Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand
Pistole wird dort sein. Denn selbst ein schreckliches Ding wie dieses braucht einen Ort, an dem es sich zuhause fühlt.“
***
Wir wanderten die Straße der Götter hinab, und Menschen und andere Dinge suchten eilig das Weite. Bei Chandra Singh, weil so viele Leuten gesehen hatten, wie er es mit dem Wanderer aufgenommen und überlebt hatte, und bei mir … weil ich John Taylor bin und schon viel Schlimmeres angerichtet hatte und es möglicherweise wieder tun würde. In der Zwischenzeit erklärte ich Chandra Singh, was genau die sprechende Pistole war und wozu sie fähig war. Er musste vorbereitet sein.
„Die sprechende Pistole ist ein uralter Schrecken“, führte ich aus, „und ich meine wirklich uralt. So alt, dass sie vor der Zeit der Geschichtsschreibung, ja sogar vor der Zeit der Mythen und Legenden geschaffen wurde. Die Pistole besteht aus Fleisch und Knochen, atmet, schwitzt und hasst alles, was lebt. Ihre Macht kommt indirekt von Gott.“
„Deshalb denken Sie, könnte sie auch gegen den Wanderer wirksam sein“, schlussfolgerte Chandra.
„Genau. Sehen Sie … am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott. Behauptet man zumindest, ich war nicht dabei. Aber wie auch immer, die Echos dieses Wortes bestehen in allem, was lebt, fort. Im wahren, geheimen, beschreibenden Namen aller Dinge. Die sprechende Pistole kann diesen Namen sehen und ihn rückwärts aussprechen, und so … kehrt sie den Prozess der Schöpfung einfach um. Ich habe die sprechende Pistole vernichtet, indem ich sie zwang, ihren eigenen Namen zu sagen und sich so selbst aus der Schöpfung zu tilgen. Schien auch außerordentlich gut zu funktionieren. Aber das gottverdammte Ding besteht in der Vergangenheit und einigen Zeitlinien in der Zukunft weiter. Also wird der Waffenladen immer Zugriff auf sie haben, da sein Wesen eine Verbindung mit jeder Waffe schafft, die je existiert hat oder existieren wird.“
Chandra Singh schüttelte den Kopf. „Mir fehlen die Worte.“
„Das überrascht mich nicht“, sagte ich.
Wir brauchten nicht lange, um den Waffenladen zu finden. Ich musste nicht mal meine Gabe einsetzen. Wie so viele Orte in der Straße der Götter lauert der Waffenladen auf alle, die ihn benötigen. Nie weit weg und immer dienstbeflissen, immer bereit, einem eine Knarre in die Hand zu drücken und einen zu ermutigen, sie auch ja zu benutzen. Tod und Vernichtung im Sonderangebot, aber kommen Sie ja nicht heulend angerannt, wenn alles furchtbar schiefläuft.
Als der Laden schließlich vor uns auftauchte, war er alles andere als beeindruckend. Eher ein Eckladen als eine Kirche, aber ich denke, man konnte wohl nichts anderes erwarten. Eine einzelne Holztür neben einem einzelnen Schaufenster, das all die Wunder zeigte, die im Inneren warteten. Ich blieb stehen und betrachtete sie neugierig. Ich konnte nicht anders. Chandra stand neben mir, und im Schaufenster des Waffenladens zeigten sich wie Huren Waffen in all ihrer schmierigen Pracht. Schwerter und Beile, Flinten und Gewehre, Energiewaffen und sich ständig ändernde Schemen, die überhaupt keinen Sinn ergaben. Jede einzelne total prachtvoll und verführerisch.
Kommen Sie herein und suchen Sie sich etwas, das Ihnen gefällt. Wir wissen, dass Sie es wollen!
Ich riss meinen Blick von der ausgestellten Ware los und sah Chandra an. „Das sind nicht einfach Waffen“, sagte ich. „Das sind Sinnbilder, Archetypen und Avatare ihrer Art. Das einzig Wahre, von dem alles andere nur ein blasser Abklatsch ist.“
„Ja“, sagte Chandra, der abrupt den Kopf abwandte, um mich anzusehen. „Nicht einfach Schusswaffen, sondern die Geister von Schusswaffen. Von jeder Schusswaffe, jedem Schwert und vielleicht auch jeder Bombe. Man kommt nicht hierher, weil man etwas sucht, um Unschuldige zu beschützen und Schuldige zu bestrafen. Das sind einfach Werkzeuge des Todes. Mordinstrumente.“
„Auf Anhieb richtig“, sagte ich. „Sobald wir da drin sind, müssen Sie auf der Hut sein. Mord ist im Waffenladen ein Sakrament und Verlockung das täglich Brot.“
Ich hielt auf die Tür zu und sie öffnete sich vor mir, ohne dass ich sie auch nur berührt hätte. Der Waffenladen erwartete mich. Ich platzte hinein, als wolle ich den Ort im Namen des örtlichen, moralischen Gesundheitsamtes schließen lassen, Chandra an meiner Seite, der sich bemühte, möglichst rotzig und unbeeindruckt aus der Wäsche zu schauen. Grelle Neonlichter blitzten auf und zeigten ein gewaltiges Warenhaus, das jedes
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