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Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand

Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand

Titel: Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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antwortete Chandra. „Auf meinen Reisen habe ich so viele getroffen, die von sich behaupteten, die Stimme Gottes zu hören. Die meisten davon standen unter schwerer Medikation. Nur die wenigsten waren auch nur ansatzweise würdig, welchem Gott auch immer zu dienen. Sie haben es selbst gesagt – Ihr Weg ist der von Liebe und Frieden. John und ich haben den Wanderer am Werk gesehen und es scheint mir, wenn er überhaupt einem Herrn dient, dann ist das der Herr der Finsternis.“
    „Gottes Wege sind unergründlich“, sagte Tamsin ungerührt.
    „Die Walkers auch“, sagte ich. „Aber ich hatte nie den Wunsch, ihn anzubeten. Sparen Sie sich die religiöse Diskussion für ein anderes Mal. Der Wanderer – kennen Sie irgendeinen Weg, ihn aufzuhalten oder von seinem Weg abzubringen?“
    „Nein“, entgegnete Tamsin. „Das kann niemand. Genau darum geht es ja.“
    „Wir haben viel über den Wanderer gelesen, als wir hörten, dass er hier ist, nicht, Süße?“, sagte Sharon. „Eigentlich ganz schön verstörendes Zeug. Ziemlich alttestamentarische Vergeltung, Auge um Auge und der ganze Kram. Gebt ihm den Kieferknochen eines Esels und geht in Deckung.“
    „Wir wissen über den Wanderer nichts Gesichertes“, fuhr Tamsin fort. „Ich hätte gehofft, dass er hier vorbeischaut, um mich aufzusuchen, damit ich mit ihm sprechen kann … ihn zur Vernunft bringen. Doch ich habe keine Gewalt über ihn und kann auch seine Taten nicht im mindesten beeinflussen. Er wird ganz einfach tun, was er tun will. Er ist Gott verantwortlich, nicht der Kirche. Um ehrlich zu sein, habe ich bis vor kurzem immer geglaubt, es handle sich bei ihm um einen Mythos. Eine Legende, die man sich im Priesterseminar erzählt, als Beispiel, wie Glaube außer Kontrolle geraten kann. Aber Mythen haben in der Nightside die Angewohnheit, zum Leben zu erwachen, nicht wahr, Liliths Sohn?“
    „Wenn ich keinen Weg finde, ihn aufzuhalten, wird er die Nightside mit all ihren Bewohnern vernichten“, sagte ich so unwirsch wie möglich. „Was Sie und Sharon und all die armen Sünder, die Sie so gern retten würden, mit einschließt. Gibt es nicht die geringste Hilfe oder einen Rat, den Sie mir geben können?“
    Tamsin grübelte. „ Nur eine ganz bestimmte Art Mensch kann zum Wanderer werden. Gebrochene Menschen, deren Leben durch große Tragödien oder Verluste zerstört worden sind. Menschen, die nichts mehr zu verlieren haben … und die auf Erlösung hoffen, indem sie Gerechtigkeit in einer Welt, die keine zu haben scheint, walten lassen. Wenn man sie heilt, haben sie oft gar kein Bedürfnis mehr, ein Wanderer zu sein. Tatsächlich gibt es ein paar uralte Texte, die besagen, dass das Amt des Wanderers nur existiert, um den verzweifeltsten Menschen die Möglichkeit zu geben, sich selbst zu heilen und in die Gnade Gottes zurückzukehren.“ Sie sah mich an und lächelte nicht mehr. „Ich glaube, an einem anderen Ort, zu einer anderen Zeit wären Sie wahrscheinlich der Wanderer geworden, John Taylor.
    Mein einziger Rat ist … gehen Sie in die Kirche. Die einzige wahre Kirche der Nightside, St. Judas. Ein Ort, an dem Gott Gebete erhört und beantwortet. Wenn Sie es ernst damit meinen, die Wahrheit erfahren zu wollen … gehen Sie und reden sie mit dem Boss des Wanderers. Aber denken Sie daran, John, das Einzige, was schlimmer ist, als Gott Fragen zu stellen … ist, sie beantwortet zu bekommen.“
    Chandra beugte sich plötzlich vor. „Es gibt hier einen Ort, an dem ein Mensch direkt zu Gott sprechen kann?“
    „Ja“, entgegnete Tamsin. „Sie sollten hingehen, Mr. Singh. Stellen Sie Ihre Fragen und finden Sie heraus, wer sie beantwortet.“
    „Ja“, sagte Chandra. „Das sollte sich als überaus spannend erweisen.“
    Tamsin drehte sich zu Sharon um. „Mr. Taylors Mantel sollte jetzt wieder sauber sein, Liebes. Kannst du so lieb sein, und ihn holen?“
    „Oh, klar, Süße! Moment!“
    Sie hüpfte von der Sessellehne und wuselte aus der Tür. Wie es aussah, war es an der Zeit zu gehen, also erhob ich mich. Chandra trank zuerst demonstrativ seinen Tee aus, wobei er genießerische Laute ausstieß, dann stand auch er auf. Sharon kam mit meinem Mantel wieder ins Zimmer. Er war natürlich makellos sauber. Ich zog ihn wieder an und verabschiedete mich höflich von der abtrünnigen Vikarin. Chandra war noch um einiges galanter. Sharon führte uns durch den anheimelnden Flur zurück zur Eingangstür. Ich warf Chandra einen verstohlenen Blick zu. Tamsin

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