Niklas Pettersson - Im Labyrinth der Finsternis (German Edition)
was zu tun
sei. Mittlerweile kam Molakol auf einem prächtigen Pferd angeritten. Er sah uns
und lud uns sogleich in sein Schloss ein und bat uns seine Gäste zu sein. Das
Schloss beeindruckte uns sehr, überall wohin man blickte, glänzte und blinkte
es. Es sah wirklich wunderschön aus, den Teppich, der die Halle ausfüllte, mochten
wir gar nicht betreten. Unerwartet tauchte Hera plötzlich auf, nach einem
kurzen Wortgefecht mit ihrem Vater und mit einem wütenden Blick auf uns,
verschwand sie wieder. Molakol entschuldigte sich für seine Tochter und bat uns
in den Salon, wo er uns reichhaltig bewirten ließ. Wir trugen ihm unsere Sorgen
vor und gedankenvoll nickte er mit dem Kopf.
„Ja“, meinte er dann, „ob ich euch da helfen kann, das weiß ich nicht. Mit
fällt kein Zauberspruch ein, der das Wetter beeinflussen kann. Ich kann es
nicht einfach regnen lassen. Wartet, ich hole mein großes Buch der Magie,
vielleicht finden wir gemeinsam etwas, was euch hilft.“ Mit diesen Worten verschwand
er, und es dauerte eine geraume Weile, bis er wieder erschien und das Buch auf
den Tisch legte. Er blätterte und blätterte, bis er schließlich einen Seufzer
der Erleichterung ausstieß und freudig ausrief:
„Ich glaube, der könnte passen.“ Wir Trolle sahen uns
an und drückten uns die Hände. Nachdem wir uns von Molakol verabschiedeten, gab
er uns das Versprechen, dass er den Zauberspruch sogleich aussprechen wolle. Hera
begegneten wir zu unserer Freude nicht mehr an diesem Tag. Wir gingen alle nach
Hause, in der Hoffnung, dass der Regen nun nicht mehr lange auf sich warten
lassen würde. Doch es geschah zunächst nichts, nicht in der kommenden Nacht und
nicht in der darauffolgenden. Dann plötzlich, am dritten Tag, begann es zu
regnen. Sintflutartig ergoss sich der Regen auf unsere Gemüsebeete und Felder.
Wir beklagten uns nicht, denn zwei Tage später konnten wir bereits den Erfolg
sehen. Als wir morgens aufwachten, waren, wie durch ein Wunder, das Getreide
und die Gemüsepflanzen mindestens einen halben Meter gewachsen. Wir statteten
Molakol einen kurzen Besuch ab und dankten ihm von ganzem Herzen. Leider war es
das letzte Mal, dass wir ihn sahen. Kurz darauf starb er. Wie wir erfuhren,
machte Hera unseren Besuch und ihren Onkel Sagremor, der seinen Bruder noch
kurz vor seinem Tod besuchte, dafür verantwortlich. Glücklicherweise übergab
Molakol das Buch der Magie an Sagremor, da er wusste, wie böse seine Tochter
war. So besitzt, wie du ja weißt, Hera nur einen der zwei Schlüssel. Seit
dieser Zeit hasst Hera uns Trolle und ihren Onkel noch mehr. Damit sie keinen
Schaden anrichten kann, hatte Sagremor seine Nichte damals in die große dunkle
Höhle gezaubert und sie mit einem Fluch belegt. Der bewirkt, dass sie dort
nicht mehr herauskommt. Es sei denn, sie käme an das Buch und den zweiten
Schlüssel heran. Nun kennst du die ganze Geschichte, mein Sohn.“ Mit diesen
Worten beendete Thor seine Erzählung, Niklas schwieg zunächst.
Thor verschwieg allerdings, dass Molakol ihn bei seinem letzten Besuch
beiseite genommen hatte. Mit leiser Stimme sagte er geheimnisvoll:
„Du wirst einen Sohn bekommen. Er wird ein Findelkind sein und etwas ganz
Besonderes. Wenngleich er auch nicht dem Geschlecht der Trolle angehören wird,
so wird er eines Tages Herrscher aller Trolle im Nordischen Land sein. Lass ihm
seine Freiheit, er hat geheimnisvolle Kräfte, die er nur einsetzen kann, wenn
er viel darüber lernt.“ Mit diesen Worten verabschiedete er sich von Thor. Der
blieb nachdenklich zurück und folgte dann den anderen Trollen.
„Wir müssen den Zauberschlüssel von Hera holen“, meinte Thor.
„Ich könnte versuchen, Kimama zu finden. Sie hilft mir bestimmt“, erwiderte
Niklas.
„Es ist viel zu gefährlich“, antwortete Thor, „wenn Tubork bei ihr ist,
könnten sie euch etwas antun. Das kann ich nicht verantworten.“ Mit diesen
Worten stand er so abrupt von seinem Stuhl auf, dass dieser mit Gepolter
umfiel. Der Junge überlegte, er musste Kimama finden. Er wollte keinen Unfrieden
in seinem Land. Außerdem wollte er, dass sein Vater Herrscher in Haukeland
blieb, solange bis er Niklas, alt genug war, diese Aufgabe zu übernehmen.
Dieser Gedanke beherrschte ihn Tag und Nacht. Sein Vater verlor zunächst
kein Wort mehr darüber. Niklas merkte ihm jedoch an, dass er sich viele
Gedanken machte. Er hatte stets ein sorgenvolles Gesicht und wenn sein Sohn ihn
ansprach, war er mit seinen Gedanken ganz
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