Niklas Pettersson - Im Labyrinth der Finsternis (German Edition)
ihre Nachtquartiere zurückzuziehen.
Sie landeten auf einem Berg, der nur aus Gras und Felsen bestand und
beschlossen, eine kurze Rast einzulegen. Es wurde nun langsam heller, sie konnten
die anderen Berge, Täler und Fjorde und eine Insel mitten in einem großen See,
gut erkennen. Sie war von einem geheimnisvollen Schleier eingehüllt, doch je
näher sie der Insel kamen, desto mehr verschwand dieser Schleier.
„Da unten müssen wir hin? Ist das der Mondsee?“ Niklas war gar nicht
wohl. Kimama nickte und erklärte stolz:
„Ja, das ist mein Zuhause“, und zeigte mit ihrem Zauberstab auf den See. Der
Junge bekam kein Wort heraus, er schüttelte nur stumm den Kopf. „Die größte
Strecke haben wir hinter uns, den Rest schaffen wir auch noch. Vertrau mir.“ Niklas
kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Unter ihnen wurde die Feeninsel nun
immer deutlicher. Was sollte er den Feen nur sagen?
Kapitel 15
Endlich waren
sie am Ziel. Es war wunderschön hier, und Niklas war froh, den weichen, mit
Tannennadeln übersäten Waldboden unter seinen Füßen zu spüren.
„Komm Niklas, ich zeig´ dir alles“, meinte Kimama. Sie kamen in ein
Waldstück, in dem es nur Bäume gab, deren Blätter aus Glas waren. Bei der
leisesten Berührung stießen sie aneinander und es hörte sich wie eine Melodie
an. Staunend fasste Niklas ein Blatt an und war verblüfft, dass es sich gar
nicht wie Glas anfühlte. Er ließ sich widerstrebend von Kimama weiterziehen.
„Schau mal, die riesigen Blütenkelche. Sieh mal hinein.“ Niklas streckte
sich und stellte sich auf die Zehenspitzen. Er traute seinen Augen nicht. In
den Blütenkelchen saßen kleine geflügelte Wesen, mit bunten Kleidern und seidig
schimmernden Flügeln, ähnlich wie Kimama, nur wesentlich zarter. Kimama lachte
und meinte:
„Das sind Blumenelfen, sie leben in den Kelchen, pflegen sie und ernähren
sich von dem Nektar der Blüten. Manchmal wechseln sie zu anderen Blumen, doch
die meiste Zeit verbringen sie mit plappern und lästern.“ Niklas kam aus dem
Staunen nicht heraus. Nach einer Weile waren sie am Ufer des Mondsees
angelangt. Kleine bunte Fische sprangen vergnügt aus dem Wasser, um dann wieder
in die Wellen einzutauchen.
„Es ist wirklich wunderschön hier“, meinte Niklas voller Bewunderung.
„Ja“, erwiderte Kimama, „deshalb bin ich auch so gern
hier. Komm, wir müssen weiter. Die weisen Feen erwarten uns.“ Sie kamen zu
einer Blumenwiese, deren kleine Blüten golden in der gerade aufgehenden Sonne
glänzten. Scharen von riesigen, bunten Schmetterlingen flogen über sie hinweg.
Mit einem Mal blieb Kimama stehen. Vor ihnen, gar nicht weit entfernt,
stand ein prächtiges Schloss. Seine Silhouette flimmerte im Sonnenlicht. Es war
schneeweiß und hatte mehrere kleine Türme, die mit schwarzen Dachschindeln gedeckt
waren. Niklas rieb sich die Augen, hatte er sich das gerade eingebildet? Er
öffnete sie wieder, doch das Schloss stand immer noch dort. Ein großer
Torbogen, der von wilden Rosen umrankt wurde, stellte den Eingang zum Garten
dar. Niklas sah Kimama von der Seite an. Stolz nickte sie:
„Das ist das Feenschloss. Ein großer Zauberer, ich glaube, es war Merlin,
hat es einmal aus Dankbarkeit einer unserer Vorfahren geschenkt. Seit
Jahrhunderten leben hier die Feen.“
„Alle Feen?“
„Nicht alle, diejenigen, die von den weisen Frauen ausgesucht wurden, es
sind ungefähr hundert. Die weisen Feen sind besonders klug und schon sehr alt.
Nun komm, ich stelle dich ihnen vor.“ Kimama nahm Niklas an die Hand und zog
ihn hinter sich her. Sie gingen durch den Torbogen direkt auf das Schloss zu. Der
Junge wäre in diesem Moment am liebsten wieder nach Hause geflogen, doch nun
war es zu spät. Sie betraten das Anwesen und standen in einer großen Halle. An
den hohen Wänden rings herum, hingen viele Bilderrahmen, die Bilder von Feen
trugen. Niklas sah sich um, ob das alle weisen Feen waren, die einmal hier
gelebt hatten? Kimama hatte wieder einmal seine Gedanken erraten. Sie antwortete:
„Ja, das ist wahr.“ Sie zog ihn zu einem Bild, das schon ziemlich vergilbt
war.
„Sieh mal, das war die erste weise Fee, ihr Name war Hyazinth,
die hier lebte. Sie bekam das Schloss von Merlin geschenkt. Weise Feen können
sehr alt werden. Doch eines Tages werden auch wir in das Reich unserer
Vorfahren gerufen.“
Während sie sich noch die Bilder ansahen, betrat unbemerkt eine alte Frau
die Halle. Sie trug einen auffallend
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