Nikos Reise durch Raum und Zeit - ein Roman über die Rätsel der Quantenphysik
fuhr mit seiner Erklärung fort:
»Stell dir vor, auf einem Planeten in 521 Lichtjahren Entfernung gäbe es einen Astronomen mit einem so leistungsstarken Teleskop, dass er bis ins Detail sehen könnte, was auf der Erde geschieht. Würde er sein Teleskop jetzt, also im Jahre 2013, auf Amerika richten, dann würde er sehen, wie eben Kolumbus mit seinen Karavellen anlegt; er würde nicht die Menschen von heute sehen, sondern die von 1492.«
»Wenn ich mir das jetzt so überlege, macht das Sinn. Aber trotzdem – was hat die Lichtgeschwindigkeit mit diesen seltsamen Uhren für relative Zeitmessung zu tun?«, fragte Niko.
»Immer mit der Ruhe. Nun weißt du also, dass das Licht nicht instantan ist, dass es also nicht im selben Augenblick an verschiedenen, voneinander entfernten Orten ist, sondern dass es eine gewisse Zeit braucht, um sich durch den Raum zu bewegen. So weit, so gut. Dann stell dir jetzt vor, dass Kronos und ich im Zug mit einer Geschwindigkeit von 100 Kilometern pro Stunde unterwegs sind. Du befindest dich am Bahnhof, wo du am Gleis stehst und uns vorbeifahren siehst. In dem Moment, in dem wir exakt auf deiner Höhe sind, werfe ich Kronos, der ein paar Sitze weiter vorne sitzt, einen Ball zu. Von meiner Warte aus gesehen bewegt sich der Ball innerhalb des Zuges mit zehn Kilometern pro Stunde. Du allerdings siehst das Ganze völlig anders – kannst du mir folgen?«
»Ich denke schon.« Das war sogar für Niko eine einfache Rechnung. »Ich würde sehen, dass der Ball sich mit 110 Kilometern pro Stunde bewegt. Da ihr im Zug seid, bewegt ihr euch selbst ja schon mit 100 Kilometern pro Stunde; ich muss also nur die beiden Geschwindigkeiten zusammenzählen: 100 + 10 = 110.«
»Sehr gut!«, rief Kronos.
Niko war stolz, vor allem weil er sich gut machte vor seiner Fee, die sich nun einschaltete:
»Machen wir das Ganze ein bisschen komplizierter. Stellen wir uns vor, dass sich der Zug mit 250.000 Kilometern pro Sekunde fortbewegt und dass Eldwen keinen Ball wirft, sondern eine Taschenlampe anknipst und den Lichtstrahl auf Kronos richtet. Was würde dann geschehen?«
»Also, aus Kronos’ Sicht würde das Licht mit einer Geschwindigkeit von 300.000 Kilometern pro Sekunde auf ihn zukommen. Aber was ich vom Bahnsteig aus sehen würde …« Niko zögerte mit seiner Antwort.
Eigentlich wäre es logisch gewesen zu sagen, dass sich der Lichtstrahl vom Bahnsteig aus gesehen mit einer Geschwindigkeit von 550.000 Kilometern pro Sekunde bewegen würde. Er musste ja nur wieder die Lichtgeschwindigkeit (300.000 Kilometer pro Sekunde) und die Geschwindigkeit des Zuges (250.000 Kilometer pro Sekunde) addieren – genau wie im vorhergehenden Fall. Quionas sarkastisches Lächeln allerdings ließ ihn vermuten, dass er kurz davor war, sich lächerlich zu machen.
»Jetzt hab ich’s!«, rief Niko plötzlich.
»DAMIT ICH EINE TÜR SCHLIESSEN KANN,
MUSS SIE OFFEN SEIN!«
Kronos und Eldwen waren sprachlos. Diese Antwort machte ja offensichtlich gar keinen Sinn. Quiona jedoch schenkte ihm ein offenes Lächeln, ging auf Niko zu und gab ihm einen Kuss auf die Stirn.
»Sehr gut, du hast mein Rätsel gelöst! Ich habe die Regeln bestimmt und ich werde mein Wort halten: Jetzt bin ich an der Reihe, deine Fragen zu beantworten.«
Niko wurde rot wie eine Tomate, was ihm in diesem Moment allerdings völlig egal war. Dieses entzückende Feengeschöpf hatte ihm gerade den süßesten Kuss seines Lebens gegeben.
Quiona stand zu ihrem Wort und erläuterte:
»Für dich auf dem Bahnsteig bewegt sich der Lichtstrahl nach wie vor mit einer Geschwindigkeit von 300.000 Kilometern pro Sekunde, obwohl sich der Zug seinerseits auch bewegt. Die Lichtgeschwindigkeit stellt eine Art kosmische Grenze dar und nichts im Universum kann sie überschreiten. Das ist sozusagen verboten.«
»Was uns zu einem der Ergebnisse der berühmten
RELATIVITÄTSTHEORIE
VON EINSTEIN
führt:
Nähert man sich der Lichtgeschwindigkeit an, vergeht die Zeit langsamer und Objekte werden verkürzt wahrgenommen«, fügte Eldwen hinzu.
Das war für Niko zu abgefahren, als dass er es verstanden hätte, doch bevor er fragen konnte, fuhr Kronos mit der Erklärung fort:
»Die Zeit vergeht langsamer oder schneller – je nach der Geschwindigkeit, mit der du selbst dich bewegst. Je schneller du dich bewegst, desto langsamer vergeht die Zeit. Eine Uhr in Bewegung geht langsamer als eine, die auf der Stelle steht. Und das gilt für alle Arten von Uhren, deinen Herzschlag
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