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Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand

Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand

Titel: Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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überschrien sich gegenseitig, und alle versicherten einander immer wieder, wie köstlich sie sich amüsierten. Trinken, spielen und sich Lastern hingeben … immer mit einem Auge auf die großen Jungs, die sich herablassen mochten, einen zu bemerken, Geschäfte mit einem zu machen und einen aus dem leeren kleinen Leben zu erheben und in den inneren Zirkel aufzunehmen … das volle Programm für böse kleine Männer und Frauen im Knabenclub.
    Mädchen in Paillettenkostümen schwangen hoch über unseren Köpfen an Trapezen oder tanzten langbeinig auf einer erhöhten Bühne. Ober wuselten hin und her und trugen die besten Speisen und Getränke zu Leuten, die diese Qualität überhaupt nicht zu schätzen wussten. Es gab sogar einen beheizten Pool, aus dem Dampf waberte und junge Männer und Frauen einhüllte, die mit ihren perfekten Körpern in äußerst knapper Bademode angaben, damit die schweren Jungs etwas zu sehen hatten. Auch sie hofften, bemerkt und auf die ein oder andere Weise benutzt zu werden.
    Die gesamte Szenerie war unerbittlich geschmacklos und ordinär, auch wenn man keine Kosten gescheut hatte und darauf noch das Sahnehäubchen jedes erdenklichen Luxus prangte. Nur das Beste, oder zumindest das, was als das Beste galt. Diese großen Männer mit ihren großen Gelüsten kosteten ihre Laster bis zum Limit aus, nur weil sie es konnten, und überall um sie herum waren Menschen auf dem Weg nach oben oder auf dem Fall nach unten, immer bereit, alles zu tun, was man von ihnen verlangte. Egal, wie entwürdigend es auch sein mochte. Man ließ seinen Stolz zuhause, wenn man den schweren Jungs die Aufwartung machte.
    Überraschenderweise waren viele Leibwachen Frauen. Schöne Frauen in schönen Kleidern mit kalten Gesichtern und noch kälteren Augen. Sie alle waren bis an die Zähne bewaffnet. Das schien offenbar der letzte Schrei zu sein, und die schweren Jungs hielten bei solchen Modeerscheinungen immer gerne mit. Ich entdeckte sogar ein paar Kampfzauberinnen, deren Clanssymbol als Tätowierung über dem rechten Auge prangte. Das bedeutete, dass sie professionell ausgebildet waren, was sie mit Sicherheit äußerst gefährlich machte.
    Der Wanderer flanierte direkt in die Mitte des ganzen Zirkus, und auf seinem Weg wichen überall Leute zurück, um ihm Platz zu machen. Sie mochten nicht wissen, wen sie vor sich hatten. Aber ein Raubtier kann ein anderes immer wittern. Der Wanderer hielt geradewegs auf die schweren Jungs zu, und alle Leibwächter waren plötzlich extrem angespannt. Waffen erschienen in ihren Händen. Die Kampfzauberinnen nahmen anmutig Kampfhaltung ein. Chandra Singh und ich schlenderten ebenso lässig neben dem Wanderer einher und beschlossen, es sei unter unserer Würde, auf diese Generalmobilmachung einzugehen.
    Dann jedoch hielt ich plötzlich inne, als ich eine der Leibwächterinnen erkannte. Penny Dreadful, groß und schmal, dunkelhäutig und vornehm, war wie eine flotte Biene aus den zwanziger Jahren in ein kurzes purpurnes Kleid, baumelnde Perlen und ein nettes Hütchen gekleidet. Sie nickte mir beiläufig zu und ich erwiderte den Gruß. Hier und da waren Penny und ich bereits Freunde, Feinde und so ziemlich alles dazwischen gewesen. Einfach zwei hart arbeitende Profis, die sich in der Nightside durchschlagen wollten. Penny war eine Beherrschungszauberin der alten Schule. Sie konnte einen absolut alles tun lassen. Sie konnte bewirken, dass man sich selbst, seinen Freunden und geliebten Menschen schreckliche Dinge antat. Sie tötete nie. Vor allem, weil sich die meisten ihrer Opfer ohnehin selbst umbrachten, wenn sie mit ihnen fertig war.
    Penny war die moralloseste Frau, der ich je begegnet war, und mir sind doch schon einige über den Weg gelaufen. Sie arbeitete für jeden, egal ob gut oder böse, solange man sie im Voraus bezahlte. Sie tat das allein des Geldes wegen. Der absolute Profi. Sie hatte mit mir bei einem meiner Fälle zusammengearbeitet. Ich hatte sie dafür bezahlt. Wir kamen gut miteinander aus.
    „Hallo Penny“, sagte ich. „Viel zu tun?“
    „Du weißt ja, wie das ist, John, mein Liebling. Ein Mädchen muss nun mal essen.“
    Sie hatte eine Kleinmädchenstimme mit einem charmanten französischen Akzent. Gerüchten zufolge war sie in ihrer Jugend Tänzerin im Crazy Horse gewesen. Arglos wirbelte sie vor mir mit ihren Perlenfransen herum.
    „Trotzdem“, sagte ich. „Der Knabenclub? Als Leibwächterin? Das ist unter deiner Würde, Penny. Du hast doch immer für eine

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