Niklas Pettersson - Im Labyrinth der Finsternis (German Edition)
alles von dir lernen. Dann muss
ich nicht zu Opa und kann dir hier helfen.“ Er hoffte, dass sein Vater aufhören
möge, ihn ständig damit zu ärgern.
An einem warmen Sommertag stand plötzlich der Nachbar Thokla vor der Tür.
Es kam nicht oft vor, dass überraschend Besuch kam, und dieser brachte auch
noch schlechte Nachrichten. Meistens war Thokla der Erste, der alle Neuigkeiten
erfuhr. Er war so etwas wie die Tageszeitung bei den Trollen und machte ein
sorgenvolles Gesicht, als er berichtete:
„Es ist unruhig geworden in Haukeland. Ihr habt davon
sicher noch nichts gemerkt. Seit einiger Zeit lebt, gut drei Stunden von euch
entfernt, ein Troll, der eigentlich gar nicht hierher gehört, sein Name ist Tubork.
Er kommt aus Rogaland, in der Nähe der großen Stadt Stavanger. Da er aufsässig
und streitsüchtig war, hat ihn das Oberhaupt dort davon gejagt. Nun ist er hier
und hat die Absicht bei uns Herrscher zu werden. Es ist nicht sicher, doch es
könnte sein, dass er zu dieser Zauberin Kontakt hat. Das würde erklären, warum
er ausgerechnet nach Haukeland gekommen ist.“
Hier endete Toklas Erzählung. Er wollte die Reaktion von Thor abwarten.
Würde er jetzt anfangen zu schreien oder gar toben? Trolle können in so einem
Moment unberechenbar sein. Doch nichts geschah, Thor saß gedankenvoll auf
seinem Stuhl und rutschte von einer Seite auf die andere, stand schließlich auf
und lief auf und ab. Die Gedanken schwirrten nur so in seinem Kopf herum. Nun
könnte die Stunde gekommen sein, wo er seinem Sohn einiges erklären musste. Thor
zog die Augenbrauen hoch und setzte sich wieder an den Küchentisch. Tubork, er
hatte es kommen sehen, dass er eines Tages hier auftauchen würde. Er sah Niklas
sorgenvoll an, der die ganze Zeit kein Wort gesagt hatte, und plötzlich sprudelte
es aus dem Jungen heraus:
„Wieso will er Herrscher werden, Papa? Das kann er nicht, du bist es
doch.“
„Du hast recht mein Sohn, aber die Zeiten ändern sich.
Wir müssen überlegen, was jetzt zu tun ist. Geh jetzt erst einmal schlafen, und
morgen werden wir darüber reden.“ Damit stand er vom Küchentisch auf und zog
sich in seine Kammer zurück.
Niklas ging auch in seine Kammer und legte sich auf sein Bett. Wehmütig dachte
er an seine Abenteuer zurück und an Kimama, die Fee, von der er seit ihrer
gemeinsamen Zeit nichts mehr gehört hatte. Er fragte sich, wie es ihr wohl
ergangen war, und ob aus ihr wohl eine richtige Fee geworden war? Vielleicht
war sie mittlerweile selbst eine weise Fee? Er vermisste die Freundin, auf die
er sich immer verlassen konnte. Was würde sie wohl sagen, wenn sie wüsste, dass
er ein Mensch ist? Niklas hatte seinen Vater schon oft gefragt, woher er Hera,
die Zauberin kannte. Doch immer bekam er dieselbe Antwort, später, wenn du
älter geworden bist, erzähle ich dir mehr darüber. Niklas fragte sich, wie viel
älter er wohl noch werden musste, um etwas über dieses Geheimnis zu erfahren.
Er malte sich aus, wie er es anstellen würde, den Zauberschlüssel, der sich bestimmt
noch immer in Heras Besitz befand, zu holen. Wenn Hera Tubork kannte, dann
würde der Frieden in Haukeland und im ganzen Nordischen Land gefährdet sein. Vorher
musste er jedoch Kimama suchen, denn ohne sie würde er bestimmt nicht noch einmal
in diese unheimliche Höhle mit ihren blauen Fackeln gehen. Ob jetzt der
Zeitpunkt gekommen war?
Kapitel 13
Niklas sah aus
dem Fenster in den Himmel, da geschah etwas Merkwürdiges. Die Sterne strahlten
an diesem Abend so hell, und der Mond schien geradewegs in sein Fenster. Er
griff in seine Hosentasche und holte den weißen Bergkristall heraus, den er von
Kimama einmal zu Weihnachten bekommen hatte. Der Stein sollte ihm Glück
bringen. Niklas besah sich den Kristall von allen Seiten und rieb ihn ein
bisschen an einer Stelle, wo er bläulich schimmerte. Plötzlich ging von dem
Stein ein Strahlen und Funkeln aus, dass er ihn vor Schreck fast hätte fallen
lassen. Es war taghell in seiner Kammer, und noch immer hielt Niklas den
Kristall krampfhaft in seiner Hand. Dann erlosch das Licht auf einmal, und
alles war wieder wie vorher. Voller Ehrfurcht legte er den Kristall vorsichtig
auf den Tisch, der neben seinem Bett stand.
„Was war das nur?“, fragte er sich. Die Tür zu seiner Kammer öffnete sich,
und sein Vater trat ein. Erschrocken sprang Niklas auf.
„Was ist passiert, mein Sohn?“, fragte Thor. „Ich hab es drüben in
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