Niklas Pettersson - Im Labyrinth der Finsternis (German Edition)
zu
hören. Vorsichtig drehte er den Knopf, um die Tür zu öffnen. Niklas schob sie
ein wenig auf, sofort verstummte das Lachen. Niemand war zu sehen und sobald er
die Tür schloss, begann das Gekicher erneut. Der Junge schüttelte den Kopf. Was
sollte das? Bedächtig ging er weiter und öffnete behutsam, um ja kein Geräusch
zu machen, eine Tür nach der anderen. Fast alle Räume waren leer. Doch in einem
Zimmer wurde ein Fest gefeiert. Gestalten in Festtagsgewändern tanzten
ausgelassen zu einer entsetzlichen Musik. Irgendwie hatten alle Personen keine
Gesichter. In dem Moment, als Niklas den Raum betrat, verstummte die Musik und
der Raum war auf einmal gespenstisch leer. Am Ende des Flures hatte er noch eine
Tür zu öffnen. Zögernd betrat er den Raum. An einem Tisch saßen ein Mann und
eine Frau. Als Niklas näherkam, sah er, dass es sich um zwei Wesen handelte,
die durchscheinend waren, wie Gespenster. Sie standen auf und lächelten ihn an.
„Niklas mein Junge“, die Frau stand auf und ging mit hölzernen Bewegungen
auf Niklas zu. Unwillkürlich wich er einen Schritt zurück. Plötzlich fiel es
ihm ein: Diese Frau sah genau so aus wie seine Mutter auf dem Bild in dem
Amulett. Nun kam auch der Mann auf ihn zu.
„Hab keine Angst, wir sind es, deine Eltern. Kannst du dich nicht an uns
erinnern? Wir sind nicht real, nur Bilder. Wir mussten dich vor einigen Jahren
zurücklassen, weil ein mächtiger Zauberer uns alle töten wollte. Die Feen haben
damals dafür gesorgt, dass du den Weg zu Thor, deinem Ziehvater gefunden hattest.
Wir wussten, dass du bei ihm in Sicherheit sein würdest. Deine Mutter und ich
sind auf einer Insel im westlichen Eismeer gefangen. Auch mit unseren
Zauberkräften können wir nicht von dieser schrecklichen Insel fliehen. Dank Fistibell
haben wir eine Möglichkeit gefunden, dich heute hier zu sehen. Du hast unsere
Zauberkräfte geerbt. Es ist unsere große Hoffnung, dass du uns eines Tages rettest.“
Erwartungsvoll sah der Mann auf Niklas herunter, da er mindestens einen Kopf
größer war als der Junge. Niklas atmete tief ein, sein Herz klopfte heftig. Was
sollte er ihm antworten? Er fasste sich ein Herz und sagte:
„Ich glaube, ihr kommt mir bekannt vor. Es ist so lange her“, erwiderte Niklas
schüchtern. Der Mann nickte kummervoll.
„Deine Mutter und ich warten schon lange darauf, dir ein Lebenszeichen
von uns zu geben.“
„Aber wie kann ich euch erlösen?“
„Das mein Sohn musst du selbst herausfinden.“ Mit diesen
Worten drehten sich die beiden Figuren um und setzten sich wieder auf ihre
Stühle. Niklas schluckte, ob das wirklich seine Eltern waren? Sie waren zwar
Fremde für ihn und doch fühlte er sich mit ihnen irgendwie verbunden. Er warf
noch einen kurzen Blick auf die beiden Gestalten, die regungslos am Tisch
saßen. Wenn das stimmte, was der Mann ihm erzählt hatte, wer war dann wohl
dieser Zauberer? Niedergeschlagen schloss Niklas die Tür hinter sich. Als er
das Ende des Ganges erreichte, drehte er sich noch einmal um und bemerkte
erstaunt, dass alle Türen verschwunden waren. Hatte er sich das alles nur eingebildet?
Er musste zurück zu den Feen und vor allem zu Kimama. Niklas konnte es
gar nicht abwarten, ihr von seinem Erlebnis zu erzählen. Die Fackel hielt er in
die Höhe und tastete sich weiter, denn die Flamme wurde dunkler und drohte zu
erlöschen. Hier musste doch irgendwo die steinige Treppe sein, die ihn hinaufgeführt
hatte. Er hatte die Treppe erreicht. Hier musste doch diese Geheimtür sein. Er
tastete die Wand ab und drückte sich dagegen, in der Hoffnung, dass sich etwas
bewegte. Doch nichts geschah, Niklas rief:
„Hallo, ist da jemand?“ Kräftig hämmerte er mit seiner Faust gegen die
Wand und siehe da, die Geheimtür zur Bibliothek öffnete sich. Vor ihm standen Fistibell
und Kimama.
„Ich hatte mir Sorgen um dich gemacht und Fistibell gerufen. Wo warst
du?“ Fistibell legte dem Jungen ihre knochige Hand auf die Schulter und meinte:
„Wir werden später darüber sprechen. Kommt bitte nach dem Abendessen zu
mir in meine Kammer.“ Nach diesen Worten war sie verschwunden.
„Was war denn los? Komm, erzähl es mir“, bettelte Kimama. Niklas sah sie
an und sagte:
„Du wirst es nicht glauben, ich habe meine Eltern gesehen.“ Die Fee riss
die Augen auf.
„Waaas? Wo hast du sie gesehen? Hinter der Geheimtür?“ Ungläubig
schüttelte sie immer wieder den Kopf. Da sie keine Ruhe gab, erzählte Niklas ihr
die ganze
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