Nikos Reise durch Raum und Zeit - ein Roman über die Rätsel der Quantenphysik
seine Freunde sich in ernsten Schwierigkeiten befanden, und er fügte hinzu:
»… Euer Ehren.«
»Lassen Sie uns die Tatsachen betrachten«, fuhr der Direktor fort. »Ihr habt unser wichtigstes Gesetz gebrochen: Der Kontakt zu Menschen ist verboten. Und selbstverständlich darf ein Mensch – ganz egal, unter welchen Umständen – niemals unsere Quantenwelt betreten. Dieses Gesetz gibt es bereits seit 1700 Jahren. Dabei sollten wir nicht vergessen, dass diese strenge Regel aufgestellt wurde, um die Menschen vor sich selbst zu schützen.«
»Es kann gut sein, dass die Menschen vor 1700 Jahren noch nicht in der Lage waren, unsere Welt zu verstehen«, verteidigte sich Eldwen. »Aber das ändert sich gerade. Es wird allmählich Zeit, dass die Menschen entdecken, dass die Welt um sie herum viel magischer ist, als sie denken. Wenn das nicht geschieht, wird sich die Menschheit letztlich selbst zerstören.«
Einer der Elfen des Gerichts erhob sich von seinem Platz. Sein Gesicht war rot vor Empörung. Niko erkannte ihn sofort: Es war der Elf aus der holografischen Projektion.
»Sei doch nicht so naiv!«, schrie Anred. »Einigen menschlichen Wissenschaftlern ist es doch längst gelungen, Teile der Quantenwelt zu manipulieren. Und wozu haben sie dieses Wissen genutzt? Glaubt ihr vielleicht, ihnen ist dadurch klar geworden, wie wunderschön unser Universum ist? Nein, meine Herrschaften! Atombomben haben sie gebaut! Und genau deshalb dürfen die Menschen nichts von dem begreifen, was hier vor sich geht. Wenn sie unsere Welt wirklich von Grund auf verstehen würden, dann würde es keinen Wimpernschlag dauern, bis sie sie zerstört hätten. Wir dürfen es nicht zulassen, dass dieser Junge hier herauskommt. Er ist eine Gefahr für uns alle. Er muss augenblicklich ins Gefängnis gesperrt werden!«
Ein anderer Elf des Gerichts ergriff das Wort und gab Eldwen recht:
»Übertreib nicht, Anred. Wir können ihn schließlich zurück in seine Welt schicken und zuvor sein Gedächtnis löschen. Dennoch muss ich den Angeklagten verteidigen und hinzufügen, dass er teilweise recht hat. Obwohl die Bibliothek und damit alle Informationen, die darin lagen, zerstört wurden, haben doch einige wenige Menschen die Geheimnisse der Quantenwelt begriffen und bewahrt – ein Wissen, das nur wenigen Meistern vorbehalten war. Diese Menschen haben niemals Anzeichen von Aggressivität gezeigt, ganz im Gegenteil: Sie haben dazu beigetragen, dass die Menschen sich weiterentwickelt haben.«
Der Direktor des QGD bemerkte Nikos verwirrten Gesichtsausdruck und erklärte:
»Vor vielen Jahren – oder, um genauer zu sein: vor vielen Jahrhunderten – gab es ein paar wenige Pforten, durch die die Welt der Menschen mit der unseren verbunden war. Es existierte ein Ort, an dem die Weisen zusammenkamen und auf Schriftrollen festhielten, was sie in unserer Welt gesehen und gelernt hatten. Dieser Ort war die Bibliothek von Alexandria – eine fantastische Ansammlung von Wissen! Allerdings waren die Menschen so begierig, diese Schriftrollen und damit ihre Geheimnisse zu besitzen, dass sie letztlich einen gigantischen Krieg auslösten:
DIE BIBLIOTHEK
VON ALEXANDRIA
wurde zerstört. Seitdem passen wir sehr gut auf, dass die Zugänge zur Quantenwelt versiegelt bleiben. Zugang für Menschen verboten! Ich bin nicht sicher, ob ihr wirklich bereit seid, im Besitz all dieser Kenntnisse zu sein. Ich fürchte, dass wäre etwa so, wie einer Gruppe Kindergartenkinder eine Bombe in die Hand zu drücken. Und trotzdem haben wir jetzt ein Problem: Nach fast zwei Jahrtausenden ist es einem Menschen gelungen, die verriegelte Tür zu passieren. Wenn du die Tür noch einmal durchschreitest, nachdem du in deine Welt zurückgekehrt bist, dann ist das Siegel, mit dem alle Zugänge verschlossen wurden, für immer zerstört. Von dir, Niko, hängt es ab, ob jeder x-beliebige Mensch die Quantenwelt betreten und verlassen kann, wann er will.«
Niko hörte ihm sprachlos zu. Einen Moment lang dachte er, dass ihm das alles eine Nummer zu groß sei und dass es das Beste sei, wenn ihn das Gericht nur einfach wohlbehalten in die Welt zurückbringe, in die er gehörte. Vielleicht käme er sogar noch rechtzeitig zum Nachmittagsunterricht.
Dann ergriff Anred erneut das Wort:
»Das ist doch absurd! Seht ihr denn nicht, dass das hier einfach nur ein junger, unwissender Mensch ist? Er hat doch nicht den leisesten Schimmer von wissenschaftlichen Kenntnissen! Lasst uns endlich zum Urteilsspruch
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