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Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand

Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand

Titel: Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Die Überraschung war das große Erkerfenster, das den Blick auf weite Felder und eine niedrige Steinmauer freigab. Helles Sonnenlicht flutete durch das Fenster und man hörte in der Ferne eine Kirchenglocke läuten. Ich fragte nicht, was hier vor sich ging, weil ich ihr ansah, dass Sharon nur darauf wartete. Also nickte ich, lächelte und sagte nichts. Ich kann manchmal ziemlich böse sein. Die gegenüberliegende Tür öffneten sich, und die jetzige abtrünnige Vikarin kam herein. Tamsin MacReady. Sie hatte gerade noch Brot gebacken. Das konnte man genau sagen, weil ihr der Duft ins Zimmer folgte. Wie idyllisch kann man eigentlich werden?
    Die abtrünnige Vikarin war ein winziges Ding, kaum eins fünfzig groß und unglaublich schlank. Sie machte den Eindruck, eine stärkere Windböe könne sie ohne Mühe fortwehen, aber irgendetwas an ihr, eine Stärke und Gesetztheit, deutete verborgene Tiefen an. Etwas anderes hatte ich auch nicht erwartet. Barmherzige Blumen halten sich im Ödland nicht lange. Tamsin hatte scharf gemeißelte Züge, denen ihre freundlichen Augen und ihr gewinnendes Lächeln die Härte nahmen. Ein billiges Plastikstirnband hielt ihr krauses blondes Haar zusammen. Sie trug einen grauen Anzug mit dem Kragen eines Vikars. Sie streckte mir die Hand hin, die kaum größer war als die eines Kindes. Ich schüttelte sie vorsichtig, Chandra folgte meinem Beispiel, und dann setzten wir uns auf die überraschend bequemen Sitzmöbel.
    „Nun“, sagte die Vikarin freundlich. „Wie nett. Zwei so wichtige Männer, die den ganzen Weg hierhergekommen sind, um mich zu besuchen. John Taylor und Chandra Singh. Monster und Monsterjäger. Was kann ich für zwei so berühmte Herren tun?“
    „Wir suchen Rat“, meinte ich. „Sie sind also die neue abtrünnige Vikarin?“
    „Ich habe die Ehre“, sagte sie. „Ich bin Banks Ersatz. Sharon, Süße, der Trenchcoat von Mr. Taylor ist vorne voller Blut. Sei ein Schatz und kümmere dich bitte darum.“
    Natürlich mussten sie alle eine kurze Pause einlegen, während ich aufstand und meinen Mantel abnahm, um ihn Sharon zur Reinigung zu übergeben. Sie nahm den Mantel mit einem übermütigen Grinsen entgegen, hielt ihn vorsichtig zwischen Zeigefinger und Daumen und eilte dann aus dem Zimmer. Ich setzte mich wieder. Ich hätte sie vor den eingebauten Verteidigungsmaßnahmen des Mantels warnen können, doch ich hatte das Gefühl, Sharon könne ganz gut auf sich selbst aufpassen. Genau wie der Mantel. In der Tat war Sharon fast im Nu ohne Mantel wieder zurück. Es war klar, dass sie nichts verpassen wollte. Sie setzte sich auf die Lehne des Sessels der Vikarin und legte einen Arm um Tamsins Schultern.
    Tamsin MacReady servierte uns allen mit großem Brimborium Tee und Kekse von einem Silbertablett, von dem ich hätte schwören können, dass es einen Augenblick zuvor noch nicht auf dem Tisch gestanden hatte. Das Teeservice bestand aus hauchdünnem Porzellan, und ich hielt meine Tasse mit sorgsam abgespreiztem kleinen Finger, um zu zeigen, dass ich kein totaler Barbar war. Chandra bestand darauf, den Tee einzugießen, wobei er zuerst die Milch einschenkte. Er warf mir einen bitterbösen Blick zu, als ich es wagte, mehr als einen Teelöffel Zucker in meinen Tee zu schaufeln. Ich wartete, bis alle es sich wieder bequem gemacht hatten, und wandte mich dann an die Vikarin, während Chandra glücklich auf einem Mund voll Keksen herumkaute.
    „Warum sind Sie hier?“, fragte ich geradeheraus. Langsam begann es mir extrem auf die Nerven zu gehen, so zu tun, als sei ich zivilisiert, besonders, da die Zeit bis zum nächsten Massaker bereits ablief.
    „Die Leute brauchen mich“ sagte sie, ohne sich aus der Ruhe bringen zu lassen. „Ich habe es mir ausgesucht, hier zu wirken, inmitten des Niedrigsten und Schlimmsten, das die Menschheit jemals hervorgebracht hat, da ich hier am dringendsten gebraucht werde. Die Menschen vergessen nur allzu oft, dass unser Herr einst auf die Erde kam, um unter Sündern zu leben, da er dort am meisten benötigt wurde, und da die meisten weder zu mir kommen konnten noch wollten, musste ich einfach zu ihnen gehen.“
    „Ist das nicht gefährlich?“, fragte Chandra.
    „Aber nein“, sagte Tamsin. „Nicht, solange ich Sharon habe.“
    Sharon rutschte vergnügt auf der Sessellehne hin und her, und die Vikarin tätschelte ihr freundschaftlich den Arm.
    „Sie ist meine Freundin. Wie sind seit unserer Schulzeit ein Herz und eine Seele. Unzertrennlich, auch

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