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Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand

Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand

Titel: Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Zähne besaß. Er hatte grob die Gestalt und Proportionen eines Menschen, aber es lag nichts Menschliches in seiner Haltung oder seinen leuchtenden Augen mit den geschlitzten Pupillen. Dampf stieg von seiner purpurnen Haut auf und die Luft um ihn herum heizte sich nur durch seine Gegenwart zu unerträglichen Temperaturen auf. Er stank nach Scheiße, Blut und Schwefel, weil er es so wollte. Der Wanderer sah mich und Chandra an.
    „Kümmert euch darum“, meinte er. „Ich hab’ zu tun.“
    Dann widmete er sich wieder seiner versteckten Beute und erschoss sie, wo immer er sie auch fand.
    Ich überlegte mir ernstlich, mir ebenfalls eine ernstzunehmende Deckung zu suchen, als Chandra nach vorn stürmte, wobei er lässig sein Schwert vor sich in der Luft kreisen ließ. Der Dämon begutachtete den Monsterjäger für einen Augenblick mit Interesse, und sein Schwanz mit dem herzförmigen Ende peitschte hin und her. Chandra brüllte eine Herausforderung in seiner Sprache und ließ das Schwert in einem langen, gleitenden Bogen herabsausen, der wohl die meisten Dinge einfach in zwei Hälften gespalten hätte, nur um festzustellen, dass sein Schwert harmlos von der glühenden Haut des Dämons abprallte. Die Vibration riss Chandra das Schwert fast aus den Händen, doch er hielt es stur umklammert und drosch immer wieder auf den Dämon ein, auch wenn er vor Anstrengung grunzende Laute ausstieß. Der Dämon stand einfach da und lachte, ohne dass auch nur das geringste Geräusch zu hören war.
    Ich durchstöberte verzweifelt meine Manteltaschen nach irgend etwas Hilfreichem, aber ich trug nichts bei mir, das einen Dämon aus dem Inferno aufhalten konnte. Das war kein herkömmlicher Dämon, sondern durch und durch ein wahrer Höllenfürst. Wo auch immer der Knabenclub die Macht gefunden hatte, ein Wesen wie dieses hier zu beschwören … außer, der Gründer des Clubs war tatsächlich derjenige, der in einigen Gerüchten genannt wurde … man konnte einen Dämon wie diesen mit Weihwasser verwunden oder ihn mit einem Kruzifix aufhalten, vorausgesetzt, man besaß den Glauben, um diesen Dingen den richtigen Nachdruck zu verleihen, aber nichts unter einem vollständigen Exorzismus würde ihn wieder auf seine Ebene bannen. Ich zermarterte mir mein Hirn … und dann brüllte ich zu Chandra hinüber, als dieser gerade in seinem Angriff innehielt, um wieder zu Atem zu kommen.
    „Chandra! Das Pentagramm! Es ist ein Tor zwischen dieser Welt und dem Abgrund. So haben sie den Dämon beschworen. Zerstören Sie das Pentagramm, und das Tor wird sich schließen!“
    Chandra hob sein Schwert und ließ es mit aller Macht auf die nächste pulsierende himmelblaue Linie herabsausen. Seine verzauberte Klinge schnitt glatt hindurch, was die Verbindung brach und einen Kurzschluss in der Beschwörung verursachte. Das Portal begann, sich zu schließen, und der Dämon sank in die Finsternis unter ihm zurück, unausweichlich an den Ort gezogen, von dem er stammte. Er wendete sein gehörntes Haupt und musterte ohne jede Eile den Wanderer.
    „Wir kennen dich in der Hölle“, zischte er mit einer Stimme wie Hunderte kreischende Kinder. „Wir werden uns wiedersehen, Wanderer. Alle Killer enden in der Hölle. Selbst die, die ihren Auftrag von Gott haben.“
    Der Wanderer schoss dem Dämon unbeeindruckt direkt zwischen die Augen. Sein gehörnter Kopf zuckte unter dem Aufprall zurück, dann schüttelte er sein Haupt, gurgelte etwas und spuckte die Kugel aus. Er lachte immer noch, als er unter der Erde verschwand. Es war ein furchtbares, seelenzerfetzendes Geräusch, das jäh abriss, als die letzte Linie des Pentagramms sich auflöste und der Boden wieder ein normaler Boden war, wenn auch mit einem verdammt großen Loch darin. Der Wanderer sah es mit unbewegtem Gesicht an. Doch er lachte nicht mehr.
    Ich ging zu Chandra hinüber, der sich schwer auf mich stützte. Sein Schwert hing in seiner Hand, als könnte er dieses Gewicht nicht mehr hochstemmen.
    „Guter Hinweis“, sagte er endlich.
    „Netter Hieb“, entgegnete ich.
    Im Knabenclub war kein Geräusch mehr zu hören. Überall waren Blut und Leichen, selbst im Pool, in dem die perfekten Körper junger Menschen mit dem Gesicht nach unten im blutigen Wasser trieben. Die Gebrüder Höllenreich standen beisammen und hatten die Hände weit in die Luft gehoben, um zu zeigen, dass sie sich ergaben. Der Wanderer musterte sie gedankenverloren.
    „Du hast Hunderte von Männern und Frauen getötet“, sagte ich.

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