Niklas Pettersson - Im Labyrinth der Finsternis (German Edition)
woanders. Wieder einmal begann er
damit, dass er doch zu seinem Großvater gehen solle, um sich auf seine Aufgaben
vorzubereiten. Niklas wurde aber den Gedanken nicht los, dass sein Vater ihn
nur sicher bei seinem Opa aufgehoben wissen wollte.
Kapitel 14
Eines Nachts, als
Niklas sich im Mondlicht wieder einmal den Bergkristall ansah, rieb er ihn so
fest er konnte und sagte sich immer wieder:
„Ich muss Kimama finden, sie muss doch spüren, dass ich sie brauche.“ Schlagartig
erschien ein helles Licht, so hell, dass es schon fast in seinen Augen schmerzte.
Eine Stimme sprach zu ihm:
„Niklas, Niklas, hörst du mich? Ich bin es, Kimama.“ Erschreckt sprang Niklas
aus seinem Bett.
„Wo bist du, Kimama“, rief er aus. Wieder hörte er die Stimme:
„Ich bin bei den weisen Feen am Mondsee. Wir wissen,
dass ihr die Hilfe der Feen braucht. Sei morgen um diese Zeit, wenn der Mond am
höchsten steht, an der Lichtung vor eurem Haus. Dort treffe ich dich, und wir
werden gemeinsam zu den Feen reisen.“
Das Licht erlosch, und es war wieder stockdunkel in
der Kammer. Nur der Mond warf sein spärliches Licht hinein. Niklas war
furchtbar aufgeregt. War das wirklich Kimamas Stimme? Aber sie hörte sich
genauso an, und er kannte die Stimme der Freundin. Auf sie hatte er sich immer
verlassen können. Zwei Jahre hatten sie sich nicht gesehen, sicher hatten sie
sich so viel zu erzählen. Sie wollte mit ihm zu den weisen Feen reisen. Er nahm
sich vor, dieses Mal seinem Vater von der Reise zu erzählen. Nicht schon wieder
wollte er ihm diesen Kummer bereiten. Sicherlich hatte er nichts dagegen, wenn
er erfuhr, dass Kimama bei ihm sein würde und sie zu den weisen Feen am Mondsee
reisten. Niklas war so aufgeregt, dass seine anfängliche Müdigkeit gänzlich
verschwunden war. Wie sollte er jetzt auch einschlafen? Am liebsten hätte er
seinen Vater sofort geweckt, um ihm alles zu erzählen. Aber nach kurzer Überlegung
kam er zu der Erkenntnis, damit bis zum Morgen zu warten. Wenn sein Vater
geweckt wurde, hatte er meistens furchtbar schlechte Laune. Er legte sich wieder
in sein Bett und kniff die Augen zu, in der Hoffnung einzuschlafen. Irgendwann
wurde er schläfrig, träumte von Kimama, vom verzauberten Tal und von
Silberhorn, dem letzten Einhorn mit einem silbernen Horn auf der Stirn.
Es war früher Morgen, als Niklas erwachte. Es dämmerte schon, und die
letzten Sterne waren fast erloschen. Schlafen konnte er nicht mehr. Er war viel
zu aufgeregt, würde er heute wirklich Kimama wiedersehen und mit ihr zum
Mondsee reisen? Rasch packte er ein paar Sachen zusammen, legte sie in ein
großes Tuch aus fester Jute und schnürte es zusammen. Durch den Knoten schob er
einen langen Stock. Seine Finger tasteten nach dem Amulett seiner Mutter, dass
er seit seinem 11. Geburtstag um den Hals trug. Ob sein Vater schon wach war?
Er öffnete die Tür, die trotz aller Vorsicht in den Angeln knarrte und
quietschte. Leise schlich er in die Küche und bereitete das Frühstück vor,
machte Feuer im Ofen und setzte einen Topf mit Ziegenmilch auf den Herd.
„Ein Junge kann das gar nicht früh genug erlernen“, war stets Thors
liebster Spruch. Niklas füllte Milch in zwei Becher aus Ton. Dann schnitt er
zwei große Scheiben von dem frischgebackenen Brot ab und öffnete leise die Tür
zur Kammer seines Vaters. Thor war auch schon aufgestanden und zog sich gerade
an. Erstaunt sah er seinen Sohn an und meinte:
„Sohn, wieso bist du schon so früh auf den Beinen? Die Sonne ist noch
nicht einmal aufgegangen.“
„Papa, du wirst nie erraten, was ich heute Nacht erlebt habe. Ich muss es
dir unbedingt erzählen“, erwiderte Niklas.
„Was immer es auch ist, zuerst wird gefrühstückt“, mit diesen Worten
schlurfte Thor in seinen Filzpantoffeln in die Küche. „Du hast Frühstück
gemacht? Dann muss es ja etwas ganz Besonderes sein, was du mir erzählen willst.“
Plötzlich fielen ihm wieder die Worte Molakols ein. War jetzt der Tag gekommen,
an dem er Niklas loslassen musste? Das Herz wurde ihm schwer, wenn er daran
dachte. Thor nahm einen großen Schluck von der heißen Milch. Er setzte den
Becher ab, wischte sich mit dem Handrücken den Milchschaum vom Mund und gab dem
Jungen ein Zeichen anzufangen.
„Papa, ich habe heute Nacht Kimama gesehen, das heißt, gesehen habe ich
sie nicht, eher gehört. Ich soll mit ihr zu den weisen Feen am Mondsee reisen.“
„Das hast du sicher geträumt“, meinte sein Vater mit
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