Niklas Pettersson - Im Labyrinth der Finsternis (German Edition)
dir noch deine Flügel
anpassen.“ Niklas nickte, wären sie doch nur schon wieder aus dem Feenreich
zurück. Sagremor überlegte einen Moment und murmelte eine ganze Weile vor sich.
Plötzlich zwickte es in Niklas Rücken. Es piekte und kribbelte, er hatte das
Gefühl, dass es unter seiner Jacke eng wurde. Der Stoff barst, und hervor kamen
zwei wunderschöne himmelblaue Flügel. Niklas drehte sich um sich selbst, doch
leider konnte er sich nicht von hinten sehen. So hatte er nur das Gefühl, dass
irgendetwas ihn nach hinten zog, und er musste versuchen, das Gleichgewicht zu
halten. Sagremor konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Niklas sah schon
recht komisch aus mit seinen Flügeln.
„Ich glaube, Kimama wird neidisch auf sie sein“, meinte Sagremor. „Komm,
zeig sie ihr.“ Niklas wäre am liebsten in ein Mauseloch gekrabbelt, es war ihm
peinlich. Widerstrebend, immer noch mit der Balance kämpfend, ging er mit Sagremor
zu Fistibell und Kimama zurück in den Speisesaal. Kimama stieß einen Schrei
aus:
„Wo hast du die denn her?“ Sie begann zu lachen und konnte nicht mehr
aufhören, bis Fistibell sie energisch zur Ruhe rief. Kimama verstummte, sie
gluckste noch ein paar Mal und war schließlich ruhig.
„Verzeihung, ich war nur so überrascht dich mit Flügeln zu sehen.“ Fast
wäre sie wieder in Gelächter ausgebrochen, doch ein Blick von Fistibell genügte
und ihre Lippen waren versiegelt. „Sie sind wirklich sehr schön“, meinte sie
stattdessen.
„Wo ist das Buch der Magie?“, wollte sie wissen. Niklas hielt ihr den
magischen Spiegel entgegen. „Du machst Witze“, meinte sie. Niklas schüttelte
den Kopf.
„Er hat recht, es ist in dem Spiegel“, antwortete Sagremor. Fistibell
schüttelte den Kopf, was hatte sich Farmodur jetzt wieder ausgedacht.
„Hoffentlich geht alles gut.“
„Das wird es.“ Sagremor verabschiedete die kleine
Gesellschaft und wünschte allen viel Glück, dann verschwand er. Abschiedsszenen
konnte er nicht leiden. Er hätte Niklas noch so viel zu sagen gehabt, er mochte
den Jungen, auf dem jetzt so viel Verantwortung ruhte. Fistibell dämpfte ihre
Stimme und flüsterte eine Zauberformel, um wieder ins Freie zu gelangen.
Die kleine Gruppe setzte sich in Bewegung, Niklas war gespannt, ob er
wirklich fliegen konnte. Er konzentrierte sich auf seine Flügel, und sie fingen
an zu schwirren. Er hob leicht vom Boden ab und fiel wie ein Stein zu Boden.
Niklas rieb sich seinen Hosenboden.
„Sie funktionieren nicht“, beschwerte er sich. Fistibell meinte:
„Das ist wie beim Laufen, das musstest du auch erst lernen. Probier es
noch einmal, es ist gar nicht so schwierig.“ Niklas startete einen zweiten
Versuch. Dieses Mal blieb er etwas länger in der Luft, um dann wieder den Boden
zu berühren.
„Ich mag nicht mehr“, rief er aus. „Mit diesen Flügeln stimmt etwas
nicht.“ Nun war Kimama an der Reihe, sie sollte ihm Mut zusprechen.
„Niklas, nur noch einmal, bitte, mir zuliebe. Wenn du in der Luft bist,
denke nicht an das Fliegen, sondern sieh dir die Landschaft an. Denk an etwas
Schönes, die Vögel, die Blumen, alles, was du von oben sehen kannst.“
„Gut, noch einmal, aber dann ist Schluss. Sagremor kann mir die Flügel
gleich wieder abnehmen.“ Niklas stieg wieder in die Lüfte, und dieses Mal
klappte es. Er umkreiste die beiden Feen und flog wie ein Vogel. Er rief Kimama
zu, wie schön es doch hier oben sei, aber wie sollte er jetzt auf wieder
hinunterkommen? Hilflos sah er nach unten, Kimama hatte seinen ängstlichen Blick
gesehen.
„Du musst deinen Flügelschlag verlangsamen“, rief sie ihm zu.
„Wie?“, fragte er zurück.
„Konzentriere dich auf deine Flügel, du bist viel zu schnell.“ Es
glückte, die Bewegungen der Flügel wurden immer ruhiger, und er landete direkt
vor Kimama und Fistibell.
„Das hast du gut gemacht“, Fistibell war zufrieden.
„Wir fliegen zurück zum Feenschloss, und morgen macht ihr euch auf die Reise
ins Feenreich.“ Die drei hoben vom Boden ab und Niklas flog, als hätte er nie etwas
anderes gemacht.
Im Feenschloss am Mondsee herrschte unterdessen helle Aufregung. Eine
Fee, die Wächterfee genannt, hatte gemeldet, sie hätte einen Geist gesehen.
Alle Räume wurden durchsucht, doch man fand nichts. Als Fistibell mit Kimama
und Niklas im Schloss eintraf, wurde ihnen diese Nachricht sogleich überbracht.
Niemand konnte es sich erklären. Die drei Reisenden gingen an diesem Abend früh
schlafen, der lange Flug
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