Niklas Pettersson - Im Labyrinth der Finsternis (German Edition)
Höhle auf
das Buch der Magie. Sie befragte das magische Auge in ihrer Kristallkugel und
sah Niklas bei seinem Vater. Sie wurde immer ungeduldiger: Warum brachte er ihr
nicht das wertvolle Buch? Hatte er es überhaupt gefunden? Sie hätte ihm wieder
einen Eingang zu ihrer Höhle verschafft. Viele Fragen gingen ihr durch den
Kopf. Musste sie nun bis ans Ende ihrer Tage hier bleiben, in dieser kalten,
großen und ungemütlichen Höhle? Ihr sonst anmutiges Gesicht bekam einen harten
Ausdruck. Sie musste sich etwas einfallen lassen.
Niklas versprach seinem Vater, ab sofort ein fleißiger und strebsamer
Troll zu sein, immer zur Schule zu gehen und keine Abenteuer mehr zu suchen. Er
dachte: Irgendwann, wenn ich stärker und größer geworden bin, hole ich den
Zauberschlüssel von Hera und werde ihn Sagremor übergeben. Ich werde es aber
nicht allein tun, sondern zu den weisen Feen am Mondsee reisen und Kimama um
Hilfe bitten. Sicher wird sie mit mir kommen. Hera darf nie die Macht über das Buch
der Magie bekommen. Im Reich der Trolle und bei den Feen soll immer Frieden herrschen.
Kapitel 12
Die Zeit verging
und Niklas feierte seinen elften Geburtstag. Thor nahm seinen Sohn in den Arm
und erzählte ihm schweren Herzens, wie er als kleiner Junge zu ihm gekommen war,
und dass er in Wirklichkeit ein Mensch sei. Niklas stiegen Tränen in die Augen.
Er war stets so stolz darauf gewesen, ein Troll zu sein.
„Du kannst dich gar nicht mehr erinnern?“, fragte Thor. Niklas schüttelte
den Kopf.
„Und meine richtigen Eltern, wo sind sie?“, fragte er seinen Vater. Thor
machte ein bekümmertes Gesicht.
„An dem Tag, als du zu mir gekommen bist, sind sie auf der Flucht vor dem
mächtigen Zauberer Assarbad entführt worden. Sie werden von ihm gefangen
gehalten.“ Dass sie nur freikämen, wenn der Zauberer Niklas bekäme, das
verschwieg Thor. Zu große Angst hatte er, dass sein Sohn sich in Gefahr begeben
könnte, um seine Eltern zu befreien. Schweigend hatte Niklas zugehört. Vor ein
paar Minuten war er noch ein Troll, jetzt ein Mensch, und nun hatte er auch
noch andere Eltern, die er vielleicht niemals sehen würde. Er konnte es nicht
fassen. Thor sah die Verzweiflung in seinen Augen und drückte ihn fest an sich.
Schwerfällig erhob er sich von seinem Stuhl und ging mit schlurfenden Schritten
an die Kommode. Die Schublade knarrte, als er sie herauszog und eine Kette
hervor holte.
„Sieh mal, Niklas, das ist deine Mutter. Erkennst du sie?“ Er öffnete das
Amulett, das an der Kette hing, und gab es dem Jungen. Der Junge war sprachlos,
als er das Foto von der jungen blonden Frau sah, und schüttelte den Kopf. „Du
hast das Amulett um den Hals getragen, als du zu mir kamst.“
„Das ist meine Mutter? Sie ist hübsch.“ Thor nickte.
„Das Amulett sollte dich sicher beschützen, das hat es ja auch getan.
Allerdings hätte ich es dir viel früher zurückgeben sollen.“
„Was werden die anderen Trolle sagen, wenn sie erfahren, dass ich ein
Mensch bin?“, fragte Niklas bekümmert. Sein Vater strich ihm liebevoll über den
Kopf.
„Sie wissen es schon, mach dir keine Sorgen. Sie haben
dich als meinen Sohn akzeptiert.“
Nur langsam gewöhnte sich Niklas an den Gedanken, ein Mensch zu sein. Seit
seinem letzten Abenteuer kränkelte Thor. Er war aus Sorge um seinen Sohn sehr krank
geworden und noch immer litt er darunter. Sein Herz war nicht mehr so kräftig
wie einst. Sein Junge musste ihm viel Arbeit abnehmen. Holz hacken war eine
seiner täglichen Pflichten. Die Schule hatte Niklas beendet, sie dauert bei den
Trollen nur fünf Jahre. Thor war das Oberhaupt der Trolle im Nordischen Land.
Wenn auch zurzeit Frieden herrschte, so musste es doch einen Anführer geben. Eines
Tage würde Niklas Herrscher des ganzen Nordens werden. Obwohl der Junge kein
Troll war, durfte er dieses Erbe antreten. Ein großer Zauberer hatte es Thor
einmal vorhergesagt. Der Troll hatte als Kind von seinem Vater alles gelernt,
was ein Troll lernen musste. Thor war der Meinung, dass sein Junge bei seinem
Großvater am Besten aufgehoben sei. Niklas hatte aber gar keine Lust seine
kostbare Zeit bei seinem Großvater zu verbringen. Er war furchtbar alt, viel
älter als sein Vater und schwerhörig, fast taub. Viel lieber wollte er in seinem
geliebten Haukeland bleiben, um von seinem Vater zu lernen. Wenn er wieder
einmal damit anfing, dass er bald zu seinem Großvater gehen sollte, meinte Niklas
jedes Mal:
„Papa, das kann ich
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