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Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand

Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand

Titel: Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Nightside einfädelte. Die Fahrzeuge um uns herum gaben alle möglichen verärgerten Laute von sich, als sie darum stritten, möglichst weit von uns wegzukommen. Chandra blickte mich an.
    „Also gut, was haben Sie getan?“
    Ich grinste selbstgefällig. „Ich habe meine Gabe benutzt, um den Würgereflex zu finden …“
    Das Taxi blieb endlich stehen und wir sahen, wie die lebendige Brücke hinter uns mit dem Nebel verschmolz. In der Nightside von einem Ort zum anderen zu kommen, kann manchmal ziemlich mörderisch sein.
    ***
    Das Taxi brachte uns tief ins Ödland, den miesesten, beklagenswertesten und heruntergekommensten Teil der Nightside. So schlimm, dass sich selbst die abenteuerlustigsten Touristen Ausreden aus der Nase ziehen, um dort nicht hin zu müssen. Nur die abgebrühtesten Sünder wagen sich hierher und suchen nach Vergnügungen und Befriedigungen, die sie wirklich nirgendwo sonst bekommen. Die Technofetischisten, um Sex mit Computern zu haben. Freiwillige aus den Medikamentenversuchslabors, die nur zu gern den letzten pharmazeutische Höllentrip einwerfen, nur um der erste in der Schlange zu dem brandneuen High zu sein. Unschuld wird an jeder Straßenecke feilgeboten, vielleicht schon etwas angestaubt. Sündenfresser, Seelenfresser und Schlaffresser. Die dunkelsten Vergnügungen und tiefsten Verdammnisse für alle, die dumm genug waren, wirklich zu glauben, sie seien ganz unten angekommen. Man kann in der Nightside immer noch weiter abstürzen.
    Die Häuser drängten sich aneinander, um sich gegenseitig Halt zu bieten. Die Ziegel waren vom Verkehr oder vielleicht auch den allgemeinen Umwelteinflüssen pechschwarz. Zerbrochene Fenster, Löcher, die fadenscheinig mit vergilbten Zeitungspapier ausgestopft waren, Türen, die für immer windschief in den Angeln hingen, da das Schloss schon vor langem jemand aufgebrochen hatte. Straßenlaternen, die manchmal funktionierten, und die ausgebrannten Skelettschemen toter Neonschilder. Müllhaufen, so weit das Auge reichte. Manche bewegten sich und gaben den Blick auf Obdachlose frei. Vielen von ihnen fehlten verschiedene Gliedmaßen. Man kann im Ödland alles veräußern.
    Endlich, lange nachdem wir die Fenster des Taxis hatten schließen müssen, um den Gestank draußen zu halten, als wir glaubten, die heruntergekommensten und schmierigsten Tiefen des Ödlandes erreicht zu haben, blieb das Taxi vor dem Pfarrhaus stehen, dem einzigen gepflegt aussehenden Bauwerk in einer Reihe abgerissener Häuser. Die Straßen sahen nass und schleimig aus, und irgendetwas sagte mir, dass das nichts mit dem Regen zu tun hatte. Ich war schon durch fremdartige Dschungel gestreift, die weniger gefährlich und abweisend gewirkt hatten. Genau dort, wo christliche Mission am nötigsten war …
    Chandra und ich stiegen aus dem Taxi, das unter der einzigen brennenden Straßenlaterne parkte. Ich hatte kaum die Tür geschlossen, als der Fahrer bereits den Gang einwarf und davonbrauste. Er war so versessen darauf, aus dem Ödland herauszukommen, dass er sich nicht mal die Zeit genommen hatte, uns das Fahrgeld abzuknöpfen. Nicht, dass ich auch nur die geringste Absicht gehabt hätte, ihn tatsächlich zu bezahlen.
    Diverseste Schemen regten sich in den finstersten Tiefen der Schatten und überlegten augenscheinlich, ob Chandra und ich leichte Beute wären. Chandra zog mit einer dramatischen Geste sein Schwert, und die lange, gekrümmte Klinge gleißte übernatürlich hell im Dämmerlicht. Die Gestalten wichen zurück, verschwommene Schattenbilder, die wieder mit dem Schutz der Nacht verschmolzen. Ein Raubtier erkennt ein anderes. Chandra lächelte andeutungsweise und schob sein Schwert in die Scheide zurück. Ich klopfte an der Tür des Pfarrhauses. Es war ein altmodischer Türklopfer in Form eines Löwenschädels, und der Laut hallte hinter der Tür wider, als müsse er unvorstellbare Entfernungen zurücklegen. Nirgends waren Lichter zu sehen und ich begann, mich zu fragen, ob das Ganze wirklich eine so brillante Idee gewesen war. Doch nach einer beunruhigend langen Wartezeit schwang die Tür plötzlich auf und goldenes Licht ergoss sich über die Straße wie ein Sonnenstrahl aus dem Himmel selbst. In der Tür stand eine gesunde, fröhliche junge Frau in einem schlabbrigen braunen Pullover, den sie über abgetragenen Reithosen und Stiefeln trug. Sie hatte kurzes, krauses rotes Haar und lebhafte grüne Augen. Sie grinste Chandra und mich breit an, als seien wir vertraute Freunde, die zum

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