Nikos Reise durch Raum und Zeit - ein Roman über die Rätsel der Quantenphysik
zusammengesetzt ist. Mein Vater macht sich einen Spaß daraus, sie zu manipulieren.«
»DIE ATOME?«
»Alles, was du um dich herum siehst, besteht aus Atomen«, sagte Quiona. »Sie sind sozusagen die Bausteine, aus denen die physische Welt gemacht ist.«
Niko nickte. In der Schule hatten sie in der letzten Unterrichtsstunde die Atome durchgenommen. Der Lehrer hatte Knete und ein paar Drähte dabeigehabt. Aus kleinen Knetkugeln hatten sie die Kerne gebaut und mit Hilfe des Drahtes konnten sie die Elektronen – noch kleinere Kügelchen aus Knete – um den Kern herum anordnen. Es hatte ausgesehen wie das Sonnensystem.
Er freute sich, dass er sich daran erinnerte, und erklärte seinen Freunden, was er wusste:
»Atome bestehen aus einem Kern und aus Elektronen, die um den Kern kreisen. Der Kern wiederum besteht aus
PROTONEN UND NEUTRONEN.«
Niko setzte sich auf einen anderen Stuhl, den ihm Eldwen mit zerknirschter Miene anbot, während er gegen die Sitzfläche klopfte, um sich zu vergewissern, dass dieser nicht auch »verändert« worden war.
»Mehr oder weniger«, sagte der Elf. »Aber nicht einmal die Protonen und die Neutronen sind die kleinsten Bestandteile der Materie. Sie wiederum bestehen aus noch kleineren Teilchen, den sogenannten Quarks.«
Die Zerlegung der Teilchen in weitere Teilchen ließ ihn an die Babuschkas denken, an die russischen Puppen, die so dekorativ im Esszimmer seiner Tante aufgestellt waren. Er mochte es, sie auseinanderzubauen und eine Figur nach der anderen herauszunehmen, bis er zur kleinsten von allen gekommen war. Mit den Teilchen verhielt es sich offenbar genauso. Man konnte sie öffnen und jedes Mal kam ein noch kleineres darin zum Vorschein.
»Ja, ich erinnere mich an irgendwas mit Quarks«, murmelte Niko. »In der Fußballpartie haben wir die gesehen, als das Mini-Universum entstanden ist. Sie haben doch auch die Sterne und Galaxien erschaffen, oder?«
Quiona sprang auf und nahm ein Bild von der Wand.
ES WAR DIE ABBILDUNG VON ZWÖLF
MERKWÜRDIGEN GESTALTEN. EINEN VON IHNEN
KANNTE NIKO AUS DER PARTIE ZWISCHEN
MATERIE UND ANTIMATERIE.
Die Fee reichte ihm das Bild und erklärte:
»Vom allerkleinsten Materieteilchen bis zum gigantischsten Stern besteht alles aus diesen Dingern mit den komischen Bezeichnungen. Die sechs hier auf der linken Seite gehören zur Familie der Quarks. Sie heißen
UP, DOWN, CHARM, STRANGE,
TOP UND BOTTOM. 1)
1) Englisch für: »nach oben«, »nach unten«, »nett«, »seltsam«, »Spitze« und »Boden« oder »Grund«
Die anderen sechs gehören zur Familie der sogenannten Leptonen. Drei von ihnen heißen Elektron, Myon und Tauon . Die drei Geister auf der rechten Seite sind die sogenannten Neutrinos.«
»Geister?«, fragte Niko und spürte, wie ihm ein Schauer über den Rücken lief.
»Milliarden dieser Geister durchlaufen gerade jetzt deinen Arm«, sagte die Fee Q.
Niko schüttelte seinen Arm, als müsse er sich von dieser sportlichen Übung mikroskopischer Geister befreien.
»Als Geister bezeichnen wir sie deshalb«, warf Eldwen ein, »weil es unmöglich ist, sie zu sehen, und weil sie überall sind – auch in deinem Arm. Du brauchst dir aber keine Sorgen zu machen deswegen, sie richten keinen Schaden an.«
»Aber wenn es unmöglich ist, sie zu sehen – woher wisst ihr dann überhaupt, dass es sie gibt?«, fragte Niko.
Eldwen rückte die Brille auf seiner Elfennase zurecht, bevor er sehr ernsthaft antwortete:
»In deiner Welt können sie mit Hilfe von bestimmten Geräten aufgespürt werden, zum Beispiel gibt es eines in Japan mit dem Namen Super Kamiokande.«
In diesem Moment betrat Eldwens Mutter das Wohnzimmer. Sie trug ein Tablett voll mit Essen. Die Cannelloni dufteten so herrlich, dass ihnen das Wasser im Mund zusammenlief, und Niko hoffte, dass seine Freunde inzwischen genauso hungrig waren wie er selbst und die Lektion somit fürs Erste beendet wäre.
Eldwen jedoch schlug mit der Hand auf die Tischplatte und ließ die anderen an seinen Gedanken teilhaben:
»Der Tisch scheint sehr hart zu sein, richtig? Wie Quiona schon bemerkt hat, sind Atome die Bausteine, aus denen die gesamte Materie besteht. Die Atome selbst allerdings – so unglaublich das auch klingt – bestehen zu einem Großteil aus leerem Raum. Stell dir mal vor: Wenn ein Atom die Größe eines Fußballstadions hätte, würde sich der Atomkern in der Größe eines Tischtennisballs in der Mitte des Spielfelds befinden, während die Elektronen als winzige Punkte die
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