Niklas Pettersson - Im Labyrinth der Finsternis (German Edition)
meiner
Kammer funken und blitzen sehen.“
„Ich weiß es nicht, Papa. Ich hatte den Kristall von Kimama in der Hand,
und plötzlich begann er zu strahlen“, antwortete Niklas ziemlich nervös. Thor
schüttelte ungläubig den Kopf:
„Zeig doch mal her“, meinte er, nahm den Stein in die
Hand und rieb ihn zwischen seinen Fingern, doch nichts geschah. „Sehr
merkwürdig“, murmelte Thor, gab ihn Niklas zurück und schlurfte mit seinen
Filzpantoffeln wieder in seine Kammer zurück. Hatte er doch jetzt ganz andere
Sorgen.
Was Niklas und sein Vater nicht wussten: Kimama hatte
den Kristall, bevor sie ihn dem Freund vor einigen Jahren zu Weihnachten
schenkte, mit einem Zauberspruch versehen. Der Stein sollte in der Lage sein, Kimama
zu rufen, wenn Niklas in Not war. Die ganzen Jahre hindurch hatte Niklas den
Kristall immer in der Hosentasche bei sich getragen, ohne zu wissen, dass er
Zauberkräfte besaß. Um Kimama zu rufen, waren aber seine Zauberkräfte nicht
ausreichend. Kimama hatte bei ihrem Zauberspruch eine Kleinigkeit vergessen.
Sie hätte ihn zum Schluss mit ihrem Zauberstab leicht antippen müssen. So funkte
und blitzte der Kristall zwar, wenn man ihn rieb, aber mehr passierte nicht. Niklas
dachte angestrengt nach, wie konnte er seinem Vater helfen? Wenn dieser Tubork Hera
kannte, würde sie ihn bestimmt überreden, das Buch der Magie von Sagremor zu
holen. Mit Tubork würde sie die Macht über die Trolle bekommen. Aber eigentlich
wollte Hera die Macht für sich allein. Kimama, wenn ich nur wüsste, wo du jetzt
bist, mit diesem Gedanken schlief Niklas schließlich ein, den Kristall immer
noch in seiner Hand.
In der Nacht hatte er einen merkwürdigen Traum. Er träumte
von Kimama, hatte den Kristall gerieben und plötzlich stand sie vor ihm. Sie
sah richtig erwachsen aus und hatte einen goldenen Zauberstab in der Hand. Ihre
langen blonden Haare umwehten ihr zartes Gesicht, und sie war von einem hellen
goldenen Glanz umgeben. Als Niklas sie berühren wollte, verschwand sie, und er
wachte auf. War das nur ein Traum? Er kam ihm so wirklich vor. Es war immer
noch Nacht, die Sterne funkelten und der Mond schien hell in sein Fenster.
Vielleicht war der Mond schuld an seinem Traum. Er wusste von seinem Vater,
dass man bei Vollmond die merkwürdigsten Dinge träumen konnte. Bald darauf
schlief er wieder tief und traumlos, bis ihn die Sonnenstrahlen am frühen Morgen
weckten. Den Traum hatte er nicht vergessen, wollte aber seinem Vater nichts davon
erzählen.
Niklas saß mit seinem Vater am Frühstückstisch. Beide aßen schweigend ihr
Brot. Thor hatte wieder eine Ziege angeschafft, damit Niklas seine Milch am
Morgen hatte. Außerdem stellte er daraus Ziegenkäse her. Ein Nachbar, der auf
der anderen Seite des Waldes wohnte, hatte sich vor nicht langer Zeit eine Kuh
angeschafft. Sie war mager und setzte kaum Fett an, da es in dieser Gegend keine
Wiesen gab. So war sie auf das spärliche Futter angewiesen, dass der Bauer ihr
zur Verfügung stellte. Sie gab gerade soviel Milch, dass er zumindest etwas
Butter daraus herstellen konnte. Thor bekam Butter, die sie so nötig brauchten
und der Nachbar eine ausreichende Menge Ziegenmilch. Plötzlich hob Thor den
Kopf, den er die ganze Zeit schweigend in den Händen vergraben hatte, und sah Niklas
nachdenklich an.
„Niklas, du hast gehört, was unser Nachbar Thokla gestern
erzählt hat. Nun ist es an der Zeit, dir zu erzählen, was damals geschah. Ich
war noch ein junger Troll. Überall im Land gab es Unruhen, es hieß, alle Trolle
waren unzufrieden mit ihrem Leben. Es gab nicht viel zu essen, der Sommer war
ungewöhnlich heiß und trocken. Das Getreide und Gemüse wuchs nur sehr langsam,
und es war zu wenig, um davon eine Familie zu ernähren. Eines Tages machte ich
mich mit einigen Trollen aus unserem Dorf auf den Weg zu Molakol, Heras Vater.
Er hatte ein prächtiges Schloss inmitten der Berge von Oppland. Damals war er
der mächtigste Zauberer überhaupt und war ein sehr gütiger Mann, immer darauf
bedacht, uns Trollen zu helfen. Wir hofften, dass Molakol unsere Bitten nach
Frieden und Regen erhören würde. Seine Tochter Hera war schon zu der Zeit böse
und gemein. Sie hatte nichts anderes im Sinn, als uns Trollen zu schaden. Hera
mochte uns noch nie.
Wir kamen also in Molakols Schloss an und Hera empfing uns. Sie meinte,
ihr Vater wäre nicht da, und außerdem würde er sich mit Kreaturen wie uns
sowieso nicht abgeben. Wir standen also vor dem Tor und überlegten,
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