Nikotin
Fälle von Männern, die von ergebenen Ga t tinnen ermordet wurden. Die Frauen – sie verstehen o f fensichtlich besser, den Schein zu wahren.«
»Sie sind abscheulich, Monsieur Poirot, Sie sind gräs s lich! Ich kenne die Babbingtons genügend, um mich für sie verbürgen zu können. Es ist ungeheuerlich!«
»Mord ist auch ungeheuerlich, Mademoiselle«, sagte Poirot streng. Gleich darauf fuhr er jedoch in leichterem Tonfall fort: »Aber ich, der ich nur die Tatsachen sehe, pflichte Ihnen bei, dass Mrs Babbington als Täter au s scheidet. Wegen der Melfort Abtei. Wie Sir Charles sehr richtig bemerkte, ist der Schuldige eine Person, die beide Male zugegen war. Eine von den sieben auf Ihrer Liste.«
Ein langes Schweigen.
»Und welche weiteren Schritte raten Sie uns an?«, wagte Mr Satterthwaite endlich zu fragen.
»Haben Sie sich denn schon einen Plan zurechtgelegt?«
Jetzt übernahm Charles Cartwright die Antwort. »Ich beabsichtige, jede Person dieser Liste so lange als schuldig zu betrachten, bis ihre Unschuld bewiesen ist. Oder a n ders ausgedrückt: Wir sollten einmal annehmen, dass zw i schen jeder der sieben Personen und Stephen Babbington eine Verbindung besteht, und all unsere Schlauheit au f bieten, um die Art jener Verbindung herauszufinden. Finden wir keine, so gehen wir zur nächsten Person ü ber.«
»Bravo! Eine gute Psychologie, Sir Charles. Und Ihr Verfahren?«
»Darüber hatten wir noch nicht gesprochen. Einen Rat Ihrerseits würden wir dankbar begrüßen, Monsieur Po i rot. Vielleicht werden Sie selbst…«
Hercule wehrte mit beiden Händen ab.
»Mein Freund, fordern Sie nur kein aktives Eingreifen von mir! Zeitlebens habe ich den Standpunkt vertreten, dass jedes Problem am besten durch Denken gelöst wird. Fahren Sie aber in Ihren Nachforschungen fort, die Sir Charles so geschickt leitet…«
Und ich?, dachte Mr Satterthwaite. O diese Schauspi e ler! Immer im Rampenlicht die Starrolle spielen!
»Vielleicht wollen Sie bisweilen den Rat eines Fac h mannes einholen«, setzte Poirot seine Ausführungen fort. »Ich werde der Ratgeber sein.« Er verneigte sich leicht vor Egg. »Ist Ihnen das angenehm, Mademoiselle?«
»Ich finde es herrlich! Ihre Erfahrung wird uns zusta t tenkommen«, lachte sie ihn erleichtert an. Dann warf sie einen Blick auf die Uhr. »Oh, ich muss fort! Mama wartet sicher schon lange auf mich.«
Und sofort erklärte Sir Charles: »Ich werde Sie heimfa h ren.«
17
» N a, sehen Sie! Der Fisch hat angebissen«, sagte Hercule Poirot.
Mr Satterthwaite, dessen Blicke an der Tür hingen, die sich gerade hinter Cartwright und Egg g e schlossen hatte, schnellte herum und sah, wie der kleine Belgier listig schmunzelte.
»Ja, ja leugnen Sie es nicht! Absichtlich haben Sie mir damals in Monte Carlo den Köder hingehalten. N’est-ce pas? Sie zeigten mir die Notiz in der Zeitung: Sie hofften, dass sie mein Interesse erregen und ich mich selbst mit der Angelegenheit befassen würde.«
»Das ist wahr«, sagte Mr Satterthwaite. »Doch ich glaubte, es sei mir misslungen.«
»Nicht im Mindesten ist es Ihnen misslungen, mon cher. Sie sind ein gewitzter Beurteiler der menschlichen Natur. Ich krankte an Langeweile; ich hatte – um die Worte des in unserer Nähe spielenden Kindes zu gebrauchen – nichts zu tun. Da kamen Sie im richtigen psychologischen Moment. Wie sehr hängt übrigens auch ein Verbrechen vom psychologischen Moment ab! Verbrechen und Ps y chologie – sie gehen Hand in Hand. Aber kehren wir zu unserer eigenen Angelegenheit zurück! Dieses Verbr e chen bereitet mir Kopfzerbrechen. Es ärgert mich.«
»Welches Verbrechen? Das erste oder das zweite?«
»Es gibt nur eins. Was Sie den ersten und zweiten Mord nennen, sind lediglich die beiden Hälften desselben Verbrechens. Die zweite Hälfte ist einfach – der Bewe g grund, die angewandten Mittel…«
Hier fiel Mr Satterthwaite ein.
»Mein lieber Monsieur Poirot, die Mittel bieten eine gleiche Schwierigkeit dar. In keinem der Weine wurde Gift gefunden, und von den Speisen aßen sämtliche Gä s te.«
»Nein, nein, es bestehen Unterschiede. Im ersten Fall scheint es nicht, als ob irgendjemand Babbington vergiftet haben könnte. Wenn Sir Charles gewollt hätte, wäre er imstande gewesen, einen x-beliebigen seiner Gäste zu vergiften, nicht aber einen besonderen Gast. Helen Temple hätte vielleicht in das letzte Glas auf dem Tablett etwas hineinschütten können, aber Mr Babbingtons Glas war nicht das letzte.
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