei jedem miesen kleinen Geschäft Profit macht: an jeder Tracht Prügel durch einen Zuhälter; an jeder Krankheit, die sich eine Nutte einfängt; an jedem ausgeraubten und ausgenommenen Freier. An jeder Frau, die in ein frühes Grab getrieben wird … aber weiß irgendjemand, was du deiner schönen Frau Jezebel antust, weil du sonst nichts mehr mit ihr anzufangen weißt?“
Er schlenderte zu Marty DeVore weiter, der auch als der Verschlinger bekannt war, auch wenn ihm das niemand ins Gesicht zu sagen wagte. Marty war ein dünner, wieseliger Typ mit Mordsappetit, sich neue Unternehmen unter den Nagel zu reißen. Egal, ob der ursprüngliche Eigentümer verkaufen wollte oder nicht. Der Wanderer klopfte ihm freundschaftlich auf die Schultern, und DeVore brach unter der Berührung fast in die Knie.
„Der gute alte Marty DeVore“, strahlte der Wanderer glücklich. „Ein unbeirrbarer Sünder. Deine schiere
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