Nikos Reise durch Raum und Zeit - ein Roman über die Rätsel der Quantenphysik
inbegriffen. Würdest du in einer Rakete fliegen, die 99 Prozent der Lichtgeschwindigkeit erreicht, würdest du fast sieben Mal so lange leben wie alle anderen Menschen auf der Welt, und dabei wärst du dir dessen nicht einmal bewusst. Wenn du nach einem Jahr zurückkehren würdest, würdest du sehen, dass die zu Hause Gebliebenen sieben Jahre älter sind.«
»Kennst du nicht den Spruch von John Derek: ›Lebe schnell, stirb jung‹?«, witzelte Quiona. »Jetzt muss sich nur noch herausstellen, dass dieser Lebemann auch ein Experte in Sachen Relativität war …«
»Wer ist John Derek?«, fragte der Elf. »Diesen Physiker kenne ich gar nicht.«
»Egal, vergiss es, Eldwen.«
Mit einem süßen kleinen Luftsprung kam die Fee auf Niko zu:
»Ich werd dir zeigen, wie relativ die Zeit ist. Und dazu musst du nicht einmal den Bus nehmen oder dich überhaupt von hier fortbewegen.«
Und schon umarmte sie ihn zärtlich und sang ihm ein süßliches Wiegenlied ins Ohr.
Nikos Herz schlug so heftig, dass er dachte, es würde ihm aus der Brust springen.
»Und jetzt sieh auf deine Uhr«, sagte Quiona und machte diesem tollen Gefühl abrupt ein Ende. »Warte, bis der Sekundenzeiger eine ganze Umdrehung gemacht hat.«
Während er den Zeiger dabei beobachtete, wie er allmählich vorankam, kam es Niko vor, als würde eine Ewigkeit vergehen. Als der Sekundenzeiger seinen Weg zu Ende gebracht hatte, fragte ihn die Fee:
»Wie viel Zeit ist vergangen?«
»Eine ganze Runde des Zeigers sind 60 Sekunden, also: eine unendlich lange Minute.«
»Und unsere Umarmung? Was denkst du, wie lange hat die gedauert?«
»Ein paar Sekunden vielleicht«, antwortete Niko im Brustton der Überzeugung.
»Tja – beides war exakt gleich lang. Einstein zufolge vergeht die Zeit viel schneller, wenn du ein Mädchen umarmst, als wenn du einem Sekundenzeiger bei seinem Vorankommen zusiehst.«
Niko nickte. Es war ihm ein bisschen peinlich, als er sah, wie sich Kronos und Eldwen über die Szene amüsierten. Dann besah er sich die Uhren, die im ganzen Laden standen und deren Zeiger sich so unterschiedlich schnell bewegten.
»Diese Uhren hier … sind also nicht alle kaputt?«
»Aber nein«, unterbrach ihn Kronos. »Sie messen die Zeit nur eben auf relative Art. Das sind Spezialuhren, jede einzelne lebt in ihrem eigenen Rhythmus.«
»Das sind richtige Glücksuhren!«, rief die Fee. »Wenn du eine solche Uhr hättest, dann könntest du bewirken, dass die Zeit schneller oder langsamer vergeht, je nachdem, wie es für dich gerade passen würde.«
»Ja, Quiona, nur darf man damit nicht spielen. Auch wenn es unserem kleinen Freund hier sehr gelegen käme. Er müsste sich nie mehr Sorgen machen, ob er zu spät zum Unterricht käme.«
»Kann schon sein«, flüsterte sie Niko ins Ohr, »aber Kronos muss sich da wohl keine Sorgen mehr machen – er ist ja schon über 500 Jahre alt.«
In diesem Augenblick wurden sie vom schrillen Klingeln des Glöckchens an der Eingangstür abgelenkt.
Jemand hatte den Laden betreten. Der Uhrmacher hob den Kopf und die anderen drei drehten sich um, um zu sehen, wer es war.
Zwei Elfen, einer jung, der andere wesentlich älter, betraten diskutierend den Laden. Niko dachte, dass die beiden bestimmt miteinander verwandt seien. Denn trotz des klaren Altersunterschieds sahen sie sich verblüffend ähnlich. Als er den Uhrmacher sah, lächelte der jüngere der beiden und begrüßte ihn erfreut:
»Hallo, Kronos, gut, dass du da bist! Wir brauchen mal wieder deine Hilfe.«
Kronos seufzte; erneut entstiegen seiner Pfeife symmetrische Rauchringe. Er machte ein strenges Gesicht:
»Ihr könnt nicht jedes Mal zu mir kommen, wenn euch das passiert. Das nächste Mal müsst ihr euch vorher einig werden und zusammen reisen!«
Der ältere der beiden trat einen Schritt vor.
»Ich weiß, Kronos«, seufzte er. »Ich hab ihm schon tausend Mal gesagt, dass er seine Reisen jetzt mal eine Zeit lang sein lassen soll, aber er hört ja nicht auf mich. Der Typ hat Hummeln im Hintern! Und ich habe einfach zu viel Arbeit, um ständig irgendwelche idiotischen Reisen zu unternehmen!«
»Ach, komm schon! Das war eine einmalige Gelegenheit: Dieses Mal haben wir fast Lichtgeschwindigkeit erreicht! Das war echt atomisch, Kronos«, sagte der Jüngere voller Begeisterung. »Und außerdem: Du kriegst das doch wieder hin, oder?«
»Was ist denn passiert?«, unterbrach ihn Niko.
Der junge Elf ging auf Niko, Eldwen und Quiona zu und stellte sich vor:
»Hallo,
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