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Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand

Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand

Titel: Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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sich nur noch um Konzepte handelte – die Idee eines sich vorwärtsbewegenden Autos …
    Nein, es gab keine Ampeln. Nirgends. Wir haben vor ein paar Jahren versucht, welche aufzustellen. Sie sind alle wegen Nervenzusammenbrüchen in Frührente gegangen.
    „Hallo“, sagte der Fahrer plötzlich. „Kann mich nicht erinnern, das jemals zuvor gesehen zu haben …“
    Ich beugte mich postwendend vor, um über seine Schultern hinweg eine bessere Sicht zu bekommen. Alles Neue und Unerwartete galt in der Nightside automatisch als Gefahr, bis man sich durch umfangreiche Tests vom Gegenteil überzeugt hat. Vor uns überspannte eine neue Brücke die Straße. Überall glänzender Stahl und strahlende Lichter. Der Rest des Verkehrs schien einen großen Bogen um die Brücke zu machen. Ich runzelt die Stirn.
    „Gibt es einen anderen Weg, den wir nehmen können, Fahrer?“
    „Keinen, der die Fahrzeit nicht um eine Stunde oder mehr länger werden lässt“, sagte der Fahrer. „Diese neue Brücke überspannt die einzige Hauptstraße ins Ödland. Was sagen Sie, Meister? Wie eilig haben Sie’s?“
    „Wir fahren rein“, sagte ich. „Fahren Sie langsam, aber stetig weiter. Falls Sie auch nur irgendetwas sehen, was Ihnen spanisch vorkommt, haben Sie meine ausdrückliche Erlaubnis, hier so schnell wie möglich zu verduften.“
    „Alles klar, Meister.“
    „Gibt es Schwierigkeiten?“, fragte Chandra.
    „Möglicherweise“, sagte ich. „Die Brücke war gestern noch nicht da. Kann sein, dass sie aus einer Zeitanomalie gepurzelt ist oder es sich um eine Projektion aus einer anderen Dimension handelt. Oder dass es einfach eine neue Brücke ist. Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wer in der Nightside die Verkehrsplanung über hat. Meist … passiert sie von allein.“
    Die Brücke und der Tunnel, den sie bildete, blieben beruhigend normal, als wie uns der Einfahrt näherten. Die Lichter darin strahlten hell und beständig. Das Taxi bremste etwas ab, als wir unter der Brücke hindurch und in den Tunnel fuhren … und dann zeigte die Bestie ihr wahres Gesicht. Zuerst bemerkte ich trotz der geschlossenen Fenster des Taxis den Gestank – verfaulendes Fleisch, das sich in Verdauungssäften auflöste. Die Lichter verloren ihre elektrische Grellheit und wandelten sich in den sanften blauen Glanz von Bioluminiszenz. Der glänzende Stahl wich langsam einem weichen, organischen Rosa. Die Straße unter uns war plötzlich das raue, tiefrote Fleisch einer endlos langen Zunge. Scharfe Knochen standen aus allen Himmelrichtungen aus dem Tunnel heraus wie die Schneidwerkzeuge in einem Fleischwolf. Der Tunnel lebte … und wir fuhren geradewegs seine Kehle hinab.
    Der Fahrer trat auf die Bremse, doch die Zunge zog sich zusammen, hob und senkte sich unter uns und trug uns erbarmungslos weiter. Der Fahrer eröffnete das Feuer mit all seinen Waffen, aber die schwer ummantelten Geschosse richteten nur geringen Schaden an den Wänden an, die diese einfach einsaugten. Dicke, perlmuttfarbene Verdauungsflüssigkeiten begannen, von der Decke zu tropfen, und dampften und zischten, als sie die metallene Oberfläche des Taxis trafen. Der Fahrer fluchte laut und legte den Rückwärtsgang ein. Die Räder gruben sich tief ins rote Fleisch der Straße und drehten sich wie wahnsinnig durch, doch wir wurden weiter in den Tunnel getragen. Ich schrie dem Fahrer zu, die Fenster zu öffnen, und einen Augenblick später senkten sie sich surrend.
    Chandra lehnte sich sogleich aus dem Fenster. So weit, dass ich ihn festhalten musste, da ich Angst hatte, er könnte hinausfallen. Er stach mit seinem Schwert in die rote Straße, und die Spitze drang tief in das Fleisch ein, wobei sie eine lange, blutig klaffende Furche hinterließ. Die Zunge zuckte und warf das Taxi hin und her, aber wir wurden immer noch weiter hineingezogen. Ich zog Chandra zurück ins Taxi und konzentrierte mich, um meine Gabe hochzufahren. Ich zwang mein inneres Auge, sich vollständig zu öffnen, um mir den Schlamassel, in dem wir steckten, besser anzusehen. Ich brauchte nur einen kurzen Augenblick, bis ich gefunden hatte, was ich suchte, und den Tunnel an seiner Schwachstelle zu treffen. Die tiefrote Straße zuckte unter unseren Füßen hinweg und der Tunnel bebte gewaltig. Die Räder des Taxis gruben sich abermals in die Straße und plötzlich schossen wir mit einem Mordstempo aus dem Tunnel hinaus. Der Sternenhimmel tauchte wieder über dem Taxi auf, das sich schnell wieder in den Verkehr der

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