Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand

Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand

Titel: Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
Vom Netzwerk:
geschundenes Gesicht heilte von selbst. Er schüttelte sich wie ein Hund, der aus einem kalten Fluss geklettert ist. Chandra Singh, und das musste man ihm hoch anrechnen, schob sofort seine Trauer und seinen angeknacksten Stolz zur Seite, um Eddie aufzuhelfen. Das machte ihn zu einem tapfereren Mann als mich. Ich hätte Eddies schmutzverkrusteten Mantel nicht für alles Gold in Walkers Zähnen berührt. Eddie nickte Chandra knapp zu und hob die rechte Hand. Sofort erschien dort wieder sein Rasiermesser, das so hell und gefährlich wie eh und je gleißte. Der Punkgott und seine Rasierklinge waren nie lange getrennt. Ich glaube nicht, dass das überhaupt möglich ist. Sie gehören zusammen.
    „Gut“, sagte Eddie mit seiner grauen, unheimlichen Stimme. „Das war … unerwartet. Es ist eine ganze Weile her, dass mich jemand so auf die Matte geschickt hat. Wie es scheint, ist der Wanderer echt der Zorn Gottes. Was ziemlich gruselig ist, wenn man darüber nachdenkt. Also tue ich das einfach nicht.“ Langsam zog sich ein Lächeln über seine Züge und zeigte faule, gelbe Zähne. „Ich denke mal, dass es möglich ist, dass ich in der letzten Zeit ein wenig zu übermütig geworden bin. Eine Demütigung hie und da kann der Seele ganz gut tun. Man darf’s halt nicht übertreiben.“
    Ich nutzte Eddies unerwarteten Anfall von Gesprächigkeit, um die zerbrochene Hälfte von Chandras Schwert einzusammeln und dem Sikh hinzuhalten. Das Metall strahlte nicht mehr. Es sah aus wie jedes andere zerbrochene Schwert auch. Chandra nickte mir dankbar zu und nahm die Klinge wie den Körper eines toten Kindes entgegen. Ich hatte das starke Bedürfnis, ihm eine reinzuhauen. Es ist ein Fehler, wenn man zu sehr an Dingen hängt. Chandra ließ vorsichtig die beiden Hälften der Waffe in die Schwertscheide gleiten.
    „Man kann es nicht reparieren oder neu schmieden“, erklärte er mit überraschend fester Stimme. „Zumindest keines Menschen Hand. Es war eine uralte Waffe, die mir anvertraut wurde, um die Unschuldigen zu schützen und die Schuldigen zu strafen, und ich habe mit meinem bockigen Stolz ihre Vernichtung herbeigeführt.“
    „Sie waren auf dem richtigen Weg“, sagte ich und war etwas berührt, auch wenn ich es gar nicht sein wollte. „Aber mit der falschen Waffe.“ Ich wandte mich an Eddie. „Um einen Mann Gottes zu stoppen, bedarf es einer Waffe Gottes. Einer ganz bestimmten, scheußlichen Waffe.“
    Eddie beäugte mich nachdenklich. „Du willst eine Waffe? Ich habe immer gedacht, solche Dinge wären unter deiner Würde.“
    „Du weißt, von welcher Waffe ich rede“, sagte ich.
    Er nickte langsam, zögernd. „Da kann nichts Gutes dabei rauskommen.“
    „Ich brauche die sprechende Pistole“, sagte ich, und der Punkgott des Rasiermessers erschauderte kurz.
    „Fieses Ding“, sagte er. „Ich dachte, du hättest sie vernichtet.“
    „Das habe ich auch“, entgegnete ich. „Aber wie so viele schreckliche Dinge in der Nightside steht sie nur einen Schritt vor ihrer Rückkehr. Irgendeine Idee, wo ich sie finden könnte?“
    „Du weißt ganz genau, dass ich weiß, wo sie ist“, sagte Eddie. „Wie kommt es, dass du solche Dinge immer weißt?“
    „Das ist mein Job“, antwortete ich, „und jetzt hör auf auszuweichen!“
    „Du findest die sprechende Pistole im Waffenladen“, sagte Eddie. „An dem Ort, an dem man alle Waffen anbetet.“
    „Haben Sie dort Ihr Rasiermesser her?“, fragte Chandra.
    Eddie Messer blickte auf die Stahlklinge, die in seiner Hand schimmerte, und lächelte flüchtig. „Oh nein“, sagte er. „Dafür bin ich an einen weit schrecklicheren Ort gereist.“
    „Dann auf zum Waffenladen“, sagte ich, wobei ich mir aber alle Mühe gab, zumindest den Anschein zu erwecken, dass ich wusste, was ich tat.
    „Warten Sie!“, sagte Chandra, der mir nacheilte, um mir fest in die Augen zu sehen. „Glauben Sie wirklich, dass sie den Wanderer stoppen können, John Taylor? Nachdem ich so jämmerlich versagt habe? Nachdem Sie gesehen haben, wie er all die falschen Tempel und Kirchen verwüstete? Nachdem er den Punkgott des Rasiermessers besiegt und das unaussprechliche Grauen erschossen hat? Nachdem er mein gesegnetes Schwert zerbrochen hat, was in Jahrhunderten des Kampfes gegen das Böse nicht möglich war? Was in aller Welt lässt Sie glauben, dass sie den Wanderer besiegen können?“
    „Man muss an einige Dinge glauben“, antwortete ich, „und ich glaube ganze fest daran, dass ich ein

Weitere Kostenlose Bücher