Niklas Pettersson - Im Labyrinth der Finsternis (German Edition)
Stimme meinte sie dann zu den anderen Kindern gewandt:
„So Kinder, schlagt euer Buch auf, Seite 24. Ihr seht am Ende der Seite
einen Kasten, in dem ein Spruch steht, es ist ein Fluch. Damit könnt ihr einen Menschen
sehr verletzen oder sogar töten.“ Wieder ging ihr Blick zu Niklas, er fühlte
sich sehr unwohl in seiner Haut. „Wir wollen das heute nicht ausprobieren, doch
für die nächste Stunde könnt ihr ja mal eure Haustiere mitbringen.“ Die Kinder
waren entsetzt und schrien auf, sie lächelte jedoch böse. Zu Niklas gewandt
meinte sie, gespielt freundlich:
„Niklas, mein Junge, was hast du für ein Haustier?“ Ihre großen Augen
hinter den Brillengläsern sahen ihn eindringlich an.
„Ein Frettchen, doch niemals bekommen Sie es für Ihre Experimente.“ Ärgerlich
klappte er sein Buch zu und verließ die Klasse. Er hatte sich so sehr auf diese
Unterrichtsstunde gefreut, doch diese Mrs. Foyle konnte einem die Freude nehmen.
Schlecht gelaunt ging er in den Aufenthaltsraum, der sich im Erdgeschoss
befand, und ließ sich in einen Sessel fallen. Er ließ die Beine über die Lehne
baumeln und sah missmutig ins Leere. Diese Mrs. Foyle, was war das für eine
Frau? Ob sie eine Hexe war? Niemals würde er Aristoteles für ein Experiment
hergeben. Wenn er auch lieber ein anderes Tier als Tierhelfer gehabt hätte,
doch ihn dieser Frau geben, niemals. Mittlerweile hatten auch die anderen
Schüler und Schülerinnen den Aufenthaltsraum betreten. Sie sahen ängstlich
drein und wussten scheinbar nicht, was sie von dieser Lehrerin halten sollten.
Plötzlich sah Niklas seine Freundin kommen.
„Was machst du für ein finsteres Gesicht Niklas“, fragte sie ihn. Niklas schüttelte
den Kopf.
„Du glaubst nicht, was ich heute erlebt habe. Diese Mrs. Foyle, sie ist eine
schreckliche Frau“, er erzählte ihr alles.
„Gut du hast gesehen, dass sie eine gespaltene Zunge hatte. Glaubst du,
sie kann sich in eine Schlange verwandeln? Aber was will sie denn mit euren
Tierhelfern?“ Niklas zuckte mit den Schultern.
„Ich glaube, sie will an ihnen demonstrieren, wie ein Fluch wirkt, aber
nicht mit Aristoteles“, protestierte Niklas.
„Ich denke, wir sollten dem Professor alles sagen.“ Entschieden schüttelte
Niklas den Kopf.
„Nein, wir müssen erst sicher sein. Wir sollten sie beobachten.“
„Na ja, vielleicht hast du recht.“
In den nächsten Wochen standen Niklas und Kimama stets
eine halbe Stunde vor Unterrichtsbeginn von ´Schwarzer Kunst` vor dem
Klassenzimmer und horchten. Lange Zeit passierte nichts, Mrs. Foyle sah Niklas nach
wie vor forschend durch ihre dicken Brillengläser an. Mittlerweile hatte er
keine Angst mehr vor ihr und glaubte schon langsam, dass er sich getäuscht
hatte. Vielleicht war sie gar keine Hexe, nur eine verbissene schrullige
Lehrerin. Nachdem alle Schülerinnen und Schüler sich geweigert hatten ihre
Tiere mitzubringen, verlor sie kein Wort mehr darüber. Vermutlich wollte sie
die Kinder nur testen.
Es geschah an einem Vormittag, zur dritten Unterrichtsstunde. Kimama und Niklas
waren auf dem Weg zu Mr. Tuttle, der ´Hermetik` unterrichtete, als plötzlich
eine Gruppe von Schülerinnen aus der zweiten Klasse an ihnen vorbeirannte. Sie
kreischten und fuchtelten wild mit den Armen. Niklas und Kimama blieben stehen.
„Was haben die denn?“, fragte Niklas und schüttelte den Kopf. Bald
sollten sie es wissen. Als sie am Klassenzimmer von Mrs. Foyle vorbei gehen
wollten, sahen sie, dass die Tür angelehnt war. Aus dem Raum kamen gruselige
Geräusche, ein Ächzen und Stöhnen, ein Jammern und Winseln. Leise öffnete Kimama
die Tür und was sie da sahen, ließ ihnen das Blut in den Adern gefrieren. Es
war eine riesige Schlange mit drei menschlichen Köpfen, das heißt dreimal der
Kopf von Mrs. Foyle. Alle drei Gesichter sahen sie verzweifelt an, keine Boshaftigkeit
lag mehr in ihren Augen, nur noch unendlicher Kummer. Ihre Lippen formten nur
zwei Wörter:
„Helft mir.“
„Ach du große Güte, was machen wir nur mit ihr? Wir können sie doch nicht
allein hierlassen.“ Die Lehrerin, vor der Niklas einmal große Angst hatte, tat
ihm auf einmal furchtbar leid. „Sicher hat die Verwandlung nicht richtig
funktioniert. Kimama hol Farmodur und sag zu niemand ein Sterbenswörtchen. Ich
bleib hier und lass keinen in das Zimmer.“ Kimama rannte sogleich los, Niklas stellte
sich vor die geschlossene Tür und hielt Wache. Doch vorher redete er Mrs. Foyle
Mut zu.
„Mrs. Foyle, haben Sie
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